Salzburg setzt im CL-Hit bei Bayern auf Lerneffekt
Das Finish des Hinspiels hatte es in sich: Jerome Boateng, Leroy Sane, Robert Lewandowski und Lucas Hernandez zerstörten mit vier Treffern innerhalb von 14 Minuten den Traum vom Punktgewinn und zeigten Marsch "auch, warum die Bayern Champions-League-Titelverteidiger sind und dass wir noch etliche Dinge verbessern müssen".
Um das Lob der Bayern nach dem Spiel konnte man sich nichts kaufen, es bestätigte die "Bullen" aber in ihrer offensiven Spielweise. "Wir wollen die positiven Erfahrungen des Hinspiels - und das waren gar nicht so wenige - mitnehmen und auch diesmal wieder frech und aggressiv nach vorne spielen. Das ist einfach unser Stil", bestätigte Mittelfeldmann Mohamed Camara. Klar sei aber auch, dass die Salzburger "eine absolute Top-Leistung brauchen, um etwas Zählbares mitnehmen zu können".
Marsch war von der Spielanlage prinzipiell überzeugt. "Wir haben die Bayern über lange Zeit gefordert und in vielen Bereichen gut dagegengehalten. Auch die Anzahl an Tormöglichkeiten war so, dass wir voll dabei waren", resümierte Marsch, der mit seiner Truppe aufgrund der Nähe der Allianz-Arena diesmal per Bus anreiste. "Die Bayern wissen, dass sie stärker sind als wir, wenn sie ihren besten Fußball zeigen. Aber sie wissen auch, dass wir gefährlich sind, dass wir jung und mutig sind und in jeder Partie überraschen können", betonte Defensivakteur Maximilian Wöber.
Die völlig verpatzte Generalprobe beim 1:3 am Wochenende gegen Sturm Graz soll für das Team lehrreich sein, hofft der Trainer der Roten Bullen: "Auch wenn dieses Spiel mit jenem am Mittwoch überhaupt nicht vergleichbar ist, soll das eine Lektion sein, aus der wir unsere Lehren ziehen müssen", erklärte der US-Amerikaner, dessen Truppe zuletzt immer wieder Schwächen im Defensivbereich offenbarte. "Mit unserem Spiel ist es extrem schwierig, 90 Minuten nichts anbrennen zu lassen", meinte Wöber dazu.
Bayern liegt in Gruppe A mit drei Siegen ohne Punktverlust in Front und hätte mit einem Dreier das Achtelfinalticket fix. Salzburg hält bei einem Zähler, davor liegen Lok Moskau (2) und Atletico Madrid (4). Der ohnehin nicht erwartbare Aufstieg ist in weite Ferne gerückt, Punkte wären aber nicht zuletzt im Hinblick auf den Kampf um Platz drei und den Umstieg in die Europa League von großer Bedeutung.
Klar ist, dass Marsch im Vergleich zur Sturm-Partie aufstellungstechnisch wieder zu seinem "ersten Anzug" zurückkehren wird. Schmerzhaft ist einmal mehr das Fehlen von Stürmer Patson Daka (Oberschenkel), auch Offensivmann Masaya Okugawa (Adduktoren) und der Langzeitverletzte Antoine Bernede, der am Dienstag zumindest am Platz arbeitete, fehlen.
So wie Salzburg ließ auch Bayern in der Liga am Wochenende Punkte liegen. Das 1:1 gegen ein höchst defensives Werder Bremen war trotz sichtlicher Anstrengungen des Tabellenführers nicht mehr abzuwenden. Davon unberührt, ist die Aufgabenstellung am Mittwoch eindeutig. "Unser Ziel ist, den Achtelfinaleinzug klar zu machen", erklärte Trainer Hansi Flick.
Der "notwendige Respekt" sei dennoch vorhanden. Eine "schwere Aufgabe" stehe seinem Team bevor. "Salzburg ist ein unbequemer Gegner und hat es schon in Salzburg gut gemacht. Eine Mannschaft, die den Gegner sehr, sehr gut unter Druck setzen kann und auch im Ballbesitz sehr gute Lösungen hat", betonte Flick.
Gedanken muss sich der Erfolgscoach nicht zuletzt um seine Abwehrformation machen. Außen fällt Bouna Sarr ebenso fix aus wie Alphonso Davies, Lucas Hernandez, der beim jüngsten 1:1 gegen Werder Bremen angeschlagen vom Platz musste und dann von David Alaba vertreten wurde, wird wohl zumindest auf der Bank Platz nehmen können. Und in der Innenverteidigung steht Niklas Süle mit Trainingsrückstand nach wie vor nicht zur Verfügung. Im Vergleich zum Hinspiel kann der tragende Mittelfeldakteur Joshua Kimmich nach seiner Knie-OP nicht mitwirken.
Einen persönlichen Rekord im Visier hat indes Goalgetter Lewandowski, der in Salzburg doppelt netzte: Mit einem weiteren Tor und dann 71 Treffern würde der Pole mit Spaniens Raul gleichziehen und wäre dann drittbester CL-Schütze hinter Cristiano Ronaldo (130) und Lionel Messi (118).
Zusammenfassung
- Nach Magerkost in der Liga will Red Bull Salzburg im Champions-League-Hit bei Titelverteidiger Bayern München am Mittwochabend wieder eine internationale Sternstunde liefern.
- Nur dann ist Zählbares gegen David Alaba und Co. denkbar, das 2:6 vom Hinspiel ist Mahnung genug.
- "Bullen"-Coach Jesse Marsch hofft auf einen Lerneffekt.
- So wie Salzburg ließ auch Bayern in der Liga am Wochenende Punkte liegen.