"Charmanter" Hochstapler: "Er war zu gut, um wahr zu sein"
Ein Hochstapler hatte sich seit 2003 sein Leben von Banken, Kreditgebern und Frauen finanzieren lassen. Nun ist er am Freitag am Wiener Landesgericht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Er war "zu gut um wahr zu sein"...
PULS 24 Chronik Chefreporterin Magdalena Punz hat mit einer ehemaligen Lebensgefährtin des Mannes gesprochen.
"Das ist zu gut, um wahr zu sein", sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie den Mann 2011 kennengelernt hat. Dieser habe ein "extrem eloquentes und charmantes Auftreten" gehabt. "Aber gut, sie können nicht Menschen um ihr Geld erleichtern, wenn sie ein unsympathischer Kretin sind", meint die ehemalige Partnerin des wegen Betrugs verurteilten Mannes.
Viele Jahre später habe sich schließlich herausgestellt, dass der Mann wirklich zu gut war, um wahr zu sein.
"Einziges Gefühl ist Missachtung"
Er sei "extrem manipulativ", habe "alle um den Finger gewickelt" und die Geschichte präsentiert, er sei besonders wohlhabend.
Der Mann habe es stets geschafft, die "Realität umzudrehen": Sich selbst als Betrogener statt als Betrüger darzustellen. Dies sei ihm scheinbar auch über 20 Jahre hinweg gut gelungen. Während der Beziehung habe die Ex-Partnerin nie etwas bemerkt. Nachdem der Mann in ihrer gemeinsamen Wohnung festgenommen wurde, habe sie schließlich Unterlagen durchgeschaut und habe dann den Betrug entdeckt.
"Das einzige Gefühl, das ich für ihn habe, ist Missachtung", meint die Frau, die am Freitag auch gegen ihren ehemaligen Partner vor Gericht ausgesagt hat. Sie wünsche sich, dass der Mann "zur Rechenschaft gezogen wird, für das, was er getan hat".
Hochstapler ließ sich Leben von Frauen finanzieren
Schaden von 670.000 Euro
Die Anklage hatte dem Mann einen angerichteten Schaden von über 670.000 Euro angelastet. Er wurde in fast allen von über 130 Anklagepunkten schuldig erkannt. Der 56-Jährige hatte sich schon beim Prozessauftakt Ende Juli umfassend geständig gezeigt: "Es war ein Lügengebilde. Ich wollte immer mehr sein, als ich selber bin."
Ein wirklich reumütiges Geständnis hat Richterin Christina Salzborn dem verurteilten Mann nicht wirklich abgekauft.
Das Geständnis sei "zielführend" gewesen, meint Erich Gemeiner, Verteidiger des Angeklagten im PULS 24 Interview. Ob sein Geständnis reumütig ist oder nicht, könne nur der Täter für sich beantworten. Das weitere Leben des Mannes werde dies zeigen.
"Wollte immer besser sein, als er ist"
Gemeiner geht davon aus, dass sein Mandant im Leben "immer besser sein wollte, als was er tatsächlich ist". Wie sei man "besser in der Gesellschaft"? "Indem man schöne Frauen und viel Geld hat" - das habe der Mann auch sein Leben lang vorgespielt.
Der Verteidiger glaubt, dass der Mann sich über den Schaden bewusst sei, den er verursacht hat. "Möglicherweise nicht bei den anderen Opfern. Aber ich glaube, das, was er für seine eigenen Kinder angerichtet hat, ich glaube sehr wohl, dass ihm das bewusst ist", meinte der Anwalt im PULS 24 Interview.
Betrugsprozess: "Er wollte immer besser sein, als er ist"
Verteidiger Erich Gemeiner über den Fall
Zusammenfassung
- Ein Mann ist zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er jahrelang sein Leben von Banken, Kreditgebern und Frauen finanzieren hatte lassen.
- Der Mann sei "extrem manipulativ" und habe es stets geschafft "alle um den Finger zu wickeln", erklärt eine ehemalige Partnerin des Verurteilten im PULS 24 Interview.
- Die Anklage hatte dem Mann einen angerichteten Schaden von über 670.000 Euro angelastet.