Feministischer Kampftag
Türkei: Über 100 Festnahmen bei Demo am Weltfrauentag
Demos zum Weltfrauentag werden in Istanbul seit Jahren verboten. Auch dieses Mal wurde die Versammlung mit untersagt. Sie könne die "öffentliche Ordnung und den sozialen Frieden" gefährden, hieß es.
Intersektionaler Feminismus
Trotz des Verbots versammelten sich am Samstag zahlreiche Personen in Istanbul zu friedlichen Protesten im Zentrum der türkischen Metropole und riefen Slogans wie "Es lebe unser feministischer Kampf".
Mit bunten Plakaten und kraftvollen Parolen protestierten unter anderem auch Frauen aus der kurdischen Community sowie queere Aktivist:innen für ihre Rechte in der Türkei und gegen Gewalt. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich mehr als 3.000 Frauen am "Feministischen Nachtmarsch".
Auch in anderen Städten in der Türkei gingen Menschen zum 8. März gegen Gewalt an Frauen und LGBTQI+ Personen auf die Straße. Nach Angaben der Plattform "Wir werden Frauenmorde stoppen" wurden in diesem Jahr bereits 59 Frauen in der Türkei von Männern getötet.
Laut einem Bericht der Plattform war 2024 das Jahr mit der höchsten Zahl von Femiziden in der Türkei. Dem Bericht zufolge wurden im vergangenen Jahr mindestens 394 Frauen ermordet, 259 Frauen wurden unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden. Der Bericht hebt auch hervor, dass 20 Frauen zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im Jahr 2024 eine Schutzanordnung hatten.
Protest gegen das "Jahr der Familie"
Die türkische Regierung unter Führung der islamisch-konservativen AK-Partei von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan vertritt offen LGBTQI-feindliche Positionen und hat dieses Jahr als das "Jahr der Familie" ausgerufen.
Viele verstanden dies als Kampfansage in Richtung von Menschen, die nicht einem traditionellen Familienbild entsprechend leben. Der Vizepräsident der staatlichen Medienaufsicht RTÜK (Oberster Rundfunk- und Fernsehrat) kündigte außerdem die "Bekämpfung" sexueller Minderheiten an.
RTÜK überwacht Radio-, Fernseh-, Print- und Online-Medieninhalten und kann Strafen verhängen.
Zusammenfassung
- Bei den Weltfrauentags-Protesten in Istanbul wurden 112 Menschen festgenommen, eine Person blieb am Folgetag in Gewahrsam.
- Trotz des Verbots versammelten sich Hunderte, um gegen Gewalt an Frauen und LGBTQI+ zu protestieren, während die Regierung LGBTQI-feindliche Positionen vertritt.
- In der Türkei wurden in diesem Jahr bereits 59 Frauen von Männern getötet, was die Dringlichkeit der Proteste unterstreicht.