Weltweite Proteste gegen Maduro-Regierung in Venezuela
"Heute haben wir hier und in 300 Städten auf der ganzen Welt Geschichte geschrieben", sagte Oppositionsführerin María Corina Machado auf einer Kundgebung in der venezolanischen Hauptstadt Caracas. "Wir haben die Stimmen, wir haben die Beweise - wir werden denen die Straße nicht überlassen."
Nach Angaben der Regierungsgegner gab es Demonstrationen unter anderem in Australien, Südkorea, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, der Schweiz, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Ecuador und den USA. Wegen der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise des Landes haben mehr als sieben Millionen Menschen - ein Viertel der Bevölkerung - Venezuela verlassen und leben im Ausland.
Auch der sozialistische Präsident Maduro brachte seine Anhänger auf die Straße. "Wir haben wieder gesiegt, weil der Frieden, weil das Volk gesiegt hat", sagte er bei einer Kundgebung in Caracas. "Jetzt folgen weitere sechs Jahre der Herrschaft des Volkes, der Bolivarischen Revolution."
Nach der Präsidentenwahl vor knapp drei Wochen hatte die regierungstreue Wahlbehörde den seit 2013 amtierenden Staatschef Maduro offiziell zum Sieger erklärt. Damit könnte er im Jänner eine weitere sechsjährige Amtszeit antreten. Allerdings veröffentlichte das Wahlamt bisher nicht die aufgeschlüsselten Resultate der einzelnen Stimmbezirke. Die Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor und reklamiert den Sieg für sich.
Seitdem protestierten in dem südamerikanischen Land regelmäßig Menschen. Die Polizei griff hart gegen die Demonstranten durch. Laut der regierungsunabhängigen Organisation Foro Penal wurden über 1400 Menschen festgenommen, darunter mehr als 120 Minderjährige. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Provea kamen bei den Protesten 24 Menschen ums Leben.
Oppositionsführerin Machado gab unterdessen Durchhalteparolen aus. "Niemals waren wir so stark wie heute. Niemals war das Regime so schwach. Wir müssen nun auf unsere Kraft vertrauen", sagte sie in einer Videobotschaft an ihre Anhänger. Sie rief die Sicherheitskräfte dazu auf, die Seiten zu wechseln und die Opposition zu unterstützen.
Nach eigenen Angaben verfügen die Regierungsgegner über die detaillierten Ergebnislisten aus mehr als 80 Prozent der Stimmbezirke. Demnach soll González 67 Prozent der Stimmen erhalten haben und Maduro nur 30 Prozent.
Die USA und eine Reihe lateinamerikanischer Länder haben den Ex-Diplomaten González bereits als Wahlsieger anerkannt. Die Europäische Union, die Organisation Amerikanischer Staaten und zahlreiche weitere Länder in der Region meldeten zumindest deutliche Zweifel an dem offiziellen Wahlergebnis an und forderten die Veröffentlichung der detaillierten Ergebnislisten. Derzeit prüft der linientreue Oberste Gerichtshof die Wahlunterlagen. Schon Maduros Wiederwahl 2018 hatten viele Länder nicht anerkannt, das Militär im Land stand jedoch zu ihm.
Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise, die auch auf Misswirtschaft der sozialistischen Regierung unter Maduro beruht. In dem einst wohlhabenden Land mit großen Erdölvorkommen leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.
Zusammenfassung
- Tausende Menschen protestieren weltweit gegen die Maduro-Regierung in Venezuela, da sie den Wahlsieg des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Edmundo González Urrutia anerkannt sehen wollen.
- Mehr als 1400 Menschen, darunter über 120 Minderjährige, wurden bei den Protesten festgenommen, und 24 Menschen kamen ums Leben.
- Mehr als sieben Millionen Venezolaner haben aufgrund der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise das Land verlassen.