Wiederaufnahme von Nord Stream 1 möglich
Laut Zahlen des Pipeline-Betreibers vom Freitag beliefen sich die Gasbuchungen für Samstag früh, wenn laut dem russischen Energieriesen Gazprom die dreitägigen Wartungsarbeiten abgeschlossen sein sollen, in etwa auf dem gedrosselten Niveau von vor der Unterbrechung, als der Durchfluss bei 20 Prozent der Kapazität lag.
Russland spricht von Wartungsarbeiten
Russland hatte die Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline im Juni auf 40 Prozent und im Juli auf 20 Prozent der Kapazität verringert und dies mit Wartungsproblemen und Sanktionen begründet, etwa bei der Rückgabe einer im Westen überprüften Turbine. Anschließend hatte Gazprom eine Unterbrechung der Lieferung wegen Wartungsarbeiten angekündigt. Westliche Staaten wie etwa Deutschland und Frankreich werfen der Führung in Moskau vor, die Gasversorgung als Kriegswaffe einzusetzen.
Russland hatte am Mittwoch zum zweiten Mal binnen weniger Wochen den Gastransport nach Deutschland und in weitere Länder Europas durch Nord Stream 1 gestoppt. Hoffnungen auf einen anschließend kompletten Betrieb der Röhre erhielten durch Äußerungen von Gazprom-Chef Alexej Miller einen Dämpfer erhalten. Er machte die westlichen Sanktionen dafür verantwortlich, dass größere Wartungsarbeiten nicht möglich seien. Die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben. Sie wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, gegen Deutschland einen Wirtschaftskrieg zu führen und forciert deswegen eine Füllung der Gasspeicher. Dabei ist man laut der Bundesnetzagentur auf einem guten Weg. Im November sollen die Speicher zu 95 Prozent befüllt sein.
Gaspreise stiegen an
Die Lieferkürzungen Russlands haben mit dazu beigetragen, dass die Gaspreise in die Höhe geschossen sind. Importeure wie der deutsche Uniper-Konzern können nur mit Milliardenhilfen des Staates für Ersatz sorgen. Haushaltskunden drohen Rechnungen, die um ein vielfaches höher sind als zuletzt. Die Sorge ist groß, dass Russland die Lage noch weiter verschärft und Gaslieferungen komplett einstellt. Schon jetzt haben die hohen Energiepreise wesentlich dafür gesorgt, dass die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren gestiegen ist.
Aus Russland kam nun erneut der Vorschlag, die nach dem Einmarsch in die Ukraine gestoppte Gas-Pipeline Nord Stream 2 zu nutzen. "Für die europäischen Politiker ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Sie haben zwei Möglichkeiten, aus der Situation, die sie sich selbst geschaffen haben, herauszukommen", erklärte Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin. Entweder würden die "illegalen Sanktionen" gegen Russland aufgehoben und Nord Stream 2 in Betrieb genommen. Oder sie ließen alles so, wie es sei, was zu Problemen in der Wirtschaft führen und das Leben für die Bürger noch schwieriger machen werde. Energiesicherheit sei ohne Russland unmöglich, erklärt der enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte allerdings bereits einen Vorschlag von Putin zur Nutzung von Nord Stream 2 zurückgewiesen und erst vorigen Monat einen Kurswechsel bei dem milliardenschweren Projekt ausgeschlossen.
Zusammenfassung
- Bei der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deuten Buchungsdaten auf eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen am Samstag hin.
- Russland hatte die Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline im Juni auf 40 Prozent und im Juli auf 20 Prozent der Kapazität verringert und dies mit Wartungsproblemen und Sanktionen begründet.