Tchakarova: Folter durch russische Behörden "nichts Neues"

Die Expertin für Sicherheitspolitik Velina Tchakarova denkt, dass Russland mit der Beschuldigung der Ukraine von seinem eigenen Versagen im Zusammenhang mit dem Anschlag in Moskau ablenken will. Die Sorge um Europas Sicherheit sei aber auch berechtigt.

Geopolitische Strategin Velina Tchakarova analysiert im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Nina Flori den IS-Anschlag in Moskau, bei dem mehr als 130 Menschen ums Leben kamen.

Der ISPK (Islamischer Staat Provinz Khorasan) gilt als afghanischer Ableger der islamistischen Terror-Miliz. Für Experten gilt er aktuell als der aktivsten Ableger des Terror-Netzwerks. 

Putin will von Versagen ablenken

Russland befinde sich im dritten Jahr der Kriegsführung, mit den Anschuldigungen an die Ukraine wolle man vom Versagen des russischen Machthabers Putin und auch dem der Sicherheitsdienste ablenken.

Diese Strategie würde auch gut funktionieren, so Tchakarova. Sie erwartet, dass die Bevölkerung sich hinter den Kreml stellt.

Video: Nach Moskau-Attentat: Führt Russland wieder die Todesstrafe ein?

Hartes Vorgehen nicht überraschend

Vier Tadschiken wurden in Zusammenhang mit dem Anschlag bereits am Wochenende festgenommen. Tchakarova hält es für glaubwürdig, dass der IS hinter dem Terror-Anschlag steht. Auch, dass die vier Verdächtigen verantwortlich seien.

Am Montag wurden die Männer einem Gericht vorgeführt, sie wiesen offensichtliche Spuren von Folter auf. Das sei "nichts Neues", die russischen Sicherheitsdienste seien dafür berühmt, so hart gegen Verdächtige vorzugehen. Die russische Bevölkerung würde diesen Umgang auch nicht ablehnen.

Der US-Geheimdienst hatte Russland konkret vor einem derartigen Anschlag bei einer Veranstaltung gewarnt, Machthaber Putin hatte diese Warnungen in den Wind geschlagen. Der russische Sicherheitsapparat sei durch den Krieg mit der Ukraine an seine Grenzen gekommen.

Galerie: Der Anschlag in Moskau

Sorge vor ISPK

ISPK würde nicht nur Russland attackieren, sondern auch Länder innerhalb Europas. Dass Russland nun im Visier sei, das habe mit den zwei Tschetschenien-Kriegen zu tun, die Russland in den 1990er Jahren im Nordkaukasus führte. 

Auch Russland als Gegner des IS habe dazu beigetragen, auch Russlands Beziehung mit den Taliban in Afghanistan sei für den ISPK ein Grund. Die Taliban sind die erklärten Feinde des IS.

Im Winter gab es im Zusammenhang mit geplanten Anschlägen des ISPK auch in Wien und Köln Festnahmen. Am Montag wurde in Paris die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen - diese Sorgen vor islamistischem Terror hält Tchakarova für begründet.

Die Strategin denkt, dass weitere Anschläge folgen könnten, in Europa oder auch in Südasien, wo auch ein Schwerpunkt des ISPK läge.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Expertin für Sicherheitspolitik Velina Tchakarova denkt, dass Russland mit der Beschuldigung der Ukraine von seinem eigenen Versagen im Zusammenhang mit dem Anschlag in Moskau ablenken will.
  • Die Sorge vor weiteren Anschlägen in Europa hält die Strategin für begründet.
  • Man dürfe nicht vergessen, dass der ISPK auch mit geplanten Anschlägen in Wien und Köln in Verbindung stand.