Bereits rund 90 Seeadler-Brutpaare in Österreich
Dabei sei das Forschungs- und Schutzprogramm des WWF Österreich ein wichtiger Bestandteil, in dessen Rahmen Seeadler regelmäßig mit Sendern ausgestattet werden. "Die Sender liefern wichtige Erkenntnisse über Flugrouten oder Paarungsverhalten. Sie haben beispielsweise gezeigt, dass sich Seeadler besonders häufig in Natura-2000-Schutzgebieten aufhalten, oder dass in Österreich geschlüpfte Seeadler inzwischen unter anderem in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn brüten", sagte Pichler. Der WWF forderte zum weiteren Schutz der Greifvögel eine ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung. Das Gesetz solle sowohl bestehende Schutzgebiete aufwerten als auch Areale außerhalb davon verbessern und damit für Wildtiere attraktiver machen.
Der Seeadler galt in Österreich seit Mitte der 1950-Jahre als ausgerottet. Lebensraumverlust, Pestizide und direkte Verfolgung ließen den größten Adler Europas laut WWF in vielen Regionen verschwinden. "Dank strenger Schutzbestimmungen und umfangreicher Artenschutz-Maßnahmen konnte der Seeadler ab 2001 viele ehemalige Vorkommensgebiete selbstständig wiederbesiedeln", so die Naturschützer. "Unser Monitoring zeigt, dass der Seeadler störungsarme Naturlandschaften bevorzugt. Das sind zum Beispiel die Aulandschaften großer Flüsse wie Donau, March und Thaya, das Neusiedler-See-Gebiet, oder auch die Teiche und Flüsse des Südburgenlands, der Ost- und der Südsteiermark", erläuterte Pichler.
Vor allem das Waldviertel habe sich als besonderer Hotspot für Seeadler-Paare erwiesen. "Nach neuesten Erkenntnissen sind rund 50 Prozent des österreichischen Brutbestandes im Waldviertel zuhause. Dabei werden auch Höhenlagen über 900 Meter Seehöhe besiedelt. Somit zählen die Waldviertler Vorkommen zu den höchstgelegenen in Europa", erklärte der Ornithologe Benjamin Watzl, der gemeinsam mit Richard Katzinger die Seeadler-Population im Waldviertel erforscht.
Noch immer Bedrohungen
Trotz der erfreulichen Bestandszunahme sei der Seeadler noch immer großen Bedrohungen ausgesetzt, warnte der WWF. Besonders negativ wirken Störungen durch forstwirtschaftliche Arbeiten, illegale Vergiftungen und Abschüsse sowie Kollisionen mit Windkraftanlagen. Gemeinsam mit diversen Partnern arbeitet der WWF Österreich nach eigenen Angaben deshalb an der Erhaltung von Lebensräumen und der Bekämpfung der Wildtierkriminalität.
Zusammenfassung
- In Österreich gibt es mittlerweile rund 90 Brutpaare von Seeadlern, wobei das Waldviertel mit 50 Prozent der Paare ein besonderer Hotspot ist.
- Der Anstieg der Seeadler-Population wird dem strengen Schutz und den Maßnahmen des WWF zugeschrieben, einschließlich der Verwendung von Sendern zur Überwachung von Flugrouten und Paarungsverhalten.
- Trotz der positiven Entwicklung sind Seeadler weiterhin Bedrohungen wie illegalen Vergiftungen und Kollisionen mit Windkraftanlagen ausgesetzt.