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Akademie-Ausstellung zu 150 Jahren Franz-Josef-Land

Vor 150 Jahren entdeckte eine österreichisch-ungarische Arktisexpedition Franz-Josef-Land, eine bis dahin unbekannte Inselgruppe im Eismeer. Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeigt aus diesem Anlass in ihrer Bibliothek in Wien eine Ausstellung zur Expedition. Diese war nicht nur ein wichtiger Impuls für die Arktisforschung, sondern auch "Startschuss zu den Gegebenheiten, unter denen die Polarregion heute leiden muss", so Sibylle Wentker von der ÖAW.

Die von Hans Graf Wilczek und Spenden finanzierte Expedition stand unter der Leitung der beiden k.u.k. Offiziere Julius Payer und Karl Weyprecht. Sie starteten mit dem Schiff "Admiral Tegetthoff" und 24 Mann Besatzung am 14. Juli 1872 vom norwegischen Hafen Tromsø. Ihr Ziel war es, möglichst weit nach Norden vorzustoßen und einen Weg um den asiatischen Kontinent herum zu erkunden, die sogenannte "Nordostpassage". Doch schon am 21. August wurde das Schiff nördlich von Nowaja Semlja vom Eis eingeschlossen. Über ein Jahr saß das Schiff im Eis fest, ehe am 30. August 1873 der Ruf erschallte "Land, Land, endlich Land", den die Ausstellungsmacher auch als Titel der Schau wählte. "Nicht durch eigenes Hinzutun, sondern durch die glückliche Laune einer Eisscholle" wurde "Franz-Josef-Land" entdeckt.

Die Eisverhältnisse und der Winter erlaubten den Männern erst im darauffolgenden Frühjahr bei drei Schlittenexpeditionen das Archipel zu erforschen, dabei rund 840 Kilometer zurückzulegen und mit Kap Fligely den nördlichsten Punkt ihrer Reise und gleichzeitig den nördlichsten Landpunkt Eurasiens zu erreichen. Nachdem klar war, dass das Eis das Schiff nicht mehr freigeben würde, wurde entschieden, mit Schlitten und Booten zurückzukehren. Nach ungeheuren Strapazen erreichten die Männer Mitte August die Eisgrenze und fuhren mit den Booten Richtung Süden. Sie trafen bei Nowaja Semlja auf russische Fischer, die sie nach Norwegen brachten, wo die Expedition nach 812 Tagen am 3. September zu Ende ging.

In Wien wurden die Expeditionsteilnehmer, von denen nur ein Mann auf der Fahrt starb, mit "medialem Getöse empfangen" und auf der Fahrt ins Stadtzentrum bejubelt, wie Sibylle Wentker, Leiterin der Bibliothek und Sammlungen der ÖAW, am Mittwoch bei der Presseführung erklärte. Die Forschungsfahrt gab der Polarforschung Auftrieb. So wurde etwa auf Anregung Payers 1882/83 das erste "Internationale Polarjahr" abgehalten, bei dem mehrere Länder überein kamen, zwölf Forschungsstationen über die Arktis verteilt einzurichten und abgestimmte Experimente durchzuführen, für Wentker ein "einzigartiges Beispiel internationaler Forschungskooperation. Österreich richtete seine Station auf der nordöstlich von Island gelegenen Insel Jan Mayen ein.

In vier Vitrinen und auf mehreren thematischen Stelen spannt die bis 14. Juli geöffnete Schau den Bogen von der damals noch unbekannten Polarregion über die Payer-Weyprecht-Expedition bis zum folgenden Forschungsboom in der Arktis, der im ersten Internationalen Polarjahr 1882/83 gipfelte. Zu sehen ist etwa Gerhard Mercators berühmter Atlas aus 1595, der den Nordpol als riesigen Magnetberg darstellt. Die Schönheit des neu entdeckten Landes zeigt ein Gemälde von Kap Schrötter auf der Hohenlohe Insel, das Adolf Obermüller nach einer Skizze Payers nach der Expedition malte.

"Franz-Josef-Land", "Kap Schrötter", "Hohenlohe Insel" - es sind nur einige von vielen Beispiele, dass mit der Entdeckung auch ein Besitzanspruch angemeldet wurde und "eine koloniale Praxis" damit verbunden war, so Wentker. Ein Highlight der Ausstellung ist eine erst 1978 entdeckten Flaschenpost der Forschungsreise, die auch Einblick in den "Schrecken des Eises und der Finsternis" gibt, wie Christoph Ransmayr seinen 1984 erschienenen Roman über die Forschungsreise nannte.

Weyprecht fasste 1874 auf einem kleinen Zettel den Verlauf der Expedition zusammen ("... alle Anstrengungen vergeblich gewesen..."), verbunden mit der - auch in englisch, norwegisch und serbokroatisch übersetzten - Bitte, dieses Schreiben der österreichischen Admiralität oder dem nächsten österreichischen Konsulat weiterzuleiten. Eingepackt in Ölpapier wurde der Brief in ein ausgehöhltes Stück Holz und dieses in eine schließlich mit Blei versiegelte Medikamentenflasche gesteckt und in einer Steinpyramide auf der Insel Lamont verborgen. Erst 1978 entdeckte ein russischer Forscher das Zeitdokument, das 104 Jahre später auf diplomatischem Weg den Weg nach Österreich und an die ÖAW schaffte.

Die Flaschenpost wird auch bei der Sonderschau "Arktis. Polare Welt im Wandel" des Naturhistorischen Museums gezeigt. Diese widmet sich ab 8. November nicht nur der österreichisch-ungarischen Nordpol-Expedition, sondern auch der Frage, wie lange die dortigen Ökosysteme dem durch den Klimawandel extrem schnell ablaufenden Wandel noch standhalten können.

(S E R V I C E - Ausstellung "Land, Land, endlich Land! - 150 Jahre Franz-Josef-Land" in der Bibliothek am Campus der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1., Bäckerstraße 13; 24. Mai-14. Juli, geöffnet Montag bis Donnerstag 9.00-17.00 Uhr, Freitag 9.00-13-00 Uhr)

ribbon Zusammenfassung
  • Vor 150 Jahren entdeckte eine österreichisch-ungarische Arktisexpedition Franz-Josef-Land, eine bis dahin unbekannte Inselgruppe im Eismeer.
  • Ihr Ziel war es, möglichst weit nach Norden vorzustoßen und einen Weg um den asiatischen Kontinent herum zu erkunden, die sogenannte "Nordostpassage".
  • Doch schon am 21. August wurde das Schiff nördlich von Nowaja Semlja vom Eis eingeschlossen.