Der "Ingwer"-Prozess: Star-Koch Alfons Schuhbeck vor Gericht
Der Ort des Geschehens ist einer mit Geschichte: der Saal 134 des Münchner Justizpalastes. Dort wurde vor acht Jahren schonmal jemand aus der Münchner Schickeria wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Uli Hoeneß, langjähriger Präsident des FC Bayern München, bekam 2014 eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren - und landete tatsächlich hinter Gittern.
Gefängnis realistische Option
Die Geschichte könnte sich wiederholen. Denn im Fall Schuhbeck soll es laut Medienberichten um rund zwei Millionen Euro hinterzogene Steuern gehen. Und nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe aus dem Jahr 2012 droht schon ab einer Summe von einer Million in der Regel eine Haftstrafe ohne Bewährung. Sollte Schuhbeck also für die angeklagten Taten verurteilt werden, ist das Gefängnis eine realistische Option.
25 Mal angeklagt
In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bis zum 22. Dezember sind 18 Verhandlungstage angesetzt. Mutmaßliche Tatorte sind laut Medienberichten die Münchner Restaurants "Orlando" und "Südtiroler Stuben". Einem Mitangeklagten wird Beihilfe vorgeworfen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, soll es sich dabei um einen Computerfachmann handeln, der ein Programm entwickelt haben soll, das regelmäßig Posten aus den Tageseinnahmen löschte und so am Fiskus vorbei manövrierte.
Erneuerer der bayrischen Küche
Für Schuhbeck dürfte der Prozess der Tiefpunkt seiner Karriere sein. Er, der eigentlich mal Fernmeldetechniker werden wollte, wurde stattdessen einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik. Er hat schon die Beatles und Charlie Chaplin bekocht, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Queen Elizabeth II. - und immer wieder auch den FC Bayern München. Sein Name ist eine Marke. Er baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Catering-Service, einem Eissalon und Gewürzläden.
Der Bayer, der sich als Erneuerer der bayerischen Küche sieht, ist nicht nur Gastwirt, sondern auch Unternehmer, Autor zahlreicher Kochbücher und immer wieder Gast im Fernsehen. "Ich habe nie die Hände in den Schoß gelegt", sagte er zu seinem 70. Geburtstag vor drei Jahren. "Egal wie die Zeiten sind: Man muss agieren statt reagieren."
"Eng und offen mit Behörden zusammenarbeiten"
Vor drei Jahren waren dann aber die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Schuhbeck bekannt geworden. In diesem Zusammenhang wurden auch seine Geschäftsräume durchsucht. "Ich werde sehr eng und sehr offen mit den Behörden zusammenarbeiten, um alle Vorwürfe zu entkräften", sagte der Koch damals. Er stehe "den Behörden in allen Fragen Rede und Antwort". Kurz vor dem Start des Prozesses wollten sich aber weder Schuhbeck noch seine Anwälte auf Anfrage zu dem Verfahren äußern.
Schuhbeck meldete Insolvenz an
Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Schuhbecks Imperium in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Er meldete Insolvenz an und begründete das mit dem Ausbleiben von Staatshilfen im Zuge der Corona-Pandemie. "Nachdem die vollmundig angekündigten Staatshilfen bei mir bis heute ausgeblieben sind, muss ich für meine Betriebe Insolvenz anmelden", sagte Schuhbeck damals laut einer Mitteilung, die überschrieben war mit "Das nächste Corona-Opfer". Bis zuletzt habe er auf staatliche Finanzhilfen gehofft und private Gelder in sein Unternehmen gesteckt, ließ Schuhbeck damals mitteilen. "Doch jetzt ist Schluss."
Allerdings hatte Schuhbeck nach Informationen des Bundesamtes für Justiz (BFJ) seit 2017 keine Geschäftsberichte mehr veröffentlicht, was gegen die Offenlegungspflicht verstößt. Ein Ordnungsgeldverfahren wurde eingeleitet.
Vor Gericht geht es für Schuhbeck nun nicht nur um seinen Ruf und seine berufliche Zukunft - sondern auch um seine Freiheit. Das Verfahren hat die Justiz trotz dieser Schicksalhaftigkeit halbwegs humorvoll nach einer der Lieblingszutaten des Kochs benannt: Ingwer.
Zusammenfassung
- In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn wegen Steuerhinterziehung angeklagt, bis zum 22. Dezember sind 18 Verhandlungstage angesetzt.
- Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, soll es sich dem Mitangeklagten um einen Computerfachmann handeln, der ein Programm entwickelt haben soll, das regelmäßig Posten aus den Tageseinnahmen löschte und so am Fiskus vorbei manövrierte.