"Dame vom Grill" Brigitte Grothum wird 90 Jahre alt

Wer an die ARD-Vorabendserie zurückdenkt, wird vermutlich ein Lächeln ins Gesicht bekommen. Die Berliner Generationengeschichte um Oma, Mutter und Tochter Färber, die von Brigitte Mira, Grothum und Gabriele Schramm so liebevoll wie humorvoll gespielt wurden, galt als typisches Stück Westberliner Zeitgeschichte in der Vorwendezeit.

Die Färber-Fräuleins - alle drei waren unverheiratet - machten aus ihrer Geldnot das Beste und eröffneten einen Imbisswagen, der zum Dreh- und Angelpunkt der Serie wurde. Diese war glänzend besetzt - so spielten mit Günther Pfitzmann und später Harald Juhnke zwei der beliebtesten männlichen Fernsehdarsteller der damaligen Zeit auch tragende Rollen. 14 Jahre lief die Reihe von 1977 bis 1991 mit 140 Folgen im Vorabendprogramm und überdauerte die Wende.

Grothum genoss die damalige Zeit, auch weil das Team so gut miteinander konnte. "Wir konnten das aus dem Effeff spielen - wir brauchten eigentlich gar keine Regisseure", erinnerte sie sich im vergangenen Jahr im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Es war im wahrsten Sinn familiär - nahe dem Imbisswagen der Fernsehserie parkte die damals junge Mutter von zwei Kindern einen Wohnwagen, in dem sie mit ihren Kindern Mittagessen und Schulaufgaben machen konnte.

Grothum war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Bekanntheit. Ein bekanntes Film- und Fernsehgesicht war sie aber schon davor. Die am 26. Februar 1935 in Dessau geborene ausgebildete Schauspielerin hatte am Theater begonnen. Sie spielte dann aber in den 60er-Jahren in drei der Edgar-Wallace-Krimis mit, etwa an der Seite von Klaus Kinski und Joachim Fuchsberger. Die Filme waren Millionenerfolge und ihre Darsteller dadurch bekannte Stars. Und Grothum ist wohl einer von wenigen Menschen, der von sich sagt, dass die Arbeit mit dem Exzentriker Kinski "wunderbar" war.

"Ich habe sehr, sehr viel Glück gehabt im Leben", sagte Grothum im RBB. "Ich kann in meinem hohen Alter wirklich noch das machen, was ich am allerliebsten mache." Und das Allerliebste ist der Schauspielerin die Theaterarbeit.

Auch als Regisseurin verdiente sie sich ihre Meriten - sie brachte 1987 als Gründerin, Regisseurin und Darstellerin die Jedermann-Festspiele nach Berlin. Bis zum Ende 2014 hatten diese rund 500.000 Zuschauer, aus finanziellen Gründen zog sie damals den Schlussstrich.

Auf Grothum verzichten mussten die Zuschauer trotzdem nicht. Im Fernsehen spielt sie bei "WaPo Berlin" weiter eine Nebenrolle. Und im Theater ist sie auch mit "Ein Deutsches Leben" zu sehen - ein Einpersonenstück über die Sekretärin von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Für die seit wenigen Jahre verwitwete Grothum ist es ein topaktuelles Stück angesichts der erstarkenden Rechten: "Wir leben so vor uns hin und merken gar nicht, wie wir in was reinschlittern."

Das Stück wird viel gefeiert, sie spielte vor ganzen Schulen und viel jungem Publikum. In der NDR-"Talkshow" erinnerte sie sich allerdings mit zwiespältigen Gefühlen an ein Gastspiel in Hamburg. Da seien Zuschauer nach der Aufführung zu ihr gekommen und hätten sie angesprochen. Sie habe gedacht, die wollten sie für das Stück loben, doch tatsächlich wollten sie über die "Drei Damen vom Grill" sprechen. "Man sieht, wie wenig Theater bewirken kann", sagte Grothum. Von einem langen künstlerischen Leben mit 70 Jahren Bühnenerfahrung bleiben vor allem "Die drei Damen vom Grill" übrig.