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Trump buhlt vor Parlamentswahl erneut um Grönland

Heute, 12:17 · Lesedauer 3 min

US-Präsident Donald Trump wirbt vor der grönländischen Parlamentswahl am Dienstag erneut um das Land. "Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und euch reich zu machen", schrieb Trump in einem Beitrag auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social am Sonntag (Ortszeit). Grönlands Regierungschef Múte B. Egede fordert "Respekt", der US-Präsident sei "unberechenbar".

Trump lud die grönländische Bevölkerung erneut dazu ein, "ein Teil der großartigsten Nation der Welt" zu werden - wenn sie sich dazu entscheide. Tech-Milliardär Elon Musk betätigte sich später als Verstärker der Trump-Botschaft, indem er sie auf seiner Online-Plattform X teilte.

Kurz vor dem Wahltag äußerte Grönlands Regierungschef Egede seine bisher wohl deutlichste Kritik an Trump: "Die Dinge, die im Moment in der Welt passieren, beunruhigen mich sehr - dass die Weltordnung an vielen Fronten wankt und es in den USA vielleicht einen Präsidenten gibt, der sehr unberechenbar ist und auf die Weise auch dafür sorgt, dass die Leute verunsichert werden", sagte er dem dänischen Rundfunksender DR.

"Wir verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden", sagte Egede. "Und ich glaube nicht, dass der amerikanische Präsident dies seit seinem Amtsantritt getan hat." Ob das Interview vor oder nach den erneuten Trump-Aussagen aufgenommen wurde, ging aus den Senderangaben nicht hervor.

Parlamentswahl am Dienstag

Trump hatte in den vergangenen Monaten immer wieder angegeben, die Kontrolle über die größte Insel der Erde aus Gründen der nationalen und internationalen Sicherheit übernehmen zu wollen. Auch militärischen oder wirtschaftlichen Zwang schloss er dabei nicht aus.

Die Debatte über die Trump-Aussagen hat den Wahlkampf vor der grönländischen Parlamentswahl stark geprägt. Alle fünf der aktuell im Parlament vertretenen Parteien haben sich bereits gegen eine Annexion durch die USA ausgesprochen. Sie gehen damit auf den Wunsch der Bevölkerung ein: 85 Prozent der Grönländer gaben in einer Umfrage Anfang Jänner an, nicht Teil der Vereinigten Staaten werden zu wollen, während fast die Hälfte Trumps Interesse sogar als Bedrohung empfindet.

Das Land ist derzeit eine autonome Region Dänemarks. 84 Prozent der Grönländer wünschen sich allerdings die Unabhängigkeit - jedoch nur, wenn keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen. Nur acht Prozent halten ihr Land aktuell dafür bereit. 52 Prozent gehen davon aus, dass die Unabhängigkeit innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre realisiert werden könnte.

Forscher glaubt nicht an Folgen für Grönland-Wahl

Der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad glaubt nicht daran, dass Trumps jüngste Aussage größere Auswirkungen auf die Wahl haben wird. "Ich bin mir recht sicher, dass die allermeisten grönländischen Wähler Trumps Interesse bereits zur Kenntnis genommen und dazu Stellung bezogen haben", sagte der Forscher des Dänischen Instituts für Internationale Studien (DIIS) der Nachrichtenagentur Ritzau.

Entscheidend sei jedoch, ob die Aussagen des US-Präsidenten generell als Möglichkeit oder als Bedrohung wahrgenommen werden - und in der Hinsicht könne man den Eindruck gewinnen, dass sie den gegenteiligen Effekt ihrer eigentlichen Absicht haben könnten.

Zusammenfassung
  • US-Präsident Donald Trump wirbt vor der grönländischen Parlamentswahl erneut um das Land und bietet Investitionen in Milliardenhöhe an. Grönlands Regierungschef Múte B. Egede kritisiert Trump als unberechenbar und fordert Respekt.
  • 85 Prozent der Grönländer lehnen eine Annexion durch die USA ab, während 84 Prozent die Unabhängigkeit von Dänemark wünschen. Nur 8 Prozent halten das Land aktuell für bereit, unabhängig zu werden.
  • Der Grönland-Experte Ulrik Pram Gad glaubt nicht, dass Trumps Aussagen größere Auswirkungen auf die Wahl haben werden. Viele Grönländer empfinden Trumps Interesse als Bedrohung.