Covid-Stationsleiter: Intensivstationskapazität "am Anschlag"
"Wir sind tatsächlich an einem Punkt angelangt, wo die Intensivbetten-Kapazitäten in etwa das gleiche Ausmaß erreicht haben, wie es zum Höhepunkt der zweiten Welle im Herbst war", sagt Valipour im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach.
Dies hat laut dem Lungenfacharzt mehrere Gründe, allen voran die starke Ausbreitung der britischen Corona-Mutation. Diese führe zu "aggressiveren Verläufen" und führe dazu, dass Patienten früher auf die Intensivstation müssten. Daher müssten auch immer mehr jüngere Patienten auf die Intensivstation. In der Klinik Floridsdorf hätte man Patienten im Alter zwischen 20 und 55 Jahren.
"Eine sehr ernst zu nehmende Situation"
Die Klinik Floridsdorf folge laut Valipour einem Stufenkonzept, das im gesamten Wiener Gesundheitsverbund aktiv ist. Das bedeutet, dass innerhalb der jeweiligen Stufe, die Konzepte angepasst werden. Sollte alle Betten auf der Intensivstation belegt sein, so könne man die Patienten auf andere Krankenhäuser innerhalb des Verbunds verlegen.
"Wir haben derzeit im jetzigen Stufenplan tatsächlich nicht mehr viele Kapazitäten und müssten schon in andere Häuser des Gesundheitsverbundes verlegen. Das gelingt, weil wir alle zusammenarbeiten. Aber es ist sicherlich eine sehr ernstzunehmende Situation", schildert Valipour die Lage.
"Rund 90 Prozent der Kapazitätsstufe erreicht"
Laut einer Erhebung der AGES sollen in Wien ungefähr 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten auf den Intensivstationen frei sein. Diese Zahl konnte der Lungenfacharzt nicht bestätigen. "Ein Intensivbett ist prinzipiell nur sehr selten frei. Da liegen ja auch andere Krankheitsbilder. Es gibt ja viele akute Erkrankungen und darüber hinaus Patientinnen mit großen Operationen. Ich kann diese 50 Prozent Ressourcenverfügbarkeit nicht nachvollziehen", sagt der Covid-Stationsleiter der Klinik Floridsdorf. Man habe auf seiner Station bereits rund 90 Prozent der aktuellen Kapazitätsstufe erreicht und müsse bereits zur nächsten Stufe übergehen.
"Unnötiges" Ansteckungsrisiko vermeiden
Um die Aufnahme in der Intensivstation zu vermeiden, würde man laut Valipour Patienten mit einer speziellen Sauerstofftherapie behandeln. Dennoch appellierte er im Interview an die Vernunft der Bevölkerung. Man solle ein "unnötiges" Ansteckungsrisiko vermeiden und sich auch weiterhin an die Corona-Maßnahmen halten.
"Ich glaube, es ist notwendig, dass sich jeder in der eigenen Verantwortung bewusst wird, was man beitragen kann zur jetzigen Situation. Ja, ich bin dafür, dass man wirklich die Kontakte weiterhin auf das niedrigste notwendige Ausmaß reduziert. Ich bin dafür, dass man die verschiedenen Maßnahmen wirklich einhält, die es gibt", sagte der Lungenfacharzt.
Zusammenfassung
- Die Wiener Spitäler erreichen neue Höchststände in Sachen Corona-Patienten.
- In der Klinik Floridsdorf, im AKH und im Krankenhaus Hietzing ist der Intensivbereich schon ausgelastet.
- Das bestätigt auch Arschang Valipour, Lungenfacharzt und Leiter der Covid-Station in der Klinik Floridsdorf, im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach am Dienstag.
- "Wir sind tatsächlich an einem Punkt angelangt, wo die Intensivbetten Kapazitäten in etwa das gleiche Ausmaß erreicht haben, wie es zum Höhepunkt der Zweiten Welle im Herbst war", sagt Valipour im Interview.