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Olympia 2022: Die Tops und Flops

Wer hat bei den Olympischen Spielen positiv überrascht und wer blieb hinter den Erwartungen zurück? Der große Rückblick auf Peking 2022.

Die XXIV. Olympischen Winterspiele in Peking sind Geschichte!

Es waren in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Spiele: Corona ließ so manchen Medaillen-Traum platzen und sorgte für teilweise fragwürdige Zustände vor Ort. Grenzwertig waren mitunter auch die äußerlichen Bedigungen an den Sportstätten, Temperaturen um die minus 20 Grad und eisiger Wind verlangten den Athletinnen und Athleten alles ab.

Umso bemerkenswerter sind die sportlichen Leistungen, die in den vergangenen 16 Tagen erbracht wurden. Es wurden Ski-Märchen geschrieben, neue Stars geboren und auch einige Dramen spielten sich ab.

Die Tops und Flops der Olympischen Spiele 2022:

Die Tops - Österreich:

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Matthias Mayer: Der Kärntner gehört seit Peking endgültig zu den Allzeit-Größen im österreichischen Sport. Nach der Abfahrt von Sotschi 2014 und dem Super-G in Pyeongchang 2018 gewann Mayer im Super-G auch in Peking Gold. Mayer ist nach Toni Sailer (Ski alpin), Felix Gottwald (Nordische Kombination) und Thomas Morgenstern (Skispringen) erst der vierte Österreicher mit drei Olympiasiegen und der erfolgreichste Alpine der Olympia-Geschichte. In der Abfahrt hat Mayer außerdem Bronze geholt.

Johannes Strolz: Wie der Vater, so der Sohn! 34 Jahre nach Hubert Strolz holte sich Sohn Johannes Gold in der Alpinen Kombination. Dabei war Johannes Strolz im Frühjahr des vergangenen Jahres schon aus allen ÖSV-Kadern gefallen. Strolz gewann zudem Silber im Slalom und triumphierte zum Abschluss mit dem ÖSV-Team im Mixed-Parallelbewerb. Mit zwei Gold- und einer Silbermedaille liegt Strolz nun - unter anderem gleichauf mit Marcel Hirscher - auf Rang sechs der erfolgreichsten österreichischen Winter-Olympioniken. Strolz ist Österreichs Nummer 1 in Peking. 

Sport-Talk: Österreich mit starker Olympia-Medaillenbilanz

Anna Gasser: Mit ihrem letzten und zuvor nie in einem Contest gezeigten Sprung kürte sich die Snowboarderin so wie 2018 in Pyeongchang zur Olympiasiegerin im Big Air. Die Kärntnerin ist erst die vierte österreichische Doppel-Olympiasiegerin und die erste, die nicht aus dem Alpin-Lager kommt.

ÖSV-Snowboarder: Zum dritten Mal in Folge holten die österreichischen Snowboarder Gold, in Zhangjiakou und Peking sogar dreifach. Nach Julia Dujmovits 2014 in Sotschi (Parallel-Slalom) und Anna Gasser 2018 in Pyeongchang (Big Air) krönte zunächst Routinier Benjamin Karl im Parallel-Riesentorlauf seine Karriere. Zwei Tage später fuhr Alessandro Hämmerle zu Gold im Cross. Gasser kürte sich schließlich im Big Air zur Doppel-Olympiasiegerin. Zudem holte Daniel Ulbing im PGS Silber.

Teresa Stadlober: Die 29-Jährige ist die erste Österreicherin mit einer Olympia-Medaille im Skilanglauf. Vier Jahre, nachdem sie auf dem Weg zu Silber auf der Strecke falsch abgebogen war, bejubelte sie Bronze im Skiathlon über 2 x 7,5 km und sorgte gleich bei der ersten Entscheidung in Peking für Hochstimmung im ÖOC-Lager. Im 10-km-Rennen als Neunte und im Team-Sprint mit Lisa Unterweger als Sechste erreichte die Salzburgerin weitere Top-Ten-Plätze.

Österreichs Rodler: Die ÖRV-Athleten sind seit Albertville 1992 eine Medaillenbank. Im National Sliding Center von Yanqing fuhr Wolfgang Kindl zu Silber, Thomas Steu/Lorenz Koller holten Bronze und gemeinsam mit Madeleine Egle musste sich das Männer-Trio in der Team-Staffel nur Deutschland knapp geschlagen geben.

Oldies: Skispringer Manuel Fettner und Snowboarder Benjamin Karl krönten mit jeweils 36 Jahren ihre Karrieren mit Gold und sind nun Österreichs älteste Olympiasieger im Winter.

Vanessa Herzog: Die Eisschnellläuferin ging für die Winterspiele volles Risiko. Zwei Bandscheibenvorfälle beeinträchtigten die Vorbereitung massiv, und mitten in der Therapie musste sie für die Olympia-Qualifikation nach Amerika reisen. Herzog wurde fit und verfehlte über ihre Paradedisziplin 500 m als Vierte nur knapp die Bronzemedaille. Einer der vielen Blech-Plätze für Österreich, aber ein wertvoller.

Die Tops - International:

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Norwegen: Norwegen ist die mit Abstand erfolgreichste Nation der Olympischen Winterspiele in Peking und hat einen neuen Rekord aufgestellt. Am Schlusstag polierte Langläuferin Therese Johaug die Rekord-Goldbilanz noch auf 16 auf, hinzu kommen 8 Silber- und 13 Bronzemedaillen. So viel hat noch keine Nation zuvor bei Winterspielen gewonnen. Der bisherige Rekord lag bei 14 Goldmedaillen, unter anderem von Norwegen und Deutschland 2018 sowie Kanada in Vancouver 2010.

Deutsche im Eiskanal: Die Deutschen dominierten in Yanqing National Sliding Center und holten alle vier Goldmedaillen im Rodeln, alle zwei im Skeleton sowie drei von vier im Bob. Macht neun von zehn möglichen Goldmedaillen. Rodlerin Natalie Geisenberger (34) ist mit nun sechsmal Gold und einmal Bronze die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin bei Olympia. Nur im Monobob blieb Deutschland ohne Gold und da ganz ohne Medaille.

Schweizer Alpine: Lara Gut-Behrami (Super-G), Corinne Suter (Abfahrt) und Michelle Gisin (Kombination) sowie Beat Feuz (Abfahrt) und Marco Odermatt (Riesentorlauf) sorgten für fünf Goldmedaillen in zehn Einzelrennen. Sie viel hat noch keine Nation bei einer Olympia-Veranstaltung gewonnen.

Eileen Gu: Chinas Star gewann Gold im Big Air und Halfpipe sowie Silber im Slopestyle. Sie ist die erste Ski-Freestylerin, die drei Medaillen bei denselben Spielen holte.

Johannes Thingnes Boe: Der norwegische Biathlet war mit vier Goldmedaillen der Dominator und wandelte damit auch auf den Spuren seines großen Landsmannes Ole Einar Björndalen, der 2002 in Salt Lake City ebenfalls viermal Gold im Biathlon holte. Erfolgreicher bei einer Austragung von Winterspielen war nur der US-amerikanische Eisschnellläufer Eric Heiden 1980 in Lake Placid, der fünf Titel sammelte. Auch die erfolgreichste Frau kommt aus dem norwegischen Biathlon-Lager. Marte Olsbu Roeiseland brachte es auf drei Goldene und zwei Bronzemedaillen.

Alexander Bolshunov: Drei Mal Gold - im Skiathlon, mit der Staffel und im auf 30 km reduzierten Marathon zum Abschluss - sowie Silber und Bronze. Der Russe ist damit hinter Johannes Thingnes Boe der zweiterfolgreichste Athlet in Peking. Er ist der erste männliche Langläufer überhaupt, der fünf Medaillen bei den gleichen Spielen geholt hat.

Finnlands Eishockeyteam: In Abwesenheit der NHL-Stars kürte sich Finnland erstmals zum Eishockey-Olympiasieger. Sechs Siege in sechs Spielen und ein verdienter 2:1-Finalerfolg über das russische Team brachte den Skandinaviern den so lange ersehnten Triumph.

Sportstätten: Selten war sich der Olympia-Tross so einig. So steril, nicht zuletzt auch wegen der Coronavirus-Pandemie die Spiele auch waren, so toll waren die Sportstätten. Beeindruckt waren die Athleten u.a. von der utopisch anmutenden Schanzen-Anlage in Zhangjiakou, dem gigantischen Eiskanal sowie den perfekten Alpin-Pisten in Yanqing. Auch die Eisqualität der Hallen-Bewerbe in Peking wurde sehr gelobt.

Hygienemaßnahmen: Bis zum letzten Tag wurden die zahlreichen Mitarbeiter nicht müde, die Olympia-Akkreditierten an beispielsweise die Maskenpflicht zu erinnern. Das alles hatte durchaus Sinn, es gab kaum Infektionsfälle während der Spiele, die meisten passierten wohl vor oder auf der Anreise, wie die positiven Flughafen-Tests zeigten. Gegen Ende der Spiele war es dann immerhin schon erlaubt, am Arbeitsplatz im Pressezentrum einen Schluck aus dem Kaffeebecher zu nehmen, ohne sofort ermahnt zu werden.

Die Flops - Österreich:

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Frauen-Skispringen: Die Bewerbe standen unter keinem guten Stern. Das rot-weiß-rote Frauenteam hatte schon im Vorfeld viel Pech, weil Gold-Favoritin Sara Marita Kramer unmittelbar vor den Spielen einen positiven Coronatest abgab und nicht nach Peking reisen konnte. Auch Jacqueline Seifriedsberger fehlte deshalb. Sportlich lief es nicht nach Wunsch, Disqualifikationen taten das übrige. Nach Sophie Sorschag im Einzel wurde Daniela Iraschko-Stolz im Mixed-Team disqualifiziert, was das ÖSV-Team im Endeffekt um eine Medaille brachte. Freilich gab es auch bei anderen Teams Disqualifikationen. Zudem wurden noch Unstimmigkeiten zwischen Cheftrainer Harald Rodlauer, der als Kontaktperson nicht nach Peking reisen konnte, und seinem in China weilenden Co-Trainer Thomas Diethart publik.

Janine Flock: Mit großen Medaillen-Ambitionen war die Tirolerin nach Peking gekommen, doch die offene Olympia-Rechnung nach Rang vier 2018 konnte nicht beglichen werden. Ein enttäuschender zehnter Rang steht am Ende zu Buche. 

Manuel Feller und Marco Schwarz: Österreichs alpine Top-Techniker kamen nicht in Schwung. Der Tiroler Feller hatte Probleme, sich auf die Schneebedingungen einzustellen, beendete nach bisher starker Weltcupsaison keines seiner beiden Rennen. Der Kärntner Schwarz hoffte auf den Flow, der sich nach der Knöchelverletzung im Laufe des Winters nicht eingestellt hatte und gestand, nach der Verletzung vielleicht zu früh angefangen zu haben

Stephanie Brunner: Nach den zwei Ausfällen bei den Winterspielen vor vier Jahren in Pyeongchang beendete die ÖSV-Läuferin auch den Riesentorlauf in Yanqing nicht.

ÖSV-Kombinierer-Team: Trotz der Bronze-Medaille von Lukas Greiderer muss Platz vier im abschließenden Teambewerb als Flop bezeichnet werden. Erstmals seit 1998 ging das rot-weiß-rote Team in einem Mannschaftsbewerb leer aus.

Matej Svancer und die Ski-Feestyler: Für das 17-jährige Megatalent in der Ski-Freestyle-Szene war Olympia eine Nummer zu groß, mit Kritik nach dem verpassten Big-Air-Finale konnte er schwer umgehen. Die Erkenntnis, dass es bei Olympia schon lange nicht mehr um "Dabeisein ist alles", sondern um Ergebnisse geht, gehört zum Reifeprozess. Auch seine Kolleginnen und Kollegen kamen nicht in Medaillennähe und schieden großteils schon in der Qualifikation aus. Rang sieben für Johannes Rohrweck im Cross war die beste Platzierung der Ski-Freestyler.

Corona im Österreich-Lager: Quarantäne, Isolation, Kontaktperson: Immer wieder waren Athletinnen, Athleten oder Betreuungspersonal damit konfrontiert. Besonders hart traf es Snowboarderin Sabine Schöffmann, die ihren Parallel-Riesentorlauf verpasste und erst Tage nach ihren Kollegen heimreisen durfte, sowie das Bobteam mit zwei Fällen.

Die Flops - International:

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Thomas Bach: Der Präsident des IOC betonte stets, dass Olympia unpolitisch sein müsse, und fand kein einziges kritisches Wort zu Menschenrechtsverletzungen oder der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong von Gastgeber China. In der Bilanz-Pressekonferenz gab es von Bach überschwängliches Lob. "Die Spiele waren ein Traum für Chinas Präsident Xi Jinping, aber ein Alptraum für die Menschenrechte", teilte indes Human Rights Watch mit.

Ct-Wert: Corona zerstörte die Medaillenträume von vielen Sportlerinnen und Sportlern. Sara Marita Kramer, die große Favoritin im Skispringen, konnte aufgrund eines positiven Tests unmittelbar vor der Spielen die Reise nach Peking nicht antreten. Snowboarderin Sabine Schöffmann musste in China ins Quarantäne-Hotel, anstatt ihren Parallel-Bewerb bestreiten zu können. Kombi-Goldfavorit Jarl Magnus Riiber wurde während der Spiele negativ, gewann beim Großschanzen-Bewerb das Springen, verlief sich aber in der Loipe. Im Teambewerb war er nicht mit dabei.

Mikaela Shiffrin: Peking wurde zu einem Alptraum für die Ausnahme-Skiläuferin, fünf Einzel- und ein Teambewerb, keine Medaille. In ihrer Paradedisziplin Slalom schied die US-Amerikanerin nach fünf Sekunden aus, im Riesentorlauf nach elf Sekunden. Nach Zielankünften in Super-G und Abfahrt kam sie als Gold-Kandidatin auch im Kombi-Slalom nicht korrekt durch die Tore. In den Sozialen Netzwerken erntete die US-Amerikanerin Häme und Spott. Zum Abschluss blieb dem US-Team mit Shiffrin im Mixed-Teambewerb auch nur Rang vier.

Kamila Valieva: Die 15-jährige Russin Kamila Valieva durfte trotz eines Dopingvergehens und nach Entscheidung des Sportgerichtshof CAS im Eiskunstlauf-Einzel antreten. Die Nerven versagten, die Goldfavoritin landete nur auf Platz vier und wurde von ihrer Trainerin mit harschen Worten empfangen. Da machte sich sogar IOC-Präsident Thomas Bach seine Gedanken: "Alles das vermittelt bei mir kein besonderes Vertrauen in dieses Umfeld von Kamila - weder in Bezug auf die Situation, die in der Vergangenheit sich abgespielt hat, noch die Zukunft."

Eiseskälte: An den meisten Tagen regierte strahlender Sonnenschein und nach den heftigsten Schneefällen seit mehr als zehn Jahren verwandelte sich die Bergregion in ein Winter-Wonderland - gut für die TV-Bilder und fürs Gemüt. Dennoch: Die klirrende Kälte mit Temperaturen bis minus 25 Grad sowie der Eiswind machten allen Beteiligten zu schaffen, gefährdeten die Gesundheit der Athletinnen und Athleten und sorgten für Verschiebungen.

Quarantäne-Hotels: Erst nach einem Aufschrei diverser corona-positiver Sportler via Sozialer Netzwerke aus ihren Quartieren gab es adäquate Unterkunfts- und Verpflegungsverbesserungen in den Quarantäne-Hotels. Schwankende Ct-Werte sorgten in einigen Fällen für den Jojo-Effekt: Rein ins Quarantäne-Hotel, raus und wieder rein.

Gastlichkeit: Wie erwartet war der Spielraum in der großen Olympia-Blase klein. Aber muss man Medien-Hotels wie Gefängnisse einzäunen und bewachen? Kann man die Bus-Pläne für die weit auseinanderliegenden Hotels und Venues in den Bergen nicht besser aufeinander abstimmen und den Beteiligten damit teils stundenlange Wartezeiten in Eiseskälte ersparen? Muss die Verpflegung in den Medienzentren an den Sportstätten wirklich so eintönig sein? Am besten man freundete sich rasch mit den selbst zuzubereitenden Nudelsuppen in den Papierbechern an. Auch der Abschiedsgruß sagt alles: Packen Sie Wasser und Snacks für die Abreise ein, da am Flughafen nichts angeboten wird.

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  • Wer hat bei den Olympischen Spielen positiv überrascht und wer blieb hinter den Erwartungen zurück? Der große Rückblick auf Peking 2022.