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Ukraine verstärkt Truppen an der Grenze zu Belarus

Die russische Armee hat nach Angaben ukrainischer Behörden in der Nacht auf Donnerstag Ziele im Umland der Hauptstadt Kiew aus der Luft angriffen. Auch das Stromnetz im Zentrum des Landes wurde getroffen. In der Region Kiew ist in der Folge die Stromversorgung zu fast einem Drittel ausgefallen. Bei Bachmut und Awdijiwka seien erneut russische Vorstöße abgewehrt worden. An der Grenze zu Belarus wird nach verdächtigen Beobachtungen die Truppenpräsenz aufgestockt.

Die ukrainische Armee habe ihre Kräfte an der Grenze zu Belarus verstärkt, teilt der ukrainische Generalstab mit. Zwar gebe es gegenwärtig keine Anzeichen für einen Angriff aus Belarus, erklärt der führende ukrainische Militär Olexij Hromow. Es gebe aber Drohungen. Auf dem belarussischen Militärflugplatz Ziabrivka würden verdächtige Aktivitäten beobachtet. "Wir reagieren darauf, wir haben unsere Truppen im Norden bereits aufgestockt." In der vergangenen Woche habe es bereits zehn Drohnenangriffe von belarussischem Staatsgebiet aus gegeben, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am Donnerstag meldete.

Die "Jerusalem Post" berichtete am 24. Oktober, dass iranische Drohnen-Instruktoren in Belarus gesichtet worden seien. Es handle sich um Angehörige der Iranischen Revolutionsgarde sowie russische Nationalgardisten und FSB-Offiziere in der Region Gomel. Drohnenangriffe auf Kiew sowie die Nord- und Westukraine würden von dort aus durchgeführt. Russland habe zudem die volle Kontrolle über die Flugfelder Baranawitschy und Lida übernommen, von wo aus die Ukraine beschossen werde.

Laut dem täglichen Lagebericht der ukrainischen Streitkräfte von Donnerstagfrüh seien die russischen Truppen im Osten bei Bachmut und Awdijiwka nach wie vor in der Offensive. Neuerliche Vorstoßversuche konnten jedoch am Mittwoch zurückgeschlagen werden. Artilleriebeschuss gab es auch in den Vororten von Saporischschja und im Industriegebiet von Kramatorsk. Dabei habe es jedoch keine Toten und Verletzten gegeben.

Eine Gemeinde im Umland von Kiew sei beschossen worden, teilte Gouverneur Oleksij Kuleba auf Telegram mit, ohne den Ort zu nennen. Rettungskräfte seien dort im Einsatz. Einige der anfliegenden Geschosse seien abgefangen worden. In der Hauptstadt Kiew war am Mittwoch viermal Luftalarm ausgelöst worden. Laut Präsidentenbüro der Ukraine wurden am Mittwoch fünf Zivilisten getötet und elf weitere verletzt. Die meisten davon in der Region Donezk. Einer der Toten und sieben der Verletzten gehen auf eine Landmine in der Region Charkiw zurück.

Im Süden habe die russische Armee in den zwei Stunden vor Mitternacht zwei Dutzend iranische Kampfdrohnen vom Typ Shahed-136 gestartet, wovon 19 abgeschossen worden seien. Die meisten davon über dem Gebiet Odessa, wo auch ein Su-25-Kampfjet abgeschossen worden sei. Im Raum Cherson sei zudem ein Ka-52-Kampfhubschrauber zerstört worden, als er eine ukrainische Stellung beschoss. Über Dnjepropetrowsk habe man eine Kh-59-Rakete abfangen können.

In der Region Kiew ist nach russischem Beschuss zu fast einem Drittel die Stromversorgung ausgefallen. In der Nacht hätten russische Einheiten die Energie-Infrastruktur angegriffen, teil Gouverneur Olexij Kuleba auf Telegram mit. Eine Reihe kritischer Einrichtungen sei beschädigt und abgeschaltet worden. 30 Prozent der Stromversorgung falle daher aus. Die russischen Streitkräfte greifen seit einiger Zeit verstärkt die Strom- und Wasserversorgung der Ukraine an. Vor dem Winter stellt das die Zivilbevölkerung vor erhebliche Probleme. So müssen sich die Menschen häufig mit Notstromaggregaten behelfen.

Umgekehrt sei auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim in der vergangenen Nacht ein Kraftwerk von einer Drohne angegriffen worden. Ein Transformator eines Kraftwerks in Sewastopol sei dadurch in Brand geraten. Auswirkungen auf die Stromversorgung hätte es jedoch nicht gegeben, teilte der Bürgermeister von Sewastopol mit. Sewastopol ist wichtig als Basis der russischen Schwarzmeerflotte.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben am Mittwoch 53 russische Soldaten bei Kämpfen im südlichen Frontabschnitt (Raum Cherson) getötet. Somit seien seit Kriegsbeginn bereits 69.220 russische Soldaten getötet worden, wie der Generalstab im Lagebericht am Donnerstag vermeldete. Seit Februar habe man 2.631 Panzer, 5.634 Panzerfahrzeuge, 1.690 Artilleriegeschütze, 379 Mehrfachraketenwerfer, 271 Flugzeuge, 249 Hubschrauber und 1.398 Drohnen zerstören können. Diese Militärangaben sind jedoch nicht unabhängig überprüfbar.

Australien will zur Unterstützung der Ausbildung von ukrainischen Truppen 70 Soldaten nach Großbritannien entsenden. Außerdem liefert das Land 30 weitere gepanzerte Bushmaster-Fahrzeuge an die Ukraine. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Ukraine jetzt längerfristig unterstützt werden muss", sagt Verteidigungsminister Richard Marles dem Fernsehsender ABC. Die australischen Soldaten sollen im Jänner in Großbritannien eintreffen. Sie werden sich an einer von Großbritannien geleiteten internationalen Trainingsübung beteiligen, aber nicht ins Kriegsgebiet gehen, so Marles.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Region Kiew ist in der Folge die Stromversorgung zu fast einem Drittel ausgefallen.
  • Bei Bachmut und Awdijiwka seien erneut russische Vorstöße abgewehrt worden.
  • An der Grenze zu Belarus wird nach verdächtigen Beobachtungen die Truppenpräsenz aufgestockt.
  • Die ukrainische Armee habe ihre Kräfte an der Grenze zu Belarus verstärkt, teilt der ukrainische Generalstab mit.
  • In der Hauptstadt Kiew war am Mittwoch viermal Luftalarm ausgelöst worden.