Trump-Rede analysiert
Typisch Trump: Er verwendet seine verbotenen Wörter
Die Meinungsfreiheit in Amerika ist "zurück", triumphierte US-Präsident Donald Trump am 5. März bei seiner Ansprache vor dem Kongress. Er habe "alle staatliche Zensur gestoppt".
Nur wenige Tage später machte ein Bericht der "New York Times" deutlich, dass das Weiße Haus durchaus Eingriff in Hunderte Formulierungen von Behörden genommen hat. So entfernte die US-Regierung gezielt Begriffe aus offiziellen Dokumenten, von Webseiten aber auch aus Lehrplänen bzw. schränkte deren Verwendung stark ein.
Von 5.000 analysierten Regierungswebseiten wurden bereits mehr als 250 inhaltlich abgeändert, berichtet die "New York Times". Das an sich sei nicht ungewöhnlich, neue Regierungen passen routinemäßig die Sprache, die in offiziellen Dokumenten verwendet wird, an ihre Politik an. Doch diesmal seien die Änderungen einschneidender.
Trump verwendet verbotene Wörter selbst
Von den knapp 200 verbotenen oder veränderten Wörtern, die von der Zeitung bislang ausfindig gemacht wurden, haben viele mit Gleichberechtigung, Minderheiten und Inklusion zu tun. Tatsächlich sind auch diese drei Begriffe auf der Liste von Wörtern, die gestrichen wurden. Daneben finden sich aber u.a. auch noch "Geschlecht", "Diversität", "weiblich" oder aber einfach auch "Frauen".
Dabei verwendet Trump jene Wörter sogar selbst; so auch in der Rede zur Lage der Nation, in der er von einer Wiederkehr der Meinungsfreiheit sprach. Auch, wenn es sich dabei nicht um eine Regierungswebseite handelt, ist wohl kaum eine Ansprache offizieller als die "State of the Union"-Rede des Präsidenten. Es lohnt sich also, sich die Ansprache genauer anzusehen.
Eine PULS 24 Analyse ergab, dass Trump 20 der insgesamt 195 Begriffe verwendete, die Regierungsbehörden vermeiden sollen. Sie haben vor allem mit Gleichberechtigung und Geschlecht zu tun:
- Gleichberechtigung: Vorurteile, DEI ("diversity, equity and inclusion"), Gleichheit, Inklusion, Ethnie, Diversität
- Geschlechtsidentitäten: Geschlecht, Geschlechter, Pronomen, dazugehören, weiblich, Pronomen, sie/ihr, biologisches Geschlecht, Transgender, Frauen
- Anderes: Aktivisten, Befürworter, politisch, traumatisch, Opfer, Vielfalt
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Kampf gegen "they/them"-Pronomen
Der Fokus auf Geschlechter fügt sich nahtlos in Trumps bisherige Politik ein. Gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft legte er per Dekret fest, dass es nur zwei Geschlechter - männlich und weiblich - gebe und diese nicht geändert werden könnten. Es folgte eine Verordnung, die Transfrauen die Teilnahme an Mädchen- und Frauensport verbietet.
Daher auch Trumps Kampf mit den "they/them"-Pronomen (sie/ihr). Das Pronomen bezeichnet eigentlich die Mehrzahl, wird aber bevorzugt in Fällen verwendet, in denen das Geschlecht eines Wortes unbekannt oder nichtbinär ist - letzteres ist aber laut Trump-Dekret ein Ding der Unmöglichkeit.
Das spricht er in seiner Rede auch direkt an und erzählt, dass eine Familie sich beschwert hätte, da ihre 13-jährige Tochter vom Lehrpersonal in der Schule ermutigt worden sei, "they/them"-Pronomen zu verwenden. Offenbar als Ausdruck dafür, dass sich das Kind weder eindeutig weiblich noch männlich fühlt.
Komplizierter Sprachgebrauch
Dabei ist die Verwendung von "they" als Einzahlpronomen schon lange Praxis im Englischen. Laut dem Oxford English Dictionary wird das Pronomen seit dem Jahr 1375 in diesem Sinne verwendet, erstmals tauchte es in der mittelalterlichen Romanze "William and the Werewolf" auf.
Womöglich ein Grund, warum auch Trump selbst mit seinem Verbot der Formulierung noch hadert. Als er in der Rede gegen "Terroristen" wettert, sagt er dort: "Now every last one will be rounded up and forcibly removed from our country, or, if they’re too dangerous, put in jails." Oder: "Jetzt wird jeder einzelne von ihnen zusammengetrieben und gewaltsam aus unserem Land entfernt oder, wenn er/sie zu gefährlich ist, in Gefängnisse gesteckt".
Denn "jeder einzelne von ihnen" kann im Deutschen eben nicht - wie Trump es auf Englisch tut - so einfach mit "they" ersetzt werden. Die "Meinungsfreiheit", die Trump vor dem Kongress beschwor, hat jedenfalls offensichtlich Einschränkungen. Von ihnen ausgenommen scheint nur der US-Präsident selbst zu sein.
Disclaimer: Zur Analyse wurden auch die KI-Chatbots Grok, Perplexity und Copilot herangezogen. Die Ergebnisse wurden im Anschluss abgeglichen und manuell überprüft.
Zusammenfassung
- US-Präsident Donald Trump hält gerne Plädoyers auf die Meinungsfreiheit, dabei ist seine Regierung auffällig restriktiv, was die Verwendung von Dutzenden Begriffen angeht.
- "Gleichberechtigung" und "Geschlecht" sollen in offiziellen Dokumenten etwa vermieden werden.
- Doch Trump selbst missachtet die Vorgabe in seiner Rede zur Lage der Nation - mehrmals.