Handels-KV: "Blockadehaltung" und fehlender "Realismus"
Für die rund 430.000 Beschäftigten im Handel geht es am Donnerstag um ihre Lohn- und Gehaltserhöhung fürs kommende Jahr. Bisher klaffen die Vorstellunge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern aber noch weit auseinander.
Boten die Arbeitgeber ursprünglich ein Gehaltsplus von 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 800 Euro, so sind es mittlerweile 6 Prozent sowie eine einmalige Prämie von 1.000 Euro.
Auch die Gewerkschaft bewegte sich und reduzierte ihre Forderung von 9,5 Prozent und einen Fixbetrag von monatlich 40 Euro auf 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag. Einmalzahlungen lehnen die Arbeitnehmervertreter ab.
Ohne Einigung: Streiks am Einkaufsfeiertag
"Wenn die Arbeitgeberseite endlich die Blockadehaltung aufgibt und die Einmalzahlung vom Tisch nimmt, dann bin ich optimistisch, dass morgen ein Abschluss, der sozial gestaffelt ist, gelingen kann", sagte Helga Fichtinger, Chefverhandlerin für die Gewerkschaft GPA im PULS 24 Interview. Niedrige Einkommen sollen relativ eine höhere Lohnerhöhung erhalten.
Sollten die Verhandlungen auch in der fünften Runde scheitern, könne es bereits am Freitag "erste Aktivitäten" wie weitere Streikmaßnahmen geben, kündigte Fichtinger an.
"Realismus auf der Gegenseite"
"Es wird eine schwierige Runde, das ist keine Frage", sagte Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik bei PULS 24. Ob die Arbeitgeber ein neues Angebot vorbereitet haben, wollte er nicht verraten: "Das werden wir morgen im Verhandlungssaal diskutieren", so der Handelsobmann der Wirtschaftskammer (WKO).
"Aber es braucht auch einen Realismus auf der Gegenseite", mahnte er. Den Abschluss der Metaller habe man zur Kenntnis genommen, die durchschnittlich 8,6 Prozent Lohnerhöhung seien aber kein direktes Vorbild, weil die "Branchen nicht eins zu eins vergleichbar sind", meinte er.
"Auch der Zweijahres-Abschluss und all diese Dinge: Kreativität kann man einbringen, aber es muss auch für den Handel passen", so Trefelik.
Der WKO-Handelsobmann warnte auch vor der weiterhin hohen Inflation, die durch zu hohe Lohnabschlüsse vermeintlich weiter hoch bleiben könne. "Ein hoher Abschluss im Handel würde durchschlagen auf die Inflationsrate. Die würde nächstes Jahr wieder hoch bleiben, es würden die Kosten steigen, die Preise müssten dann entsprechend angepasst werden und dann wird jeder wieder jammern: 'Es ist teurer geworden im Handel'".
Zusammenfassung
- Am Donnerstag gehen die Kollektivvertragsverhandlungen für den Handel in die fünfte Runde.
- Sollte es weiter keine Einigung geben, drohen schon am Einkaufsfeiertag am Freitag die nächsten Streiks.
- Die Gewerkschaft GPA sprach von einer "Blockadehaltung" der Arbeitgeber.
- "Aber es braucht auch einen Realismus auf der Gegenseite", mahnte Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik.