Trump-Veranstaltung wird zur bizarren QAnon-Zeremonie

Ex-US-Präsident Donald Trump setzt bei der Mobilisierung für seine Wahl inzwischen immer offener auf die Verschwörungstheoretiker der QAnon-Szene. Diese rechtsextremen Trump-Anhänger waren bereits besonders prominent beim Kapitol-Sturm vom 6. Jänner 2020 vertreten. Sie sind es auch, die Trump nach wie vor die Treue halten und weiterhin vom Betrug bei der vergangenen US-Wahl überzeugt sind.

Bei einer Wahlveranstaltung in Ohio wurde dies besonders sichtbar. In einer Rede beklagte Trump in weinerlichem Tonfall, dass die Wirtschaft darniederliegt und die USA ihre Energieautarkie verloren hätten.

"Wir sind eine Nation, die Russland erlaubt, ein Land - die Ukraine - zu verwüsten und Hunderttausende zu töten. Es wird noch schlimmer werden, unter meiner Führung wäre das nicht passiert und ist es auch nicht passiert für vier lange Jahre", meint der Ex-Präsident weiter. "Und China wird mit Taiwan das nächste sein", meint Trump.

QAnon-Musik

Untermalt ist die Rede durchgehend von dramatischer Musik aus den Lautsprechern. Zugleich sieht man große Teile des Publikums einen Zeigefinger nach oben heben. Die Musik wurde identifiziert als Instrumental-Track namens "Wwg1wga" - eine Abkürzung, die für den QAnon-Slogan "Where we go 1, we go all" ("Wo einer von uns hingeht, gehen wir alle hin") steht.

Musik stammt von finnischem Youtuber

Interpret des Musik-Tracks ist ein Mann mit dem Pseudonym "Richard Feelgood", bei dem es sich - kurioserweise - um einen finnischen Youtuber zu handeln scheint. Dieser wettert üblicherweise in meist viertelstündigen Videos mit einer Teddybär-Maske über allerlei Tagespolitisches, in der Regel mit Finnland-Bezug. Besonders über die finnische Premierministerin Sanna Marin zieht er anscheinend gerne her und präsentiert schon einmal Klopapier mit ihrem Foto darauf.

Rätselraten über Finger-Geste

Auch die erhobenen Zeigefinger im Publikum sollen einen QAnon-Bezug haben. Zumindest wird die Geste in Trump-Foren als solche gefeiert, berichtet der Journalist Ben Collins auf Twitter. Allerdings scheint es auch innerhalb der Szene Unklarheit darüber zu geben, was die Geste genau bedeutet. Manche interpretieren sie als Ausdruck des oben genannten QAnon-Slogans, anderen meinen, es würde für "America First" stehen, ein beliebtes Motto Trumps.

Was auch immer die genaue Bedeutung sein mag, die kollektiv gezeigte Geste zeigt, zusammen mit der Musikauswahl durch das Trump-Team, dass der Ex-Präsident die QAnon-Gläubigen als treue Anhängerschaft längst nicht nur gutheißt, sondern bei seiner Mobilisierung gezielt darauf baut. Seine Wahlkampfveranstaltung wirkt in ihrer Inszenierung jedenfalls eher wie die Veranstaltung einer Sekte denn eine politische Kundgebung.