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"Angst vor antisemitischen Übergriffen": Lesung in Wien abgesagt

Eine Lesung des Journalisten und Autoren Jürgen Pettinger in Wien wurde abgesagt. Die Veranstalter würden "aus Sicherheitsgründen derzeit keine Veranstaltungen mit jüdischem Kontext" wollen.

Eigentlich hätte Journalist und Autor Jürgen Pettinger eine Lesung seines neuen Buches "Dorothea - Queere Heldin unterm Hakenkreuz" abhalten sollen.

"Angst vor antisemitischen Übergriffen"

Nun wurde die Veranstaltung in Wien jedoch abgesagt - die Veranstalter würden "aus Sicherheitsgründen derzeit keine Veranstaltung mit jüdischem Kontext" haben wollen. Die Veranstalter, selbst jüdisch, hätten aus "Angst vor antisemitischen Übergriffen abgesagt". Auf X, vormals Twitter, zeigt sich Pettinger "sehr betroffen" darüber.

Abgesagte Lesung ist "pipifax"

In seinem Buch erzählt Pettinger die Geschichte der österreichischen Schauspielerin Dorothea Neff, die ab 1940 ihre jüdische Lebensgefährtin Lilli Wolf in Wien jahrelang vor den Nationalsozialisten versteckte.

"Dass ich fast 80 Jahre später die Geschichte von Dorothea und Lilli nicht erzählen darf, ist gelinde gesagt..." - anschließend schreibt er ein "Mind blown"-Emoji. "Dass eine Lesung abgesagt wird, ist pipifax. Jüdinnen und Juden tragen keine Ketten mit Davidstern mehr, legen die Kippa ab oder verstecken sie unter einem Baseballcap, usw. - Das darf nicht sein! Ist aber so ..."

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober steigen die Zahlen der antisemitischen Vorfälle in mehreren europäischen Ländern, unter anderem auch in Österreich. Erst vor wenigen Tagen wurde in einem Gebäudeteil der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs in Wien ein Brand gelegt.

Mehr dazu:

Autoren rufen zur Antisemitismus-Bekämpfung auf

Zahlreiche österreichische Autor:innen, weitere Kulturschaffende sowie die großen heimischen Schriftsteller:innenverbände haben anlässlich des Brandanschlags auf die Jüdische Zeremonienhalle am Wiener Zentralfriedhof einen Aufruf zur konsequenten Bekämpfung antisemitischer Handlungen verfasst. Politische und kirchliche Einrichtungen werden darin aufgefordert, "jede wie immer geartete antisemitische Aktion in Österreich konsequent zu verurteilen und zu unterbinden".

"Es ist erschreckend, wie schnell aus Nazi-Schmierereien Handlungen werden. Der Brandanschlag auf eine Einrichtung im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs bedient sich der Zeichensetzungen der Nazi-Propaganda, von Störung der Totenruhe und Friedhofsschändung bis zu den Zerstörungen und Verwüstungen in der sich bald wieder jährenden Reichspogromnacht. Wir wollen nicht darauf warten, bis jemand noch weiter geht", heißt es in dem Aufruf, der Montagfrüh von 176 Persönlichkeiten, von Renate Aichinger und Barbara Albert bis Gerhard Zeillinger und O.P. Zier, unterzeichnet war.

ribbon Zusammenfassung
  • Eigentlich hätte Journalist und Autor Jürgen Pettinger eine Lesung seines neuen Buches "Dorothea - Queere Heldin unterm Hakenkreuz" abhalten sollen.
  • Nun wurde die Veranstaltung in Wien jedoch abgesagt - die Veranstalter würden "aus Sicherheitsgründen derzeit keine Veranstaltung mit jüdischem Kontext " haben wollen.
  • Die Veranstalter, selbst jüdisch, hätten aus "Angst vor antisemitischen Übergriffen abgesagt".
  • In seinem Buch erzählt Pettinger die Geschichte der österreichischen Schauspielerin Dorothea Neff, die ab 1940 ihre jüdische Lebensgefährtin Lilli Wolf in Wien jahrelang vor den Nationalsozialisten versteckte.