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Bluttat in OÖ: Polizei bezweifelt Gutachten zu Todeszeitpunkt

Ende Oktober wurden der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau im Mühlviertel und ein Jagdleiter erschossen. Fünf Tage später wurde der Tatverdächtige tot aufgefunden. In einem Vorabgutachten gilt es nun aber als wahrscheinlich, dass der Mann schon am Tattag tot war. Die Polizei glaubt indes, dass sich der tatverdächtige Jäger erst Tags darauf suizidiert hat.

Schon am 28. Oktober - dem Tattag - soll jener Jäger laut Gutachten, der im Mühlviertel den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau und einen weiteren Jagdleiter erschossen haben soll, tot gewesen sein. Erst am 2. November, also fünf Tage danach, war die Leiche des Gesuchten in einem Waldstück in Arnreit gefunden worden. 

Am Montag hatte das "Vorab-Gutachten" erste Aufschlüsse über den Todeszeitpunkt gegeben. Eine Liegezeit von fünf Tagen gelte laut Gutachten als wahrscheinlich. Eine Leichenliegezeit von weniger als 48 Stunden vor dem Tag des Auffindens sei auszuschließen, bestätigt Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Staatsanwaltschaft (StA) Linz, gegenüber PULS 24.

Cobra-Streife war am Dienstag vor Ort

Der stellvertretende Landespolizeidirektor, Rudolf Keplinger, meint hingegen, das Gutachten gebe nur den wahrscheinlichen Todeszeitpunkt an. Da eine Cobra-Streife noch am Dienstag, den 29. Oktober, in eben jenem Waldstück, in dem der Mann dann aufgefunden worden ist, unterwegs war. "Die hätten das ja gesehen", meint Keplinger. 

Man gehe seitens der Polizei eher davon aus, dass er sich am Dienstag suizidiert hat. Wichtig sei der Polizei, dass das nicht schon 48 Stunden vor dem Auffinden gewesen sei. Da hätte es noch Zeugenaussagen zu einem Lichtkegel gegeben, so Keplinger. 

Machte die Polizei Fehler?

Im Mühlviertel herrschte über Tage hinweg Ausnahmezustand. Die Polizei, die Cobra, Interventionsgruppen und Hundeführer waren in Hundertschaften aus ganz Österreich im Einsatz unterwegs, um den Tatverdächtigen zu suchen. 

In den sozialen Netzwerken sorgt das Gutachten, wonach der Gesuchte womöglich schon am Tattag tot gewesen sei, für Kritik an der Polizei. Keplinger könne im Gespräch mit PULS 24 zu möglichen Fehlern "gar nichts sagen".

Das Gebiet, das man absuchte, sei zu groß gewesen, um nun zu sagen, dass man ihn hätte schneller finden können. Zudem habe Keplinger "dutzende Briefe und Mails bekommen", in denen sich die Bevölkerung für den Schutz bedankt habe.

Am Tattag selbst sei die Polizei außerdem mit dem Schutz der Menschen beschäftigt gewesen. Als bekannt wurde, dass wohl Jagdstreitigkeiten der Hintergrund für die Tat waren, hatten sich viele gemeldet und um Schutz gebeten.

Nun werde der Fall seitens des Bundesministerium für Inneres evaluiert, so Keplinger. 

Video: Zweifach-Bluttat im Mühlviertel: Obduktion soll Fragen klären

Die Ergebnisse des "Vorab-Gutachtens" basieren auf mehreren Befunden. So wurden Gewebeproben entnommen, um den Proteinabbau zu rekonstruieren, und Larven sichergestellt. 

Bürgermeister und Jagdleiter erschossen

Am 28. Oktober diesen Jahres war der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau in Frauenschlag erschossen worden. Etwa eineinhalb Stunden später entdeckte die Polizei ein zweites Opfer. Einen Jagdleiter, der vom Täter in seinem Haus in Arnreit aufgesucht worden war. Danach galt der Täter als flüchtig. Schnell galt Roland D. als Verdächtiger. 

Am Freitag, den 1. November, hatte man das Auto des Tatverdächtigen entdeckt. Einen Tag später dessen Leiche. 

54 Personen geschützt

Am Montag, 23.Dezember, hielt die Polizei in einer Aussendung nochmal fest, dass das oberste Ziel des Einsatzes der "punktuelle Schutz weiterer gefährdeter Personen, sowie der gesamten Bevölkerung" gewesen sei. Für 54 Personen habe man "situative Schutzmaßnahmen" ergriffen. Der Täter sei schließlich als "hochgradig gefährlich" eingestuft worden. 

Durchsucht wurde ein Gebiet in der Größe der Stadt Linz - teilweise sei das Areal schwer zugänglich gewesen - eine effiziente Durchsuchung sei nur bei Tageslicht möglich gewesen. Man habe auch etwa 400 Hinweise aus der Bevölkerung geprüft. Auch in der Aussendung hieß es aber, dass man die Einsatz evaluieren werde. 

ribbon Zusammenfassung
  • Ende Oktober war der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau und ein Jagdleiter im Mühlviertel erschossen worden.
  • Fünf Tage später war der Tatverdächtige tot aufgefunden worden.
  • In einem Vorabgutachten gilt es nun aber als wahrscheinlich, dass der Mann schon am Tattag tot war.
  • Die Polizei glaubt indes, dass sich der verdächtige Jäger erst tags darauf suizidiert hat.