9.000 Menschen in Österreich HIV-positiv
Das Stigma bleibt, auch wenn die meisten HIV-Infizierten bei guter Lebensqualität und eine ungefähr dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung entsprechende Lebenserwartung haben, hieß es vor Medienvertretern. Heute liegt das Durchschnittsalter der Patienten in Österreich bei 49.1 Jahren (39.1 im September 2002). 19.9 Prozent sind aktuell über 60 Jahre alt.
Therapien ermöglichen HIV-positiven Menschen eine gute Lebensqualität und eine ungefähr dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung entsprechende Lebenserwartung, erläuterten die Stakeholder, die auf Initiative des globales Biotechnologieunternehmen Gilead Sciences Österreich im Vorfeld des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember in der Bundeshauptstadt zusammengefunden hatten. In Linz und Graz haben davor ähnliche Runden aus Experten, Behandlern, (gesundheits)politischen Entscheidungsträgern und Betroffenen stattgefunden. Die wichtigsten Erkenntnisse und Forderungen waren "Schwerpunkt Therapien, Prävention und Testung", "Das gesellschaftliche Stigma von HIV" und "Gesund Altern mit HIV".
Die Stigmatisierung sei nach wie vor hoch, schilderte Wiltrut Stefanek, selbst langjährige HIV-Patientin und Leiterin des Selbsthilfevereins PULSHIV. Sie ging von Anfang an offen mit der Thematik um. "Wir könnten ein normales Leben führen, wenn wir nicht immer noch Ablehnung und Ausgrenzung erfahren würden. Diskriminierung und die Angst davor gehören für viele zum Alltag", so die 1996 diagnostizierte Aktivistin.
Ein früher Start der Therapie bleibt essenziell. Andrea Brunner, Geschäftsführerin Aidshilfe Wien appellierte: "Kenne deinen Status!". Regelmäßige, niederschwellige Tests sollten für alle leicht zugänglich sein. Aktuell gibt es diese kostenlos vor allem bei den Aids-Hilfen und in Apotheken. "Oder beim Blutspenden" ergänzte ÖGK-Obmann Andreas Huss.
Dies soll dazu beitragen, die UN-Ziele 95-95-95 zu erreichen (95 Prozent der Menschen mit HIV wissen von Ihrer Infektion, 95 Prozent davon haben Zugang zur antiretroviralen Therapie, 95 Prozent davon sind unter der HIV-Nachweisbarkeitsgrenze).
Die regelmäßige Einnahme einer gut verträglichen und wirksamen HIV-Therapie sei Voraussetzung, um die Virusvermehrung dauerhaft zu unterdrücken und damit auch zu verhindern, dass das Virus weitergegeben werden kann, betonte Alexander Zoufaly, FA für Innere Medizin und Infektiologie und Präsident der Österreichischen Aidsgesellschaft. Häufige Indikatorenerkrankungen sind Gürtelrose, Hautkrankheiten oder Pfeiffersches Drüsenfieber bzw. viele Krankheiten, die auf ein schwaches Immunsystem hindeuten.
Sexuell aktive Menschen müssten aber weiterhin angesprochen und für den HIV-Test sensibilisiert werden, so die Spezialisten. Nur so sei das ambitionierte Ziel "Kein AIDS bis 2030" der UN-Vollversammlung zu erreichen. "Den Werkzeugkasten haben wir", zeigte sich Zoufaly überzeugt.
Eine Baustelle bleiben PrEP-Medikamente (Gefährdete HIV-Negative nehmen ein HIV-Medikament ein, um sich vor einer Ansteckung zu schützen; Anm.): Bis dato werden die Kosten nicht übernommen. "Für viele sind diese nicht leistbar", mahnt die Aidshilfe.
(S E R V I C E - Details unter https://www.hivheute.at/allabouthiv , https://aids.at oder www.pulshiv.at )
Zusammenfassung
- In Österreich liegt die Anzahl HIV-positiver Menschen zwischen 8.000 und 9.000. Neu werden jährlich knapp 400 Infektionen diagnostiziert; Rund ein Zehntel weiß nichts von der Ansteckung.
- Das Stigma bleibt, auch wenn die meisten HIV-Infizierten bei guter Lebensqualität und eine ungefähr dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung entsprechende Lebenserwartung haben, hieß es vor Medienvertretern.
- "Oder beim Blutspenden" ergänzte ÖGK-Obmann Andreas Huss.