20 Monate Haft für 15-Jährigen nach bewaffnetem Überfall

Nach einem bewaffneten Überfall auf eine Trafik im Bezirk Baden (NÖ) sind am Montag ein 15-jähriger Gymnasiast und ein 16 Jahre alter Lehrling vom Wiener Landesgericht jeweils zu 20 Monaten Haft, davon fünf Monate unbedingt verurteilt worden. Außerdem wurden Bewährungshilfe und eine Therapie bei der Männerberatung angeordnet. Er habe sich beweisen wollen, sagte der 15-Jährige. Die Urteile sind bereits rechtskräftig.

"Ich war immer ein Außenseiter. Ich wollte mich beweisen", erklärte der Gymnasiast einem Schöffensenat (Vorsitz: Katharina Lewy-Adegbite), der im vergangenen Frühjahr in seiner Schule festgenommen worden war. In finanzieller Hinsicht nötig hätte er es nicht nötig gehabt, die kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Er erhielt von seinen Eltern fünf bis zehn Euro Taschengeld, "alle zwei bis drei Tage, wenn ich es gebraucht habe". Damit habe er das Auslangen gefunden: "Es ging nicht ums Geld. Es ist wegen meines schlechten Freundeskreises passiert. Ich dachte, ich bin cool."

Der Gymnasiast und sein Komplize - ein aus Oberösterreich stammender Bursch, der in Wien Bekannte besucht hatte - nahmen am frühen Morgen des 30. April 2021 einen Zug Richtung Baden, wobei sie am Bahnhof Floridsdorf erst einen Bekannten anrufen und sich erkundigen mussten, von welchem Gleis die S-Bahn-Garnitur abfuhr. Auf die Trafik, die er ausrauben wollte, war der 15-Jährige gekommen, weil er gehört hatte, dass diese einen satten Umsatz machte. Der Gymnasiast nahm eine täuschend echt aussehende Schreckschusspistole mit, mit Mund-Nasenschutz-Masken versuchten er und sein Mittäter sich unkenntlich zu machen.

In der Trafik bedrohte das Duo dann mit gezückter Waffe und den Worten "Das ist kein Spaß" eine Angestellte. Die verängstigte Frau wurde nach hinten dirigiert und in ein kleines Kammerl bugsiert, wo sie offenbar eingesperrt werden sollte. "Eines will ich klarstellen, ich bin nicht mir dem Vorsatz reingegangen, jemanden zu verletzen", betonte der 15-Jährige. Die Trafikantin befindet sich jedoch aufgrund der psychischen Folgen der Tat in Spitalsbehandlung, wie ihr Rechtsvertreter Wolfgang Haas deutlich machte.

Die jugendlichen Räuber hatten allerdings nicht mit einem Kunden gerechnet, der beim Betreten des Geschäftslokals bemerkte, "dass etwas merkwürdig war", wie er dem Gericht erklärte. Der 21-Jährige schaute im hinteren Geschäftsbereich nach, ertappte die Räuber, versetzte dem 16-Jährigen einen Faustschlag ins Gesicht und begann dann mit beiden zu raufen. Er bekam dabei den Knauf der Waffe gegen die Stirn gedroschen. Als ein weiterer Kunde die Keilerei mit seinem Handy zu filmen beginnen wollte, ergriffen die Jugendlichen ohne Beute die Flucht. Sie konnten nach akribischen Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich ausgeforscht werden.

"Es war ein Riesenblödsinn", sah der 15-Jährige im Rückblick ein. Der von Verteidiger Normann Hofstätter vertretene 16-Jährige merkte an: "Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich nicht mehr hierher (vor Gericht, Anm.) komme. Aber ich werde mich bemühen und mir Hilfe holen, dass es nicht mehr passiert." Er sitze seit eineinhalb Monaten "im Häf'n", zu Beginn der U-Haft habe er keinen Kontakt zu seiner Familie gehabt: "Manchmal muss man einen kleinen Hauer auf den Kopf kriegen, dass man lernt." Die geltend gemachten Forderungen der Trafikantin und des Zeugen - je 770 Euro für die erlittenen psychischen bzw. physischen Schmerzen - erkannten die beiden Burschen an.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Trafikantin befindet sich jedoch aufgrund der psychischen Folgen der Tat in Spitalsbehandlung, wie ihr Rechtsvertreter Wolfgang Haas deutlich machte.
  • Die jugendlichen Räuber hatten allerdings nicht mit einem Kunden gerechnet, der beim Betreten des Geschäftslokals bemerkte, "dass etwas merkwürdig war", wie er dem Gericht erklärte.
  • "Es war ein Riesenblödsinn", sah der 15-Jährige im Rückblick ein.