Bis zu 17.000 Haushalte: Mietervereinigung rechnet mit "Delogierungs-Welle"

Vielen Mietern könnte in den nächsten Monaten eine Delogierung drohen. Das bestätigte Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung in Wien, im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros. Grund dafür sei das Fälligwerden der gestundeten Mieten aus dem Jahr 2020.

Eine genaue Zahl der betroffenen Mieter gäbe es laut Elke Hanel-Torsch nicht. Mieter hätten keine zentrale Anlaufstelle gehabt und deshalb wurde um Stundung individuell beim Vermieter angesucht. Nun würden die coronabedingt gestundeten Mieten der Monate April, Mai und Juni 2020 fällig werden. Dies habe zur Folge, dass die ausständigen Zahlungen gerichtlich eingeklagt werden können. Das bedeute, dass betroffene Mieter zusätzlich zur Miete für den Monat April, auch die drei ausständigen Monatsmieten nachzahlen müssen.

"Wir rechnen tatsächlich leider mit einer Delogierungs-Welle die auf uns zu rollt, wenn die Regierung nicht bald etwas unternimmt", mahnte Hanel-Torsch im Interview. Dies sei laut der Vorsitzenden der Mietervereinigung in Wien vor allem für Personen ein Problem, die coronabedingt ihren Zahlungen nicht nachkommen konnten. Diese Menschen "wissen nicht, wann sie wieder eine Arbeit finden werden oder wann sie wieder Vollzeit arbeiten können, wann sie ihr Geschäftslokal aufsperren können und die haben jetzt zusätzlich noch die Sorge ihre Wohnung zu verlieren", sagte Hanel-Torsch.

Weitere Stundung verschiebe Problem nur

Vor Corona seien bereits 380.000 Haushalte mit den Wohnkosten überlastet gewesen. Das würde jeden zehnten Haushalt betreffen. Durch Corona würden laut Hanel-Torsch allerdings über 50.000 Haushalte dazu kommen und 2021 17.000 Haushalte delogiert werden, "sollte sich nichts ändern". Sie fordere daher ein "rasches Handeln der Regierung" und einen "Sicher-Wohnen-Fond", wie sie im Interview erklärte. Dieser Fond sollte laut ihr mit 100 Millionen Euro dotiert werden. Davon könnten Mieter und Vermieter profitieren. Eine erneute Stundung würde laut Hanel-Torsch das Problem nur aufschieben.

"Ziel muss sein die jetzigen Wohnungen zu sichern"

Mieter, die zumindest noch die laufende Miete regelmäßig zahlen, allerdings nicht die gestundeten Mieten aus den oben genannten Monaten zurückzahlen können, müssten laut Hanel-Torsch zunächst nicht mit einer Räumungsklage rechnen. Eine Delogierung wegen Mietzinsrückständen aus diesem Zeitraum sei erst ab 2022 möglich.

"Das Ziel muss sein die jetzigen Wohnungen zu sichern", sagte Hanel-Torsch. "Es wird für alle viel teurer, wenn diese Menschen die Wohnung verlieren." Betroffene empfiehlt sie, sich entweder an eine Mietschutzorganisation zu wenden, wie die Mietervereinigung, oder das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen.

ribbon Zusammenfassung
  • Vielen Mietern könnte in den nächsten Monaten eine Delogierung drohen. Das bestätigte Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung in Wien, im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros.
  • Grund dafür sei das Fälligwerden der gestundeten Mieten aus dem Jahr 2020.
  • "Wir rechnen tatsächlich leider mit einer Delogierungs-Welle die auf uns zu rollt, wenn die Regierung nicht bald etwas unternimmt", mahnte Hanel-Torsch im Interview.
  • Vor Corona seien bereits 380.000 Haushalte mit den Wohnkosten überlastet gewesen. Das würde jeden zehnten Haushalt betreffen. Durch Corona würden laut Hanel-Torsch allerdings über 50.000 Haushalte dazu kommen und 2021 17.000 Haushalte delogiert werden.
  • Sie fordere daher ein "rasches Handeln der Regierung" und einen "Sicher-Wohnen-Fond", wie sie im Interview erklärte.
  • Dieser Fond sollte laut ihr mit 100 Millionen Euro dotiert werden. Davon könnten Mieter und Vermieter profitieren.