Grünes Licht für Formel-1-WM-Auftakt in Österreich
Nach mehrmonatigem Stillstand wegen der Coronakrise kann die Formel-1-WM 2020 Anfang Juli in Österreich mit großer Verspätung in die Saison starten. Wie das Gesundheitsministerium am Samstag bestätigte, erfüllt das für die beiden Rennen am 5. und 12. Juli vom Veranstalter vorgelegte Gesundheits-Konzept die aktuellen Erfordernisse. Die Rennen in Spielberg würden den WM-Auftakt 2020 darstellen.
Nach Möglichkeit sollen in diesem Jahr noch bis zu 15 Rennen zur Austragung kommen. Ein Ersatzkalender ist von den Formel-1-Verantwortlichen allerdings nach wie vor nicht veröffentlicht worden.
"Für das Gesundheitsministerium erfüllt das Konzept, nach detaillierter Überprüfung durch die FachexpertInnen des Hauses, die Anforderungen zur Unterbindung der Ausbreitung des Corona-Virus - entscheidend ist die enge Abstimmung zwischen Veranstalter und regionalen und lokalen Gesundheitsbehörden", teilte Gesundheitsminsiter Rudolf Anschober in einer Aussendung mit. Er sprach von einer "Regelung mit einem hohen Schutzniveau".
Die Entscheidung könnte eine mit Signalcharakter sein. Denn die Formel 1 hat wegen Covid-19 in diesem Jahr noch kein Rennen ausgetragen. Vielmehr wurden die zehn WM-Läufe vor Österreich entweder abgesagt oder verschoben. In Österreich könnte der aktuellsten Entwicklung folgend nun endlich ein WM-Start mit gleich zwei Läufen über die Bühne gehen, weil man sich am Red Bull Ring bereit erklärt hatte, eine Woche nach dem für 5. Juli angesetzten Grand Prix von Österreich auch noch einen zweiten WM-Lauf auszutragen. Erstmals in der F1-Geschichte seit ihrer Gründung 1950 werden in einer Saison und noch dazu binnen einer Woche zwei Rennen am selben Ort stattfinden.
Das Gesundheitskonzept sieht unter anderem vor, dass sich Piloten und Formel-1-Personal vor der Einreise nach Österreich testen lassen. Auch vor Ort sind umfangreiche Maßnahmen, die eine Verbreitung von Covid-19 verhindern sollen, vorgesehen. F1-Sportdirektor Ross Brawn erklärte zuletzt, dass der Tross in einer Art "Biosphäre" isoliert werden soll, um die Risiken zu minimieren.
Da keine Zuschauer erlaubt sein werden, handle es sich nicht um eine Veranstaltung nach Paragraf 10 der Covid-19-Lockerungsverordnung. Rein rechtlich seien die Rennen als Sportstätte zu werten, hieß es vom Ministerium.
Das Ministerium forderte zudem eine enge Abstimmung des Veranstalters mit den Gesundheitsbehörden ein. Das sind laut Epidemiegesetz die Landessanitätsdirektion Steiermark sowie die Bezirkshauptmannschaft Murtal. Auch die finale Entscheidung über die Durchführung liegt bei der Bezirksverwaltungsbehörde, der BH Murtal. Mit einem Einwand ist eher nicht zu rechnen.
Der stellvertretende Bezirkshauptmann Peter Plöbst bestätigte auf APA-Nachfrage, dass seine BH als Gesundheitsbehörde erster Instanz für die Abwicklung zuständig sein wird. Man werde mit den Betreibern das Konzept noch einmal durchgehen und Detailfragen klären: "Wenn das Grundsätzliche geklärt ist, werden wir den beiden Grand Prix keine Steine in den Weg legen", sagte Plöbst. Die Abläufe müssen passen, dann stehe man den Rennen nicht entgegen. Das medizinische Konzept des Projekt Spielberg kenne er und auch dieses könne die BH jedenfalls "mittragen".
Ob Rennen in Spielberg der "Türöffner" für den überfälligen WM-Ersatzkalender sind, wird sich bald zeigen. Grundsätzlich haben die Formel-1-Verantwortlichen vor, 2020 noch bis zu 15 Rennen auszutragen. Dabei will man zunächst offenbar in Europa bleiben. Nach Österreich könnte am 19. Juli in Ungarn (Budapest) gefahren werden, danach in Silverstone (2. und 9. August), wo die aktuellen Einreisebestimmungen aber eher dagegen sprechen. Danach kämen Barcelona (16. August), Spa (30. August) und am 6. September Monza, ehe es nach Übersee geht.
Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko zeigte erfreut: "Das ist ganz wichtig für die Formel 1, dass es losgeht. Für Österreich als Tourismus- und Exportland ist es die Chance, weil es als erstes digitales Weltsportereignis über die Bühne gehen wird. Wir sind froh und stolz auf Österreich." Marko betonte gegenüber der APA, dass die Rennen definitiv ohne Zuschauer stattfinden werden: "Das Konzept wurde auch ohne die Möglichkeit von Zuschauern eingereicht." Obwohl nur noch gut ein Monat Zeit bis zum ersten Rennen ist, ist er überzeugt, dass alles bis dahin bereit sein wird: "Das Projekt Spielberg als Veranstalter ist bestens vorbereitet. Sie haben schon vorgearbeitet, deshalb reicht die Zeit nun aus."
Der Grazer hat große Hoffnung, beim Auftakt mit seinem Team zu glänzen: "Wir haben die vergangenen beiden Jahre in Spielberg gewonnen und hoffen, dass wir das wiederholen können." Spannend dürfte aus seiner Sicht werden, dass in Spielberg erstmals zwei WM-Läufe am selben Ring hintereinander stattfinden werden: "Das könnte zu der einen oder anderen Überraschung führen, wenn man zum Beispiel ein ganz tolles Setup von einem Wochenende zum nächsten findet. Das ist was technisch Neues und kann immer Überraschungen bringen."
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) war euphorisch. "Wir freuen uns sehr, dass es gemeinsam mit der Bundesregierung, mit Red Bull und dem Projekt Spielberg gelungen ist, dass die Formel 1 heuer in der Steiermark, am Red-Bull-Ring, starten kann", erklärte Schützenhöfer in einer Aussendung. "Wir sind Dietrich Mateschitz dankbar für seinen riesigen Einsatz für seine Heimat Steiermark. Es ist eine unbezahlbare Werbung für die Steiermark, dass wir via TV spannende Rennen sowie die schönen Bilder vom Murtal in die Welt schicken können."
Zusammenfassung
- Nach mehrmonatigem Stillstand wegen der Coronakrise kann die Formel-1-WM 2020 Anfang Juli in Österreich mit großer Verspätung in die Saison starten.
- Wie das Gesundheitsministerium am Samstag bestätigte, erfüllt das für die beiden Rennen am 5. und 12. Juli vom Veranstalter vorgelegte Gesundheits-Konzept die aktuellen Erfordernisse.
- Die Rennen in Spielberg würden den WM-Auftakt 2020 darstellen.
- Die Entscheidung könnte eine mit Signalcharakter sein.