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Steininger warnt vor "Flächenbrand", Rolle des Iran zentral

Der Nahost-Experte Rolf Steininger hat angesichts der Gewalteskalation in Nahost eindringlich vor einem drohenden "Flächenbrand" gewarnt. Ob es gelinge, einen solchen zu verhindern, hänge vor allem vom Handeln des Iran ab, sagte der Historiker zur APA. "Wenn der Iran die im Libanon stationierte Hisbollah, mit deren modernen Raketen jeder Punkt in Israel getroffen werden kann, laufen lässt, dann kann man die Dinge nicht mehr in den Griff kriegen", erklärte Steininger.

Dann würde man potenziell auch einem großen Krieg entgegensehen. Ebenso wie die Hamas habe auch der Iran die Vernichtung Israels als erklärtes Staatsziel definiert, erinnerte der auf den Nahost-Konflikt spezialisierte Historiker. Ob die militärisch von Israel und den USA aufgebotene Macht den Iran wirkungsvoll abschrecken könne, bleibe abzuwarten. Die Frage sei nun auch, ob es Israel angesichts dieser Lage gelingen könne, die Hamas zu vernichten. "Die Hamas hatte 15 Jahre Zeit, sich auf diesen Krieg vorzubereiten", verwies Steininger auf die offenbar in Gaza gebauten Tunnelsysteme und die zu erwartenden verheerenden Folgen einer Bodenoffensive Israels. Dabei sei auch an die unzähligen toten Zivilisten zu denken und an die Bilder, die angesichts einer solchen Katastrophe in die Welt getragen würden.

Die aktuelle Eskalation im Nahost-Konflikt sei anders zu bewerten als bisherige Gewaltausbrüche. "Dieses Mal ist alles anders", sagte der ehemals an der Universität Innsbruck tätige Historiker im APA-Gespräch. Die massiven Angriffe und das Massaker der Hamas am 7. Oktober hätten "den schlimmsten Tag in der Geschichte Israels" ausgelöst. "In Israel ist es still geworden", beschrieb Steininger. Gleichzeitig erinnerte der Nahost-Experte an die Verantwortung beider Seiten in dem Jahrzehnte andauernden Konflikt.

Die Angriffe hätten Israel fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Ausbruch des Yom-Kippur-Krieges 1973 getroffen. Damals sei Israel durch den Krieg gegen arabische Staaten wie Ägypten und Syrien "am Abgrund" gestanden. "Auch heute geht es wieder um die Existenz des israelischen Staates", sagte Steininger. Die Brutalität des Hamas-Angriffes sei dabei bisher ungekannt und habe es "bisher noch nicht gegeben". Die nun vorherrschende Lage beschrieb der Historiker dabei als "sehr schwierig", auch aufgrund der Hunderten durch die Hamas genommenen Geiseln.

Verständnis äußerte Steininger indes für die Aufsehen erregende Rede von UN-Generalsekretär Antonio Guterres und bestätigte: "Es gibt keinen luftleeren Raum." Guterres hatte am Dienstag die israelischen Gegenangriffe im Gazastreifen kritisiert und von "eindeutigen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht" gesprochen. "Zum Nahost-Konflikt gehört auch, dass Israel seit 1967 Besatzungsmacht ist und 700.000 Siedler mittlerweile völkerrechtswidrig in palästinensischem Gebiet leben", führte der Nahost-Experte aus. Die Siedlungspolitik Israels sei bei bisherigen Friedensbemühungen immer das "entscheidende Hindernis" gewesen.

Gleichzeitig habe es wiederholt Friedensangebote Israels gegeben, erinnerte Steininger. Im Teilungsplan 1947 etwa seien ein überschaubares Gebiet für beide Seiten und klare Grenzen vorgesehen gewesen. 1993 wurde - letztlich erfolglos - der Osloer Friedensprozess angestoßen. "Israel war dann im Jahr 2000 bereit, 91 Prozent des besetzten Gebietes im Westjordanland zurückzugeben und Ostjerusalem als Hauptstadt eines Palästinenserstaates anzuerkennen", beschrieb der ehemals an der Universität Innsbruck tätige Wissenschafter ein Angebot Israels unter dem damaligen Regierungschef Ehud Barak an die Palästinensische Autonomiebehörde (PLO) von Yasser Arafat. "Jedes Mal haben die Araber 'Nein' gesagt", erinnerte der Nahost-Experte.

Dass Österreich sich kompromisslos an die Seite Israels stelle, sei angesichts der Geschichte alternativlos, so Steininger. "Niemand würde etwas anderes von Österreich erwarten", verwies Steininger auf die besondere Verpflichtung, die die beiden Staaten durch den Holocaust und den Zweiten Weltkrieg verbinde. Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) war am Mittwoch nach Israel gereist, um Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Solidarität Österreichs zu versichern. Sollte die aktuelle Eskalation überwunden werden, werde jedenfalls "auch Netanyahu weg sein", prognostizierte Steininger. Dieser habe einen "nicht verzeihbaren Fehler" begangen, in dem er die "Sicherheit des Staates Israel aufs Spiel gesetzt hat".

(Das Gespräch führte Matthias Bliem-Sauermann/APA)

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  • Der Nahost-Experte Rolf Steininger hat angesichts der Gewalteskalation in Nahost eindringlich vor einem drohenden "Flächenbrand" gewarnt. Ob es gelinge, einen solchen zu verhindern, hänge vor allem vom Handeln des Iran ab, sagte der Historiker zur APA. "Wenn der Iran die im Libanon stationierte Hisbollah, mit deren modernen Raketen jeder Punkt in Israel getroffen werden kann, laufen lässt, dann kann man die Dinge nicht mehr in den Griff kriegen", erklärte Steininger.