1929-2023: Pistolen-Pionier Gaston Glock ist tot
Er war schon zu Lebzeiten eine Legende, die unter Waffenliebhabern in einem Atemzug mit den US-Ikonen Samuel Colt und John Moses Browning genannt wird: Der Kunststofftechniker Gaston Glock, der mit seiner Glock-Pistole eine Waffe schuf, die nicht nur deutlich leichter und einfacher als die damals bekannten Modelle war, sondern auch erheblich günstiger und zuverlässiger.
Der gebürtige Wiener ist am Mittwoch im Alter von 94 Jahren verstorben. Das teilte die Pressestelle von Glock der APA am späten Nachmittag mit. Bekannt wurde Glock durch seine Waffenfirma, die er im Jahr 1963 im niederösterreichischen Deutsch-Wagram gründete. Mittlerweile hat das Unternehmen weltweit Niederlassungen, unter anderem ein Werk in den USA.
"Zur Weltspitze geführt"
"Mit visionärem Weitblick hat Gaston Glock sein Unternehmen aufgebaut und mit der international geschätzten GLOCK Perfection zur Weltspitze geführt. Bis zuletzt hat er für die strategische Ausrichtung der GLOCK-Unternehmensgruppe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Verantwortung getragen", hieß es in der Mitteilung.
Für die Weiterführung und Stabilität des Unternehmens habe Glock "vorausschauend Sorge getragen", schrieb das Unternehmen weiter. "Das Lebenswerk von Ing. Gaston Glock wird auch künftig in seinem Sinne weitergeführt." Für weitere Rückfragen stehe man nicht zur Verfügung.
Spezialeinheiten auf der ganzen Welt vertrauen Glocks
Die Handfeuerwaffen von Glock werden von Polizeieinheiten und Armeen weltweit verwendet. So werden das Bundesheer und die Polizei in Österreich mit Waffen von Glock ausgestattet, aber auch die Armeen von Frankreich und Großbritannien.
Selbst die deutsche GSG 9 vertraut, trotz des Hauslieferanten Heckler & Koch, am Gürtel auf ein Fabrikat aus dem niederösterreichischen Deutsch-Wagram. Medienberichten zufolge sollen auch bis zu 80 Prozent der US-Polizisten auf die Pistolen vertrauen.
Im vergangenen Jahr hat der Pistolenproduzent Glock knapp 830 Mio. Euro umgesetzt und etwas über 146 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.500 Leute. In den USA sind Pistolen von Glock die an häufigsten an Privatpersonen verkauften Pistolen.
Leben abseits des Rampenlichts
Glock selbst konnte mit dieser Berühmtheit persönlich wenig anfangen, er galt als sehr medienscheu und auch die Society-Gesellschaft war nicht seines. Ganz konnte er dem Boulevard aber nicht entfliehen, sein millionenschwerer Rosenkrieg gegen seine Ex-Frau sorgte für Rauschen im Blätterwald.
In seinen letzten Lebensjahren lieferte er sich einen Rosenkrieg mit seiner Ex-Frau Helga. Von ihr trennte er sich nach 49 Jahren Ehe, um eine um 52 Jahre jüngere Villacherin zu heiraten.
Glock hat zwei Söhne und eine Tochter, der Ehestreit hatte zuletzt auch das Verhältnis zu ihnen getrübt.
"You don't mess with Gaston Glock"
Aber Gaston Glock ging davor genauso wenig in die Knie wie bei einem Überfall im Jahr 1999. Dem mit einem Hammer bewaffneten Angreifer fehlten ein paar Zähne und er lag "mit ausgebreiteten Armen wie Jesus am Boden", zitierte der "Falter" vor einigen Jahren einen Staatsanwalt. "You don't mess with Gaston Glock", schrieb das renommierte US-Wirtschaftsmagazin Forbes über ihn.
Und auch mit der Steuerfahndung war er im Clinch, der in einer Hausdurchsuchung bei ihm gipfelte. Nachdem dies an die Öffentlichkeit gelangt war, beauftragte der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser die Innenrevision, die undichte Stelle in seinem Ministerium zu finden.
Die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung wurden später eingestellt. Der Name Gaston Glock tauchte auch rund um eine Investorengruppe bei der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria auf, seine genaue Rolle blieb aber unklar.
Zusammenfassung
- Gaston Glock, der Gründer des österreichischen Waffenherstellers Glock, ist mit 94 Jahren gestorben.
- Bekannt wurde Glock durch seine Waffenfirma, die er im Jahr 1963 im niederösterreichischen Deutsch-Wagram gründete.
- Die Handfeuerwaffen von Glock werden von Polizeieinheiten und Armeen weltweit verwendet.