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Weitere Massenproteste in Myanmar trotz Gewaltdrohungen

Zehn Tage nach der Machtübernahme des Militärs in Myanmar (Burma) haben am Mittwoch wieder Zehntausende Menschen gegen die Putschisten demonstriert. Trotz der gewaltsamen Reaktion der Sicherheitskräfte vom Dienstag mit vielen Verletzten und Hunderten Festnahmen zogen von Mandalay bis Yangon (Rangun) Protestzüge durch die Straßen. Die Menschen fordern die Freilassung der festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi und die Wiedereinsetzung ihrer zivilen Regierung.

Unter den Demonstranten waren auch Beamte, Ärzte und buddhistische Mönche. Berichten zufolge blieb es zunächst weitgehend friedlich.

"Es ist wirklich seltsam heute. Die Polizei hat keinen der Märsche in Rangun blockiert", schrieb der lokale Journalist Mratt Kyaw Thu auf Twitter. "Die jungen Leute protestieren friedlich und noch modischer als in den vergangenen Tagen", betonte er mit Blick auf die immer kreativer werdenden Kundgebungen.

So marschierten in der größten Metropole und früheren Hauptstadt Yangon mehr als 100 junge Frauen in prächtigen Abendkleidern als Disney-Prinzessinen durch die Straßen. "Wir wollen zeigen, dass junge Frauen auch an den Protesten teilnehmen. Wir dachten, diese Outfits wären der offensichtlichste Weg, dies zu tun", zitierte das Portal "Frontier Myanmar" eine Demonstrantin.

An anderer Stelle war ein Demonstrationszug muskelgestählter Bodybuilder zu sehen, die mit nacktem Oberkörper protestierten, wie Videos auf sozialen Netzwerken zeigten. In Myawaddy gingen Mitarbeiter des Gesundheitswesens in grünen OP-Anzügen auf die Straßen. Es war der fünfte Tag der Proteste in Folge.

Beobachter berichteten auf Twitter, dass sich vielerorts auch Polizisten den Demonstranten angeschlossen und ebenfalls gegen die Junta ausgesprochen hätten, so etwa in der östlichen Stadt Loikaw. "Wir sind auf der Seite des Volkes", war auf Plakaten zu lesen. Auf Fotos waren Polizisten zu sehen, die den Dreifingergruß zeigten, der bereits bei regierungskritischen Protesten in Thailand im vergangenen Jahr zum Symbol des Widerstands geworden war.

Seit dem Wochenende reißen die Massenproteste nicht ab. Am Dienstag hatten die Sicherheitskräfte erstmals mit Gewalt reagiert und Wasserwerfer und Gummigeschosse eingesetzt. Dabei soll auch scharf geschossen worden sein. Es gab viele Verletzte, eine Frau wurde von einer Kugel am Kopf getroffen und ist Berichten zufolge in kritischem Zustand. Zudem gab es am Dienstag Hunderte Festnahmen. Dutzende Inhaftierte seien am Mittwoch in der nördlichen Großstadt Mandalay wieder freigelassen worden, schrieb die Zeitung "Myanmar Times".

Die Befürchtungen eines massiven Durchgreifens der Polizei wachsen aber weiter. Seit Montagabend gelten in stark von Protesten betroffenen Gegenden Ausgangssperren zwischen 20.00 und 4.00 Uhr und ein Versammlungsverbot für mehr als fünf Menschen. In der Vergangenheit hatten die Militärs jeglichen Widerstand immer brutal niedergeschlagen.

Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wurde seit ihrer Festsetzung in der Nacht zum 1. Februar nicht mehr gesehen. Sie soll sich im Hausarrest befinden. Am Dienstagabend waren Sicherheitskräfte in die Zentrale ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) eingedrungen und hatten diese durchsucht.

Es seien "sowohl informelle als auch formelle Versuche" unternommen worden, Suu Kyi in den Tagen nach dem Putsch zu erreichen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price in einem Pressebriefing. "Diese Bemühungen wurden abgelehnt." Die internationale Gemeinschaft tue derzeit alles um sicherzustellen, dass Demokratie und zivile Führung wiederhergestellt würden, so Price.

ribbon Zusammenfassung
  • Zehn Tage nach der Machtübernahme des Militärs in Myanmar (Burma) haben am Mittwoch wieder Zehntausende Menschen gegen die Putschisten demonstriert.
  • Trotz der gewaltsamen Reaktion der Sicherheitskräfte vom Dienstag mit vielen Verletzten und Hunderten Festnahmen zogen von Mandalay bis Yangon (Rangun) Protestzüge durch die Straßen.
  • Am Dienstag hatten die Sicherheitskräfte erstmals mit Gewalt reagiert und Wasserwerfer und Gummigeschosse eingesetzt.