41 Jahre NFL, 8 Super Bowls, 2 Legenden: Brady trifft auf Rodgers

Der Fußballsport hat Cristiano Ronaldo und Lionel Messi. Der Tennissport hatte zwei Jahrzehnte lang Roger Federer und Rafael Nadal. American Football hat Tom Brady und Aaron Rodgers. Zugegebenermaßen: Die G.O.A.T.-Diskussion im Football ist nicht so omnipräsent, wie in den anderen Sportarten. Dafür ist Bradys Trophäensammlung zu imposant. Dennoch sind es jene beiden Herren, die den Sport in den letzten beiden Jahrzehnten geprägt haben, wie sonst niemand. Und am Sonntag treffen sie zum fünften Mal aufeinander. 

Brady im direkten Duell voran

Im direkten Duell ist "TB12" bisher dreimal als Sieger vom Platz gegangen. Den einzigen Erfolg von Rodgers gab es im ersten Aufeinandertreffen der Beiden. In Week 13 der NFL-Saison 2014 bezwangen die Green Bay Packers die New England Patriots, bei denen Brady damals noch spielte, mit 26:21.

Die nächsten drei Duelle gingen an Brady. Zwei Siege über Rodgers gelangen ihm im Patriots-Trikot in der Regular Season. Den wichtigsten Erfolg im Duell der Quarterback-Legenden feierte Brady allerdings im Jersey der Tampa Bay Buccaneers. Im NFC Championship Game 2020 führte er sein Team - trotz dreier Interceptions - zu einem 31:26-Sieg über "A-Rod" und die Packers. Zwei Wochen später gewann er seine erste Super Bowl mit den Bucs. 

Erfolge sprechen für Brady, Statistik für Rodgers

Es war dies bereits der siebente Super Bowl Ring für den 45-jährigen Ausnahmesportler. Zum fünften Mal wurde er zum Super Bowl MVP gewählt. Jene Erfolge ersticken jegliche Diskussion, wer der beste Quarterback aller Zeiten ist, meist im Keim. Denn bei Rodgers steht bisher "nur" eine Super Bowl auf der Habenseite. 2010 setzte er sich mit Green Bay in seinem einzigen Endspiel gegen Ben Roethlisberger und die Pittsburgh Steelers durch. 

Blickt man allerdings auf die persönlichen Statistiken, zeigt sich gleich ein differenziertes Bild: Sowohl in Sachen Quarterback Rating (Rodgers: 105,2/100,1, Brady: 98,1/90,4¹), Passgenauigkeit (64,5/65,7 zu 64,3/62,8), Interceptions (0,43/0,59 zu 0,63/0,82 pro Spiel) und Touchdown-Pässen (2,09/2,04 zu 1,9/1,8 pro Spiel) hat Rodgers die Nase vorn. Brady ist lediglich bei den Passing Yards (266,9 zu 260,2) und den Fumbles (0,39 zu 0,41) besser. 

Wie man aus dem Zahlenfriedhof heraus lesen kann, ist es allerdings in fast jeder Statistik ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Quarterbacks. Für Rodgers sprechen auch noch seine läuferischen Fähigkeiten. In dieser Kategorie ist er seinem Widersacher, der als klassischer Pocket Passer gilt, klar überlegen (Rushing Yards: 3.381/285 zu 1.121/133). Es muss allerdings auch erwähnt werden, dass Brady knapp sechs Jahre älter ist als Rodgers. Seine Stats im Alter jenseits der 40 Jahre sind daher noch einmal gesondert zu bewerten. Ob Aaron Rodgers mit 45 Jahren noch zu den Top-Quarterbacks der Liga gehören wird, darf stark bezweifelt werden.

¹ = Regular Season bzw. Playoffs

Brady-Ärger auf und abseits des Feldes

So beeindruckend die All-Time-Stats der beiden Veteranen auch sind, in der aktuellen NFL-Saison hinken Brady und Rodgers hinterher. In den relevanten Quarterback-Vergleichen sind Beide nur im Liga-Mittefeld zu finden. Der Saisonstart lief für die beiden QBs mit der Nummer 12 am Rücken ganz reibungslos ab.

Die Tampa Bay Buccaneers konnten zwar beide Spiele (19:3 gegen die Cowboys, 20:10 gegen die Saints) gewinnen und sind großer Favorit auf den Divison-Titel in der NFC South, dieser Umstand ist allerdings vor allem der Defense zu verdanken. Offensiv läuft noch recht wenig zusammen, was Brady vor allem in Week 2 gegen die Saints anzumerken war. Der 45-Jährige schleuderte ein Tablet wütend durch die Gegend und provozierte nach einem Streit mit Marshon Lattimore eine wilde Rangelei auf dem Feld. 

Zwar entschuldigte sich ein nach dem Spiel wieder gut gelaunter Brady ("Ich glaube das wird wieder ein Twitter-Meme") für die Aktion, doch es bleibt abzuwarten, ob weitere Wutausbrüche folgen. Im Hause Brady dürfte es - Medienberichten zufolge - rumoren. Die Ehe mit seiner Frau, Gisele Bündchen, scheint eine schwierige Phase durchzumachen. Brady verkündete eigentlich im Sommer seinen Rücktritt vom Profi-Sport, kündigte jedoch wenige Wochen danach sein Comeback an. Der siebenfache Super Bowl Champion hat zudem als einziger Spieler im Bucs-Kader das Privileg einen Tag unter der Woche nicht trainieren zu müssen. Ein Nährboden für interne Streitigkeiten. 

Rodgers-Kritik an Mitspielern

Auch bei den Green Bay Packers war die Situation schon einmal entspannter. Der NFC North-Champion der vergangenen drei Jahre musste in der Off-Season mit Davante Adams (zu den Las Vegas Raiders) seinen Top-Receiver aus finanziellen Gründen ziehen lassen. Das veranlasste Rodgers bereits in der Pre-Season dazu Kritik an seinen Passempfängern zu üben. 

"Die jungen Leute, vor allem die jungen Receiver, müssen viel konstanter sein", sagte Rodgers zu ESPN nach dem Spiel gegen die San Francisco 49ers. "Viele Drops, viele schlechte Routen-Entscheidungen, das Laufen auf der falschen Route. In diesem Bereich müssen wir besser werden."

Das erste Regular Season Spiel hat die angespannte Lage noch einmal verschärft. Die Packers gehen gegen Erzrivale, Minnesota Vikings, mit 7:23 unter. "A-Rod" schüttelt beinahe das ganze Spiel über den Kopf. Immerhin gelang Green Bay mit einem 27:10-Sieg gegen die Chicago Bears die richtige Antwort. Dennoch wird das Spiel im Raymond James Stadium zu Tampa Bay bereits eine ordentliche Standortbestimmung für den Rekordmeister. 

"Alt-Herren-Partie kommentiert Alt-Herren-Partie"

Die Vorfreude auf die Begegnung ist riesig. Auch beim PULS 4-Kommentatoren-Team, welches am Sonntag Verstärkung erhält. Da Walter Reiterer beim Finale der European League of Football (Sonntag, ab 14:10 Uhr live auf PULS 4) im Einsatz ist, bekommt Michael Eschlböck einen neuen kongenialen Partner zur Seite gestellt: Christopher D. Ryan. Er gilt als absoluter American Football-Experte und kommentierte bereits 1998 für den "ORF" Super Bowl Übertragungen.

Mit einem Augenzwinkern hat Ryan auch eine ganz gute Überschrift für die Übertragung (Sonntag, ab 22:25 Uhr live auf PULS 4) parat: "Alt-Herren-Partie kommentiert Alt-Herren-Partie." Im Interview mit Walter und Michi gibt er schon einmal einen Ausblick auf das Spiel.