Aufarbeitung nach Hochwasser in Niederösterreich hält an
Pernkopf blickte vor Journalisten auf "eine noch nie da gewesene Hochwasserkatastrophe" zurück. Es sei abschnittsweise ein 300-jährliches Ereignis und darüber hinaus erreicht worden. Mehr als 20.000 Gebäude in 425 Gemeinden seien von Überschwemmungen betroffen gewesen.
Mit den bisherigen Hilfszahlungen sind laut Pernkopf zu 90 Prozent private Wohngebäude bedacht worden. Hinzu kommen 8,5 Prozent Gewerbebetriebe und 1,5 Prozent Bauernhöfe. Auf Bezirksebene gingen die meisten Zahlungen an St. Pölten-Land (103 Millionen Euro), gefolgt von Tulln (78 Millionen Euro) und Melk (33 Millionen Euro). "Wir gehen davon aus, dass die letzten Anträge bis Jahresende einlangen werden", prognostizierte Katharina Schmid vom Katastrophenfonds.
Die bisher ausbezahlten Hilfen von 50 Prozent können bei Härtefällen auf bis zu 80 Prozent aufgestockt werden. Im privaten Bereich seien hier bisher 90 Meldungen eingelangt, eine Auszahlung soll noch vor Weihnachten erfolgen. Vier eingelangte Härtefälle wurden bisher im betrieblichen Bereich verzeichnet.
Beim Hochwasserschutz wird unterdessen auf einen raschen Ausbau gesetzt. Priorität haben Pernkopf zufolge Sofortmaßnahmen und akute Sanierungen, 2025 sollen dann Schutzprojekte vorgezogen werden. In den Landesregierungssitzungen vom (gestrigen) Dienstag und von kommender Woche wurden und werden insgesamt mehr als 30 Vorhaben beschlossen.
Hinsichtlich etwaiger Defizite bei Dämmen in der Vergangenheit hielt Martin Angelmaier, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes, fest, dass alle Dammbrüche mittlerweile geschlossen seien. Die Finanzierung sei gesichert, Bewilligungen würden vorliegen. 2025 solle eine Vergabe starten, Ziel seien möglichst rasche Baumaßnahmen. "Menschenschutz geht vor Natur- und Artenschutz", ergänzte Pernkopf in diesem Zusammenhang. Es brauche hier aber teils auch noch die Änderung gesetzlicher Voraussetzungen.
Rückblickend auf den September betonte Angelmaier die Außergewöhnlichkeit der Niederschläge in Sachen Intensität und flächendeckender Betroffenheit des Bundeslandes. Bisherige Tageshöchstwerte seien an vielen Messstellen "um bis zu das Doppelte übertroffen" worden. Im Zentralraum Niederösterreichs "bewegt sich das im Bereich von einem 1.000-jährlichen Niederschlagsereignis". Bei den Messstellen soll nun ein weiterer Ausbau erfolgen, ebenso sollen bei den Flüssen Prognosezeiträume verlängert werden.
Zusammenfassung
- Fast drei Monate nach dem Hochwasser in Niederösterreich wurden 16.000 Fälle mit insgesamt 290 Millionen Euro an Hilfszahlungen bearbeitet, wobei 90 % der Zahlungen an private Wohngebäude gingen.
- Die Hochwasserkatastrophe betraf über 20.000 Gebäude in 425 Gemeinden, mit den höchsten Hilfszahlungen an St. Pölten-Land (103 Millionen Euro), gefolgt von Tulln (78 Millionen Euro) und Melk (33 Millionen Euro).
- Zur Prävention zukünftiger Katastrophen werden 70 Hochwasserschutzprojekte vorgezogen, wobei Sofortmaßnahmen und Sanierungen Priorität haben und ab 2025 weitere Projekte umgesetzt werden sollen.