Ukrainische Anwältin: Sexuelle Gewalt gegen Frauen "immer weiter verbreitet"
Der Fall einer Frau, die in einem Dorf in der Nähe von Kiew wiederholt von russischen Soldaten vergewaltigt wurde, sorgte für Aufsehen. "Genaugenommen ist es nicht der erste Vergewaltigungsfall in diesem Krieg, aber der erste Fall in dieser neuen Invasionswelle die am 24. Februar gestartet hat", sagt nun Kateryna Busol, ukrainische Anwältin und Expertin für Völkerrecht, im PULS 24 Interview.
Die Frau aus dem Dorf bei Kiew sei "eine sehr mutige Frau, die auf Drängen ihrer Familie hin, den Vorfall angezeigt hat". Der Täter dürfte mittlerweile im Krieg gefallen sein. Der Fall sei laut der Anwältin "beispielhaft": "Erstens ist es der erste Fall in diesem Konflikt, von dem wir wissen, wo sexuelle Gewalt vor Familienmitgliedern, vor Kindern verübt wurde - also es zeigt vielleicht eine neue Art, um Unterdrückung auszuüben", sagt Busol.
Rhetorik soll "Genozid" rechtfertigen
Andererseits habe die betroffene Frau berichtet, die Soldaten hätten ihren Mann getötet, weil sie glaubten, dass er ein 'Nazi' sei. "Und das ist wiederum ein eher neues aber leider sich wiederholendes Indiz dafür, dass die Russen ihre Verbrechen auf ukrainischem Territorium mit dieser Rhetorik begleiten, dass sie die Ukraine von Nazis säubern, dass sie das ukrainische Volk von den Nazis befreien". Das sei "sehr besorgniserregend", diese Rhetorik würde einen Genozid und Massenvergewaltigungen rechtfertigen.
"Ich bin also der Meinung, dass sexuelle Gewalt in der Ukraine schon vor dem Februar 2022 als Kriegswaffe gegen beide Geschlechter eingesetzt worden ist", fasst die Anwältin zusammen. "Nun hätten diese sexuellen Verbrechen aber "eine neue Stufe der Bösartigkeit erreicht". Sie seien auch immer weiter verbreitet. "Wir haben diese Gruppenvergewaltigungen gesehen und wir haben auch sexuelle Gewalt vor und in Gegenwart von Familienmitgliedern und auch sexuelle Gewalt direkt an Kindern gesehen", berichtet Busol. "Das sind Merkmale, die wir vor dem Februar 2022 nicht hatten".
Auftrag von ganz oben?
Laut der Völkerrechtsexpertin komme der Auftrag zu Vergewaltigungen vom russischen Machthaber Wladimir Putin selbst. Als Präsident Putin ein paar Wochen vor der Invasion mit dem französischen Präsident Macron verhandelt hat, gab er anschließend eine Pressekonferenz, auf der er die Worte aus einem Lied verwendet haben soll, von dem man annimmt, dass es eine starke Konnotation mit Vergewaltigung hat, sagt sie: Das Zitat lautet laut Busol: "Ob es dir gefällt oder nicht. Meine Schöne, es ist deine Pflicht“
"Angesichts der Vergewaltigungskonnotation des Liedes, angesichts der Tatsache, dass es von einem Staatschef zitiert wurde", sei das ein Anzeichen von "Unbekümmertheit gegenüber Gewalt gegen Frauen". Die Bilanz Russlands in Bezug auf häusliche Gewalt und Frauenmorde sei aber ohnehin "berüchtigt" und dann würden eben in Form des Liedes über "diese schrecklichen Themen Witze" gemacht. Das würde die Gewalt noch anstacheln.
Zusammenfassung
- Kateryna Busol, ukrainische Anwältin und Expertin für Völkerrecht, spricht im PULS 24 Interview über sexuelle Gewalt im Krieg. Die Fälle würden zunehmen, das russische Heer sei dafür "berüchtigt", sagt sie.
- "Ich bin also der Meinung, dass sexuelle Gewalt in der Ukraine schon vor dem Februar 2022 als Kriegswaffe gegen beide Geschlechter eingesetzt worden ist", fasst die Anwältin zusammen.
- Nun hätten diese sexuellen Verbrechen aber "eine neue Stufe der Bösartigkeit erreicht". Sie seien auch immer weiter verbreitet.
- "Wir haben diese Gruppenvergewaltigungen gesehen und wir haben auch sexuelle Gewalt vor und in Gegenwart von Familienmitgliedern und auch sexuelle Gewalt direkt an Kindern gesehen", berichtet Busol.
- Laut der Völkerrechtsexpertin komme der Auftrag zu Vergewaltigungen vom russischen Machthaber Wladimir Putin selbst.