Arzt macht Alaba Hoffnung: "EM sollte sich ausgehen"
Ganz Fußball-Österreich bangt um David Alaba. Der ÖFB-Kapitän verletzte sich am Sonntag während eines Liga-Spiels von Real Madrid schwer. Ein kurzer falscher Schritt und der gebürtige Wiener lag am Boden. Wenige Stunden später die Diagnose: Kreuzbandriss - "in den kommenden Tagen" soll Alaba operiert werden.
Österreichs erstes EM-Spiel (gegen Frankreich) steht am 17. Juni 2024 an. Der renommierte Kniechirurg Christian Fink schätzt die Ausfallzeit von Alaba gegenüber der APA auf sechs bis zwölf Monate. Sportmediziner Richard W. Malousek, der eine auf Schulter- und Kniechirurgie spezialisierte Orthopädie im ersten Wiener Bezirk betreibt, zeigt sich optimistischer, wie er gegenüber PULS 24 erklärt.
PULS 24: Sie haben das Video der Alaba-Verletzung gesehen. War ein Kreuzbandriss hierbei der Super-GAU?
Richard W. Malousek: Die Szene wirkte relativ harmlos. Alaba scheint ohne massive Fremdeinwirkung mit dem Kniegelenk nach innen weggeknickt zu sein. Der Zeitpunkt ist sicherlich nicht günstig, hätte mit März oder April aber auch noch schlimmer sein können. Fakt ist: Eine Kreuzbandruptur ist immer fatal, vor allem für den Athleten. Der Zeitpunkt ist da sekundär.
https://twitter.com/AGInjuryRehab/status/1736527321069175196
Wie wichtig wird ein schneller operativer Eingriff für Alaba sein?
Es kommt darauf an, ob wir bei einem Kreuzbandriss von einem Top-Athleten oder Nicht-Leistungssportler sprechen. Insbesondere bei Sportarten wie Tennis und Fußball ist eine rasche Operation von Vorteil. Ich gehe davon aus, dass Alaba in den nächsten Tagen seine Versorgung erhalten wird.
Allgemein gelten im Profifußball bei einem Kreuzbandriss mindestens sechs Monate als Ausfallzeit. Wie kann man sich diesen Heilungsprozess vorstellen?
Die Nachbehandlung läuft in mehreren Phasen. Zuerst muss man das Band einheilen lassen. Besonders bei einem Transplantat aus Knochen, das man sich aus der Kniescheibe holt und daraufhin Knochen auf Knochen heilen lässt, geht es vergleichsweise schneller. Bei einem Sehnenimplantat dauert es wesentlich länger. Bei Alaba gehe ich von einer "Knochen auf Knochen"-Heilung aus.
Und dann?
Es folgen 12 Wochen unmittelbarer Nachbehandlungszeit. Im März könnte er beginnen, auf dem Feld mit dem Ball zu trainieren. Von einem Match ist dabei aber noch keine Rede.
Bringt die Behandlung gewisse Gefahren mit sich?
Eine Gefahr besteht insofern, dass man den Leistungssportler wieder zu früh in die Bewerbe schickt. Da kann es sehr schnell zu Reverletzungen kommen. Erst im April/Mai könnte Alaba für Spiele wieder in Frage kommen. Sehr viele Liga-Partien für Real Madrid wird er in dieser Saison aber sicher nicht mehr bestreiten. Die EM für Österreich sollte sich ausgehen, denke ich. Spielpraxis würde Alaba jedoch keine haben.
Ist die Schallmauer von mindestens sechs Monaten Ausfallzeit also nur ein Mythos?
Nein, das stimmt schon, bestenfalls fünf. Viel weniger als diese sechs Monate werden es am Ende aber nicht sein - auch bei der optimalen Betreuung, die Alaba bei Real Madrid mit Sicherheit haben wird.
Habe ich das richtig verstanden und ein EM-Auftritt von Alaba am 17. Juni ist also sehrwohl realistisch?
Von der Ferne ist das natürlich schwierig zu beurteilen, aber wenn die Operation gut verläuft und die postoperative Phase normal über die Bühne geht, dann kann man schon hoffen, dass es sich ausgeht. Die EM könnte sich ausgehen, für den Sportler ist so eine Verletzung aber natürlich immer furchtbar.
Zur Person: Dr. Med. Univ. Richard W. Malousek ist Sportmediziner und betreibt eine Orthopädie im ersten Wiener Gemeindebezirk. Der gebürtige Wiener fungiert zudem als Teamarzt der österreichischen Ruder-Nationalmannschaft. Schulter- und Kniechirurgie zählen zu seinen Spezialgebieten.
Zusammenfassung
- Schockdiagnose Kreuzbandriss bei David Alaba - genau sechs Monate vor dem Start der Fußball-EM 2024.
- Ein auf Kniechirurgie spezialisierter Orthopäde erklärt gegenüber PULS 24, wie realistisch ein Einsatz vom ÖFB-Kapitän bei der Endrunde in Deutschland ist.
- Bereits im März könnte Alaba wieder mit dem Ball trainieren - ein Problem könnte die Spielpraxis sein.