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Zustimmung zu Kindergarten-Protesten nimmt zu

Seit Herbst 2021 ist das Kindergartenpersonal mehrfach für bessere Rahmenbedingungen auf die Straße gegangen, vor allem in Wien führte das immer wieder zu geschlossenen Häusern. Trotzdem ist in der Bevölkerung die Zustimmung zu den Protesten gestiegen. Das zeigt eine Online-Studie von Integral (500 Befragte zwischen 16 und 75 Jahren) in Kooperation mit dem Netzwerk Elementare Bildung Österreich (NeBÖ), die am Mittwoch zum siebenten Tag der Elementarbildung vorgestellt wurde.

Die Forderungen, die Aktivisten, Personal und Kindergartenträger an diesem Aktionstag an die Politik richten, haben sich seit 2018 kaum geändert. Verlangt werden bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen - derzeit werden diese von den Ländern festgelegt - und mehr Geld, um die Rahmenbedingungen in den Kindergärten und Krippen zu verbessern. Konkret geht es etwa um kleinere Gruppen, bessere Betreuungsverhältnisse und weniger Verwaltung, damit die Pädagoginnen und Pädagogen wirklich Zeit für Bildungsarbeit haben. Derzeit können die Kinder wegen des Personalmangels vielfach nur noch beaufsichtigt werden, gleichzeitig wollen immer weniger Pädagoginnen unter diesen Bedingungen nach der Ausbildung auch im Kindergarten arbeiten bzw. dort länger bleiben. Seit Montag läuft eine Petition mit Forderungen an die Politik.

In den vergangenen Jahren gab es auch wiederholt Demos und Betriebsversammlungen des Kindergartenpersonals. Die Akzeptanz in der Bevölkerung dafür hat laut Presseaussendung im Vergleich zu Vorjahr um zehn Prozentpunkte zugenommen: 53 Prozent finden es demnach gut, dass diese Proteste stattfinden. Besonders hoch ist die Zustimmung in Wien und unter Höhergebildeten. Weiter gestiegen ist auf 82 Prozent ist auch der Anteil derer, die die Vermittlung von Bildung bereits im Kindergarten für (sehr) wichtig halten. Gleichzeitig sind laut Umfrage zwei Drittel der Ansicht, dass Österreich zu wenig für Elementarpädagogik ausgibt. Unterstützung kommt laut der Umfrage auch für die Forderung von Aktivisten und Kindergartenträgern nach Verbesserungen für Kinder mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung.

Aus der Politik wurde am Mittwoch zum Tag der Elementarbildung (für diesen wurde der Internationale Tag der Bildung gewählt, Anm.) die Rolle der Krippen und Kindergärten als erste Bildungseinrichtung betont. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies in einer Aussendung auf die Ausbildungsinitiativen der vergangenen Jahre, um den Personalmangel zu verringern. Außerdem werde im Rahmen eines EU-Projekts an bundesweiten qualitativen Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen gearbeitet. Der Bund ist eigentlich nur für die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen verantwortlich, über die Rahmenbedingungen (Gruppengröße, Betreuungsschlüssel etc.) entscheiden die Länder.

Auch die Grünen verwiesen auf Ausbildungsoffensive und mehr Geld für die Elementarbildung, die Umsetzung durch Länder und Gemeinden gehe aber viel zu langsam. Wenn diese nicht in der Lage seien, die Arbeitsbedingungen rasch zu verbessern, sodass tausende jährlich vom Bund ausgebildeten Pädagoginnen auch in den Beruf gehen bzw. dort bleiben, "wäre es vernünftiger, die Kompetenzen zum Bund zu übertragen", so Bildungssprecherin Sibylle Hamann.

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner wiederholte ihre Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 1. Lebensjahr, der den Eltern auch einen Vollzeitjob ermöglicht. Der Platz müsse außerdem - wie in den SPÖ-regierten Bundesländern Wien, Kärnten und dem Burgenland - gratis sein. Etwa in Wien ist freilich nur ein knappes Drittel der Kindergärten öffentlich, in den Privatkindergärten muss man weiterhin zahlen. Als Maßnahme gegen den Personalmangel in den Kindergärten forderte SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler einen "Ausbildungsturbo", bessere Betreuungsverhältnisse und bessere Bezahlung.

Die NEOS verlangten unterdessen verbindliche Qualitätsziele in der Elementarpädagogik. Kindergärten und Krippen würden nicht allein durch den Ausbau zu Bildungseinrichtungen, so Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre, laut der es für die nötigen Verbesserungen rund fünf Mrd. Euro pro Jahr bräuchte. Die Regierung hat zuletzt 4,5 Mrd. Euro bis 2030 angekündigt. Nötig wären für Künsberg Sarre auch weitere Ausbildungswege für Fachkräfte, etwa ein Elementarpädagogik-Bachelorstudium insbesondere für AHS-Maturantinnen und -Maturanten.

Der ÖGB pochte ebenfalls auf mehr Geld für die Kindergärten statt "Marketingschmähs". Von den angekündigten 4,5 Mrd. der Bundesregierung sei bisher noch kein Geld geflossen, außerdem sei es zu wenig um die Branche für Personal attraktiver zu machen, so ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann.

(S E R V I C E - https://www.kindergartenbraucht.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Seit Herbst 2021 ist das Kindergartenpersonal mehrfach für bessere Rahmenbedingungen auf die Straße gegangen, vor allem in Wien führte das immer wieder zu geschlossenen Häusern.
  • Trotzdem ist in der Bevölkerung die Zustimmung zu den Protesten gestiegen.
  • Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies in einer Aussendung auf die Ausbildungsinitiativen der vergangenen Jahre, um den Personalmangel zu verringern.