APA/APA (dpa/Archiv)/Nadine Weigel

Kein Leben wie damals: So könnte es mit Corona weitergehen

Das Coronavirus scheint gekommen zu sein um zu bleiben, jedenfalls zeigt das eine Modellrechnung des Expertengremiums der britischen Regierung. In den vier präsentierten Szenarien kristallisiert sich heraus, dass die "neue" Normalität wohl bestehen bleiben wird.

Ein Leben wie damals: Geht es nach einer britischen Modellrechnung wird unser Leben in absehbarer Zeit nicht mehr genau so sein, wie es früher war. Das britische Expertengremium Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE) hat vier mögliche Szenarien präsentiert, die zeigen sollen, wie es in den nächsten zwölf bis 18 Monaten mit der Corona-Pandemie weitergehen könnte. Dabei erwarten die Wissenschaftler keine Normalität, wie es sie vor der Pandemie gab, sondern eher "ein relativ stabiles, sich wiederholendes Muster", wie es dazu in der Aussendung heißt.

"Es ist wahrscheinlich, dass der Übergang zu diesem Muster sehr dynamisch und unvorhersehbar sein wird", führen die Experten weiter aus. Generell gehe man davon aus, dass es auch in Zukunft weitere Virusvarianten-Wellen geben wird. Durch die weltweit unterschiedliche Immunität gegen Corona, sei es auch wahrscheinlich, dass in Zukunft mehr als eine Variante gleichzeitig zirkuliert. Daher werden auch die "weltweiten Impfquoten eine wichtige Rolle spielen".

Die vier Szenarien im Überblick:

Das Best-Case-Szenario

Es entwickeln sich zwar neue Varianten, allerdings erhöhen diese nicht die Übertragbarkeit. Auch führt eine Ansteckung mit diesen Varianten – ähnlich wie bei Omikron – seltener zu schweren Verläufen.

Bestenfalls bleibt die Schutzwirkung der Impfung weitgehend erhalten und auch saisonale bzw. regionale Ausbrüche bleiben überschaubar. Eine jährliche Auffrischungsimpfung erhalten Personen der Risikogruppe. Im Herbst bzw. Winter kommt es nur zu kleinen Wellen mit wenigen Schwerkranken. In Jahren mit höheren Covid-Wellen treten tendenziell weniger Grippefälle auf.

Das etwas optimistischere Szenario

Allgemein bleibt der Schweregrad einer Infektion niedrig. Corona-Wellen treten ab und zu auf, entweder weil die Immunität in der Bevölkerung abnimmt oder neue Varianten auftreten. Es wird bessere und schlechtere Jahre geben. In schlechten Zeiten weist das Virus eine hohe Übertragbarkeit und einen delta-ähnlichen Schweregrad auf. Auch müssen in schlechten Jahren alle Personengruppen geboostert werden.

Schwere Verläufe und Todesfälle beschränken sich weitgehend auf gefährdete oder ältere Menschen sowie Personen ohne vorherige Immunität oder Risikopatienten. Mancherorts werden erneut Corona-Maßnahmen, wie etwa eine Maskenpflicht, eingeführt. In diesem Szenario ähnelt die Infektionswelle in der kalten Jahreszeit der Omikron-Welle.

Im PULS 24 Interview erklärt Virologe Lukas Weseslindtner von der MedUni Wien, dass Daten aus Israel den guten Schutz einer 4. Impfung vor schweren Verläufen zeigen. 

Das eher pessimistische Szenario

International hohe Neuinfektions-Zahlen mit zunehmender Immunität innerhalb der Bevölkerung führen über viele Jahre noch zu unvorhersehbaren Varianten. Manche werden auch die Übertragbarkeit erhöhen sowie den Immunschutz umgehen können. Dadurch kann es zu mehreren Wellen im Jahr kommen – manche so schwer wie die Delta-Welle. Trotzdem bietet die Impfung auch weiterhin einen guten Schutz. Eine jährliche Auffrischungsimpfung wird allerdings für viele Menschen notwendig sein. Auch die Resistenz gegen antivirale Medikamente wird sich erhöhen.

Corona-Wellen werden nicht nur saisonal auftreten, wodurch das Gesundheitswesen dauerhaft belastet wird. In vielen Ländern werden in schlechten Jahren auch wieder Corona-Maßnahmen eingeführt. Neue Varianten werden kurzfristig zu starken Wellen führen, auch abseits der kalten Jahreszeit. Schwere Verläufe und Todesfälle konzentrieren sich weiterhin auf bestimmte Gruppen, etwa Ungeimpfte, Risikopatienten oder ältere Personen.

Das Worst-Case-Szenario

Im schlimmsten Fall sind die Neuinfektionen weltweit hoch, die Durchimpfungsrate global gering und das Virus zirkuliert in Tieren. Dadurch treten wiederholt neue Varianten, aber auch Varianten-Kombinationen auf. Nicht alle werden problematisch sein, aber einige werden eine erhebliche Immunflucht aufweisen. Todesfälle und schwere Verläufe betreffen auch je nach Variante mehrere Personengruppen. Das Risiko, an Long-Covid zu erkranken, nimmt zu.

Die Corona-Impfung muss jährlich aufgefrischt werden. Corona-Schutzmaßnahmen werden wieder eingeführt. Auch wenn weiterhin Ungeimpfte und Personen ohne auszureichender Immunität am meisten betroffen sind, werden die kommenden zwölf bis 18 Monate von sehr schwellen Wellen geprägt sein.

Langfristige Prognose schwierig

Diese Szenarien stellen laut den Wissenschaftlern nicht die einzigen Möglichkeiten dar, wie sich die Pandemie entwickeln könnte. Diese vier Varianten seien für die Experten jedoch die wahrscheinlichsten. Eine langfristige Prognose abzugeben sei dennoch schwer, betonten die Experten in der Aussendung.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Leben wie damals: Geht es nach einer britischen Modellrechnung wird es genau das nicht in der Art und Weise geben, wie es allgemein verstanden wird.
  • Das britische Expertengremium Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE) hat vier mögliche Szenarien präsentiert, die zeigen sollen, wie es in den nächsten zwölf bis 18 Monaten mit der Corona-Pandemie weitergehen könnte.
  • Dabei erwarten die Wissenschaftler keine Normalität, wie es sie vor der Pandemie gab, sondern eher "ein relativ stabiles, sich wiederholendes Muster", wie es dazu in der Aussendung heißt.
  • "Es ist wahrscheinlich, dass der Übergang zu diesem Muster sehr dynamisch und unvorhersehbar sein wird", führen die Experten weiter aus.
  • Generell gehe man davon aus, dass es auch in Zukunft weitere Virusvarianten-Wellen geben wird.
  • Durch die weltweit unterschiedliche Immunität gegen Corona sei es auch wahrscheinlich, dass in Zukunft mehr als eine Variante gleichzeitig zirkuliert. Daher werden auch die "weltweiten Impfquoten eine wichtige Rolle spielen".