Vorarlberg-Wahl: Bitschi wittert Morgenluft
Der Tag der Landtagswahl 2019 war für Christof Bitschi der wohl schwärzeste Tag seiner Politkarriere. Die Ländle-FPÖ fiel wegen der Ibiza-Affäre mit ihm als jungem Hoffnungsträger an der Spitze hinter die Grünen auf Platz drei, und es wurde wieder nichts mit der erhofften Rückkehr auf die Regierungsbank. Der inzwischen 33-Jährige, der in den Anfängen rhetorisch schon einmal übers Ziel hinausschoss, zeigt sich heute gereift. Mit der ÖVP sieht er sich auf Augenhöhe.
Als Brandner sei er Föhnstürme gewohnt, so Bitschi, 2019 habe man aber schon etwas mehr als nur ein bisschen Gegenwind gehabt. Damit soll es nach schwierigen Jahren für die FPÖ Vorarlberg - sie ist seit 15 Jahren in der Opposition - nun aber vorbei sein. Man spüre endlich "Rückenwind", so Bitschi über die Stimmung in Partei und Bevölkerung. Der Verlierer des Urnengangs von 2019 dürfte sich laut Umfragen diesmal am Wahlabend als großer Gewinner wiederfinden, zumal die Themenkonjunktur der FPÖ wieder in die Hände spielt. Bitschi, seit 2019 Klubobmann, macht sich berechtigte Hoffnungen auf eine Regierungsbeteiligung, wenn er sich wie von der ÖVP gewünscht ausreichend von den Bundes-Blauen abgrenzt. Dazu zeigt Bischi durchaus Bereitschaft.
Der aus der Tourismusgemeinde Brand im Bezirk Bludenz stammende Bitschi, der sich in sozialen Medien traditions- und heimatverbunden und gerne auch einmal hemdsärmelig bei der Arbeit zeigt, ist seit früher Jugend in der Politik aktiv, zunächst als Obmann der Freiheitlichen Jugend. Eigentlich habe er Rockstar werden und das Konservatorium besuchen wollen, so der begeisterte Schlagzeuger. Nach einem Gespräch mit seinem Vater habe er sich dann doch für die Tiefbau-HTL und in der Folge für das Familien-Transport- und Erdbewegungsunternehmen entschieden, dessen Geschäftsführer er seit 2017 ist.
Bitschi führte liberale Landespartei in FPÖ-Ausrichtung
Zunächst schienen Bitschi die Schuhe seiner Vorgänger Dieter Egger und Hubert Gorbach noch zu groß zu sein: 2018 richtete er der Wallner-ÖVP etwa unklugerweise aus, solange diese so rückwärtsgewandt sei, gebe es mit ihm keine Zusammenarbeit, was ihm umgehend auf den Kopf fiel. 2024 könnte Bitschi die alten FPÖ-Granden mit einem selbstbewusst angepeilten "Rekordergebnis" nun aber sogar überflügeln. Der Spitzenwert von 1999 unter Gorbach von 27,41 Prozent scheint jedenfalls in Reichweite.
Traditionell gilt die Vorarlberger FPÖ als liberaler als andere Landesparteien im übrigen Österreich, unter Bitschi rückte sie in der Ausrichtung in FPÖ-typischere Gefilde. Lieblingsthemen Bitschis sind denn auch Migration und Sicherheit, wo er im Landtag mit Kritik an der ÖVP und natürlich den Grünen nicht sparte. Anders als früher weiß er seine Rhetorik inzwischen aber besser zu dosieren. Schon sein Vorgänger, Übergangschef Reinhard Bösch, stand inhaltlich für eine härtere Gangart.
Den guten Aussichten ist es wohl auch geschuldet, dass sich Bitschi wenig Sorgen um den Rückhalt seiner Partei machen muss. 2021 wurde er mit 99,1 Prozent Zustimmung vom Landesparteitag bestätigt, als er zudem ein neues, jüngeres Team um sich scharte. Privat hat Bischi sein Glück ebenfalls gefunden. Als Ehemann und Vater eines kleinen Sohnes steht das Thema Familie ganz weit oben auf seiner Agenda.
Zur Person
Christof Bitschi, geboren am 11. April 1991, stammt aus Brand im Bezirk Bludenz und arbeitet seit 2017 als Geschäftsführer im Familien-Transportunternehmen, in dem er auch die Mehrheit an den Geschäftsanteilen innehat. 2013 übernahm Bitschi die Obmannschaft der Freiheitlichen Jugend in Vorarlberg (bis 2017), seit 2014 sitzt er als Abgeordneter im Landtag, seit 2019 Klubobmann. Seit 2015 ist er Gemeindevertreter seiner Heimatgemeinde. 2016 wurde er einer der Stellvertreter von Reinhard Bösch in der FPÖ-Landespartei, ehe er im Juni 2018 mit 96,8 Prozent Zustimmung selbst zum Parteichef gewählt wurde. Sein Studium der Bau- und Umweltingenieurwissenschaften hat er auf Eis gelegt. Er ist Mitglied der Trachtenkapelle und der Freiwilligen Feuerwehr in Brand und sitzt im Aufsichtsrat der Bergbahnen Brandnertal.
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Zusammenfassung
- Der Tag der Landtagswahl 2019 war für Christof Bitschi der wohl schwärzeste Tag seiner Politkarriere.
- Die Ländle-FPÖ fiel wegen der Ibiza-Affäre mit ihm als jungem Hoffnungsträger an der Spitze hinter die Grünen auf Platz drei, und es wurde wieder nichts mit der erhofften Rückkehr auf die Regierungsbank.
- Der inzwischen 33-Jährige, der in den Anfängen rhetorisch schon einmal übers Ziel hinausschoss, zeigt sich heute gereift. Mit der ÖVP sieht er sich auf Augenhöhe.