Virologe Streeck: "Geht nicht mehr darum, jede Infektion zu verhindern"

Der Virologe Streeck lässt im Newsroom LIVE aufhorchen. Er ist gegen eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und widerspricht dem Nationalen Impfgremium Österreichs bei seiner Alters-Empfehlung für den vierten Stich.

Die Maskenpflicht findet Virologe Hendrik Streeck, der Leiter des Instituts  für Virologie an der Universität Bonn, nicht in allen Bereichen sinnvoll, wie er im Interview mit PULS 24 Anchor Thomas Mohr sagt. Es gelte Orte zu unterscheiden, an denen sich "viele vulnerable Menschen aufhalten und Bereiche, wo sich der gesunde fitte Allgemeinbürger aufhält". Die Maske sei zwar, wenn richtig getragen, sehr effektiv, aber eben vor allem dort, "wo es viele potentiell Infizierte gibt".

Keine Maskenpflicht in Öffis

Die meisten Ansteckungen würden laut Streeck im privaten Bereich geschehen, etwa in Restaurants oder Clubs, wo Masken ohnehin nicht getragen werden würden. Darum plädiert er für ein Maskengebot anstatt einer Maskenpflicht an Orten, wo sie nur einen geringen Effekt hat. Dazu gehören laut ihm auch öffentliche Verkehrsmittel wie etwa die U-Bahn, in Wien einer der wenigen Orte, wo Masken getragen werden müssen.  Dort wo Risikogruppen aufeinander treffen, in Altenheimen oder Krankenhäusern, sei eine Maskenpflicht sinnvoll, findet der deutsche Virologe.

Österreichische Wissenschaftler und Virologen haben im Gegensatz dazu bereits vor Tagen für eine Maskenpflicht plädiert.

Mahr dazu: 

Risikogruppen richtiges Masken-Tragen beibringen

Streeck plädiert außerdem dafür, den Risikogruppen "beizubringen, wie man die Maske richtig trägt" und zu erkennen, wo sich gefährliche Situationen ergeben würden. Dadurch könnten sie langfristig selbst einschätzen, wo es ein hohes Infektionsgeschehen geben könnte.

Vierte Impfung nur für Ü-60-Jährige

"Die vierte Impfung hat einen besseren Schutz, aber vor allem für über 60-jährige Personen oder Risikogruppen", erklärt Streeck. "Nicht allerdings für junge und fitte Menschen". Für junge Menschen gäbe es derzeit laut ihm keinen Grund, sich ein viertes Mal impfen zu lassen, sofern sie nicht Teil einer Risikogruppe sind. Grundsätzlich sollte man nach einer Infektion mindestens sechs Monate warten, bis man sich erneut impfen lässt. 

Die Meinung des Nationalen Impfgremiums in Österreich ist eine andere: Von ihm wird die vierte Impfung allen, die älter als zwölf Jahre sind, empfohlen.  

Mehr dazu:

Gegen "anlasslose" Tests

Streeck hält "anlasslose Tests" nicht mehr für sinnvoll. Es sei ohnehin von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Was derzeit zähle, sei, wie viele Menschen mit Corona im Krankenhaus behandelt werden würden. "Wir sind in einer anderen Phase der Pandemie", betont er. "Es geht nicht mehr darum, jede Infektion zu verhindern, sondern es geht darum, dass wir die schweren Verläufe vermeiden." Das geschehe insbesondere durch einen guten Schutz der Risikogruppen.

Symptomloses Testen helfe zwar dabei, Infektionen zu entdecken, allerdings würden dadurch auch Personen aus der kritischen Infrastruktur ausfallen. Streeck plädiert darum dafür, vom anlasslosen Testen zum symptomatisch pragmatischen Testen überzugehen.

Corona: Mehrheit will einheitliche Maskenpflicht

ribbon Zusammenfassung
  • Der Virologe Streeck lässt im Newsroom LIVE aufhorchen.
  • Er ist gegen eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und widerspricht dem Nationalen Impfgremium Österreichs bei seiner Alters-Empfehlung für den vierten Stich.