Wie sehe die Inflation aus, hätte Österreich keinen Euro?
Im Italien-Urlaub direkt Euros vom Bankomat abheben, kein lästiger Geldwechsel bei der Dienstreise nach Belgien. Dass das vor 22 Jahren so nicht möglich war, ist für viele heute nicht mehr vorstellbar. 2002 wurde der Euro in Österreich als Bargeld eingeführt, 1999 schon als Buchgeld.
Zu Beginn befürchteten einige, dass sich der Euro als Teuro entpuppen könnte - doch diese These hatte sich keineswegs bestätigt, wie es von der Nationalbank auf PULS 24 Nachfrage heißt.
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Teuro: Mär oder Tatsache?
"Diese Einschätzung war schon zur Zeit der Einführung falsch". Zwar habe es einzelne Preissteigerungen gegeben, die jährliche Inflationsrate von 1999 bis 2021 habe in Österreich aber immer annähernd dem Preisstabilitätsziel des Eurosystems entsprochen. Heißt: längerfristig ist die Inflationsrate nach der Euro-Einführung nicht gestiegen.
Dass die Inflation in den vergangenen Jahren angestiegen ist, ist demnach kein Euro-Phänomen, sondern betrifft auch andere Länder wie die USA. Die Mär um höhere Preise durch den Euro ist also mehr Psychologie.
Übrigens: Die Gründe für die Inflation derzeit, sind das "Wiederhochfahren" der Wirtschaft nach den pandemiebedingten Einschränkungen und die hohen Energiepreise, auch bedingt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.
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Wie sehe die Inflationsentwicklung aus, hätten wir noch den Schilling?
Wäre Österreich nicht auf den Euro umgestiegen und hätten wir noch den Schilling, wäre die Inflation vermutlich höher, heißt es von der Nationalbank. Zu Schillingzeiten verzeichnete Österreich regelmäßiger Inflationsraten, die über dem angestrebten EU-Ziel von zwei Prozent lagen.
Die Inflationsrate steigt aber auch aufgrund sogenannter "externer Schocks", wie zum Beispiel dem Anstieg der Energiepreise oder etwa während der Ölkrise in den 70er Jahren. Man kann also aus der Inflationsentwicklung heraus nicht genau schließen, dass der Euro oder Schilling stabiler wären. Das wirtschaftspolitische Umfeld heutzutage unterscheidet sich sehr stark zu damals.
Euro weniger krisenanfällig
Grundsätzlich sei der Schilling ähnlich "hart" gewesen wie der Euro. Das bedeutet, der Schilling war ebenso stabil und hat nicht schnell an Wert verloren.
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Zu Schillingzeiten war Österreich aber auf besagte Schocks und Währungsspekulationen anfälliger. Zudem muss man in Österreich nicht mehr Auswirkungen der Geldpolitik auf den Wechselkurs zu den Handelspartnern beachten.
Festzuhalten ist also, dass der Euro grundsätzlich stärker vor Risiken schützt, die in Zeiten von Unsicherheit oft auftreten.
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Zusammenfassung
- Seit mehr als 20 Jahren zahlen wir in Österreich mit dem Euro. Nicht jeder hat die Einheitswährung anfänglich gutgeheißen.
- Man befürchtete, dass es zu großen Preissteigerungen kommen wird. Bestätigt hat sich das nie.
- PULS 24 hat nachgefragt - wie krisensicher ist der Euro? Und wie sehe die Inflation aus, hätte Österreich noch den Schilling?