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Wifo: Gender Pay Gap seit 2011 um 5,7 Prozentpunkte gesunken

Heute, 05:01 · Lesedauer 2 min

13,9 Prozent weniger als Männer haben Frauen im Schnitt 2023 verdient. Das berechnete das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo in einem Research Brief. 2011 betrug dieser unbereinigte Gender Pay Gap noch 19,6 Prozent, er sank damit um 5,7 Prozentpunkte. Frauen hätten eine höhere Bildung sowie vermehrt Merkmale, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind, begründen die Autoren René Böheim und Marian Fink und die Autorin Christine Zulehner die Entwicklung.

Hätten Frauen die gleiche Bildung wie Männer, wäre die Lohnlücke laut dem Papier noch größer. 2022 verfügten 22,7 Prozent der Frauen und 18,1 Prozent der Männer über einen Hochschulabschluss. Allerdings war der Anteil der Pflichtschulabschlüsse 2022 bei Frauen mit 18,7 Prozent höher als bei Männern mit 15,6 Prozent. Eine Frau mit Hochschulabschluss verdiente 2023 24,8 Prozent mehr als eine mit Pflichtschulabschluss, ein Mann mit Hochschulabschluss 25,3 Prozent mehr als ein Mann mit Pflichtschulabschluss.

Anders sieht es bei der Lehre aus: Eine Frau mit Lehrabschluss verdiente 2023 durchschnittlich nur 2,5 Prozent mehr als eine mit Pflichtschulabschluss, bei den Männern liegt der Unterschied bei 5,6 Prozent. Grund dafür sei, dass Frauen häufig in schlechter bezahlte Berufe wie Einzelhandels- bzw. Bürokauffrau oder Friseurin drängen, Männer hingegen besser bezahlte Technikbranchen bevorzugen. In Branchen, in denen weniger Männer arbeiten, seien Löhne tendenziell geringer.

Neben der unbereinigten Lohnlücke berechnet das Wifo auch eine bereinigte Version. Dabei werden die Teile des Verdienstunterschieds herausgerechnet, die auf strukturellen Unterschieden zwischen Männern und Frauen wie zum Beispiel Berufs- und Branchenwahl, Teilzeitbeschäftigungen und Leitungsfunktionen basieren. Die Wifo-Forscherinnen und -Forscher kommen hier auf 6,3 Prozent - eine Zahl, die seit 2012 nur leicht schwankt.

Maßnahmenmix empfohlen

Der Gender Pay Gap sei u.a. auf Berufswahl, Arbeitszeit, Aufstiegsbarrieren, Unterschiede im Verhandlungsverhalten und Diskriminierung verursacht. Dagegen müsse mit einem Maßnahmenmix vorgegangen werden, empfehlen die Ökonomen: Positiven Einfluss könne eine geschlechterneutrale Berufsorientierung und -beratung haben. In männerdominierten Bereichen müsse auch an der betrieblichen Kultur und an den familienfreundlichen Rahmenbedingungen angesetzt werden, um diese für Frauen attraktiv zu gestalten. Gesetzliche Regelungen könnten Arbeitgeber verpflichten, gleiche Arbeit gleich zu entlohnen.

Dass beim Gender Pay Gap unterschiedliche Zahlen kursieren, geht auf verschiedene Berechnungsweisen zurück. Das Wifo rechnet auf Basis des Mikrozensus mit den durchschnittlichen Bruttostundenlöhnen von unselbstständig beschäftigten Frauen und Männern zwischen 20 und 59 Jahren. Am Mittwoch gab die Statistik Austria die Lohnlücke in der Privatwirtschaft hingegen mit 18,3 Prozent an.

Zusammenfassung
  • Frauen verdienten 2023 im Durchschnitt 13,9 % weniger als Männer, ein Rückgang des unbereinigten Gender Pay Gaps von 19,6 % im Jahr 2011. Diese Entwicklung wird durch höhere Bildungsabschlüsse bei Frauen beeinflusst.
  • Der bereinigte Gender Pay Gap, der strukturelle Unterschiede wie Berufswahl und Teilzeitbeschäftigung einbezieht, beträgt 6,3 %. Frauen wählen häufig schlechter bezahlte Berufe, während Männer besser bezahlte Branchen bevorzugen.