Wirecard: Manager prahlte mit Nervengas-Dokumenten
Der untergetauchte Wirecard-Manager Jan Marsalek soll mit geheimen Dokumenten zu russischem Nervengas geprahlt haben. Durch Prahlen mit Verbindungen zu Geheimdiensten habe er versucht, sich bei Londoner Händlern einzuschmeicheln, berichtete die "Financial Times" am Freitag. Marsalek soll auch der FPÖ Informationen aus dem Verfassungsschutz geliefert haben, was Parteivertreter bestritten.
Marsalek ist letzten Monat im Vorfeld des Zusammenbruchs von Wirecard verschwunden. Zuvor soll er mithilfe geheimer Dokumente Verbindungen zu Händlern geknüpft haben, um Spekulanten zu identifizieren, die gegen den Kurs der Unternehmens-Aktie wetten. Die Dokumente, auf die sich die "Financial Times" bezieht, enthielten die Formel für das Nervengas Novichok, das bei der Vergiftung eines Ex-Spions und seiner Tochter in Großbritannien verwendet wurde.
Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bestätigte unterdessen einen Besuch des untergetauchten Marsaleks während seiner Amtszeit. Marsalek habe im Sommer 2018 in Anwesenheit von Beamten des Hauses einen Vorschlag im Bereich des Asylwesens präsentiert, sagte Kickl zur APA. Konkret sei es um die Bekämpfung illegaler Einwanderung gegangen. Kickl war laut eigener Angabe nicht dabei.
"Meines Wissens gab es keine konkreten Initiativen oder Veranlassungen basierend auf diesem Termin", so der nunmehrige Klubchef der Freiheitlichen am Freitag in seiner Stellungnahme. Die weitere Bearbeitung habe damals die Abteilung für Internationale Angelegenheiten im Innenministerium übernommen.
Kickl kann laut eigener Aussage auch "ausschließen, dass irgendeine Mitteilung, die ich von Johann Gudenus bekommen habe, eine Rolle in Zusammenhang mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen das BVT gespielt hat, auf deren Basis die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt schließlich gerichtlich genehmigte Hausdurchsuchungen durchgeführt hat". Das diesbezügliche Verfahren sei ja bereits vor seiner Amtszeit anhängig gewesen, sagte Kickl.
Parteichef Norbert Hofer hatte am Donnerstag die Vorwürfe zurückgewiesen, Marsalek habe die FPÖ mit Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) versorgt. Marsalek, der unter anderem wegen Betrugs und Bilanzfälschung im Wirecard-Skandal international gesucht wird, soll über den Mittelsmann Florian S. Informationen an den damaligen FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus weitergegeben haben.
Zusammenfassung
- Der untergetauchte Wirecard-Manager Jan Marsalek soll mit geheimen Dokumenten zu russischem Nervengas geprahlt haben.
- Durch Prahlen mit Verbindungen zu Geheimdiensten habe er versucht, sich bei Londoner Händlern einzuschmeicheln, berichtete die "Financial Times" am Freitag.
- Marsalek soll auch der FPÖ Informationen aus dem Verfassungsschutz geliefert haben, was Parteivertreter bestritten.