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Topfavorit Djokovic fehlt - Nadal als große Unbekannte

Der große Abwesende beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres ist einmal mehr Novak Djokovic. Der Wimbledonsieger wäre für die am Montag beginnenden, mit 60,5 Mio. Dollar dotierten US Open der Topfavorit gewesen. Somit ist von den "big three" nur Rafael Nadal am Start, doch hinter seiner Fitness steht ein großes Fragezeichen. Kann der 22-fache Major-Sieger sein volles Potenzial abrufen, dann ist ihm ein fünfter Titel in Flushing Meadows aber zuzutrauen.

Nadal und auch Dominic Thiem sind, wenn man so will, neben Titelverteidiger Daniil Medwedew ebenfalls "regierende" US-Open-Sieger: Nadal hatte 2019 gewonnen und hat seither zwei Auflagen im New Yorker Stadtteil Queens versäumt, Thiem hat vor zwei Jahren seinen ersten Grand-Slam-Titel geholt, wovon auch eine Siegerfahne mit Thiems Bild auf der Anlage zeugt. 2021 musste Thiem verletzt passen.

Nadals Jahr hatte mit den Major-Titeln 21 und 22 in Melbourne und Paris sensationell begonnen, ehe er vor dem Wimbledon-Halbfinale gegen Nick Kyrgios wegen einer Bauchmuskelverletzung aufgeben musste. Seither hat der 36-jährige Spanier nur ein Match gespielt und verlor in Cincinnati gegen den späteren Champion Borna Coric.

Da er im Vorjahr in New York nicht gespielt hat, ist Nadal in der Pole Position für die Rückkehr auf den Tennis-Thron. Vier weitere Spieler haben die Chance dazu. Djokovic hingegen, dessen einziger Major-Titel 2022 in Wimbledon für die Weltrangliste ohne Punkte blieb (die ATP hatte wegen des Banns von Russland und Belarus für den Rasenklassiker keine Zähler vergeben), droht nun gar der Fall aus den Top Ten.

Topgesetzt und aufgrund seiner unzweifelbar besseren körperlichen Konstitution gegenüber Nadal wohl zu favorisieren ist abermals Daniil Medwedew, der aus besagten Gründen in Wimbledon nicht spielen durfte. Er und Nadal könnten erst im Finale aufeinandertreffen. Im weiteren Kreis der Titelanwärter sind Spaniens Jungstar Carlos Alcaraz und der Grieche Stefanos Tsitsipas.

In keinen Favoritenlisten scheint ein anderer Rückkehrer in den Big Apple auf: Für Dominic Thiem als Österreichs einzigen Fixstarter musste nach seiner Verletzung schon eine Wildcard her, damit er überhaupt antreten kann. Und nun trifft er gleich am Montag (live ServusTV) zum Auftakt auf den als Nummer 12 gesetzten Pablo Carreno Busta (ESP). Eine 7:0-Bilanz darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies für Thiem ein schweres Auftaktlos ist.

Seine Hartplatz-Rückkehr nach 525 Tagen in Winston-Salem zeigte, dass dem am 3. September 29 Jahre alt werdenden Ex-Weltranglisten-3. noch viel zur Hochform fehlt. Ein Kampfsieg über J.J. Wolf (USA), ein Sieg dank Aufgabe von Grigor Dimitrow (BUL-1) und ein glattes 1:6,4:6 gegen Jack Draper (GBR), der in der Runde darauf seinerseits in zwei Sätzen ausschied.

"Seit es klar ist, dass ich dieses Jahr wieder spielen kann, waren die US Open immer ein ganz großes Ziel. Ich freue mich extrem drauf", hatte Thiem vor Winston-Salem gemeint. Er wird gegen Carreno Busta übrigens auch sein erstes Fünf-Satz-Match seit dem Erstrunden-Aus bei den French Open Ende Mai 2021 bestreiten.

Von insgesamt sechs ÖTV-Qualifikanten war nur noch Dennis Novak übrig, der am Freitag (2. Match nach 17.00 Uhr MESZ) gegen Nicolas Jarry (CHI-16) um seinen elften Major-Hauptbewerb kämpft.

Bei den Frauen wird alles vom Farewell von Serena Williams überstrahlt. Die größte Tennis-Spielerin aller Zeiten wird in Flushing Meadows wohl zum letzten Mal als Aktive zu sehen sein. Die lange Zeit weltweit bestbezahlte Sportlerin hat vor wenigen Wochen angekündigt, dass sie sich vom Tennis verabschieden wird. Die US Open als letztes Turnier hat sie zwar nicht explizit genannt, doch keine andere Bühne wird der US-Amerikanerin wohl mehr gerecht als diese.

Einmal noch wird die ab 26. September 41-jährige Williams alles versuchen, den Allzeit-Grand-Slam-Rekord von Margaret Court (24 Titel) zu knacken, doch sie wird ihn um diesen einen Titel verpassen. Denn ein märchenhaftes Ende hält niemand für wahrscheinlich. Auch nicht Tennis-Ikone Martina Navratilova. "Emotionen können dich nur beschränkt beflügeln. Ich sehe kein Cinderella Happy End, bei dem sie das Turnier gewinnen kann." Die Eindrücke der vergangenen Wochen würden nicht nach einem wundersamen Comeback aussehen. "Mit dem Stress des Wissens, dass dies wohl dein letztes Turnier ist im Hinterkopf schon gar nicht. Aber wenn das irgendjemand schaffen kann, dann Serena."

Seit Williams' Comeback 2022 nach einem Jahr Verletzungspause gab es ein Erstrunden-Aus in Wimbledon, einen Sieg in Toronto und ein Auftakt-Aus in Cincinnati.

Das Feld bei den Frauen ist offen wie schon so oft: 2021 gab es das Sensationsfinale zweier Teenager. Die britische Siegerin Emma Raducanu hatte mit dem Hype um sie und auch Verletzungen zu kämpfen, auch Leylah Fernandez überzeugte seither nicht wirklich. Bleibt die Neo-Nummer 1 Iga Swiatek, die sich zuletzt wie auch andere Top-Ten-Spielerinnen sehr über die für Frauen weicheren US-Open-Bälle beklagt hatte.

Swiatek hatte einen großartigen Saisonstart mit 37 Siegen en suite, samt sechs Turniersiegen inklusive French-Open-Titel. Seither ist der 21-jährigen Polin etwas das Gas ausgegangen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der große Abwesende beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres ist einmal mehr Novak Djokovic.
  • Der Wimbledonsieger wäre für die am Montag beginnenden, mit 60,5 Mio. Dollar dotierten US Open der Topfavorit gewesen.
  • Somit ist von den "big three" nur Rafael Nadal am Start, doch hinter seiner Fitness steht ein großes Fragezeichen.
  • Da er im Vorjahr in New York nicht gespielt hat, ist Nadal in der Pole Position für die Rückkehr auf den Tennis-Thron.