Segenreich: 90 Sekunden, um in Tel Aviv einen Schutzraum zu erreichen
Ben Segenreich lebt in Tel Aviv und schildert im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach die momentane Lage in Israel, wo die Gewalt binnen weniger Tage das schlimmste Ausmaß seit Jahren erreichte.
Während der Tagesstunden war es relativ ruhig, erklärt der Nahost-Experte am Mittwoch. Es gehe meistens los, wenn die Dunkelheit anbricht. Er entschuldige sich schon im Vorhinein, solle der Alarm losgehen, müsse er das Interview unterbrechen, um in den Schutzraum zu flüchten. Die Hamas habe für Mittwochabend massive Raketenschläge angekündigt, insbesondere gegen das Zentrum Israels.
In israelischen Städten in denen arabische und israelische Bevölkerung nebeneinander wohnen, wäre es zu "ganz gewaltsamen" Szenen gekommen, weil junge Araber in den Straßen randaliert hätten. "Das hat offenbar in der Stadt Lot, die der Brennpunkt dieser Vorkommnisse gestern Abend gewesen ist , jetzt wieder begonnen. Das müsste noch überprüft werden."
15 bis 90 Sekunden, um Schutzraum zu erreichen
Wenn man bei einem Angriff in der Nähe eines Schutzraums sei, versuche man, so schnell wie möglich in diesen zu gelangen. In Tel Aviv zum Beispiel habe man dafür relativ viel Zeit, nämlich 90 Sekunden. In Südisrael, näher am Gazastreifen, sei die Flugzeit der Raketen kürzer. Dort habe man nur 15 Sekunden und damit kaum Zeit, einen Schutzraum zu erreichen. Man müsse - mit Kindern zum Beispiel - von vornherein im Schutzraum bleiben. Im Freien müsse man sich niederkauern, um die Gefahr von Splittern getroffen zu werden, zu minimieren.
Statistisch gesehen sei jedoch die Chance, von einer Rakete getroffen zu werden, nicht sehr hoch. Das sei, als hätte man Flugangst, mit diesem Gedanken könne man sich beruhigen. Die Raketen der Hamas seien sehr ungenau und es gäbe auch den Iron Dome, das Schutzsystem, das viele Raketen abfange.
Angriffe könnten von Wahl-Absage ablenken
Als möglichen Grund für den massiven Raketenbeschuss nennt Segenreich den Ramadan, in dem die Gemüter immer "sehr erhitzt" seien. Dazu käme, dass dieses Jahr der israelische Jerusalem-Tag, der Tag an dem aus israelischer Sicht die Befreiung Jerusalems im Jahr 1967 gefeiert wird, in den Ramadan. Auch das sei ein Anlass für Reibereien. Ein wichtiger Punkt, der übersehen werde, sei, dass die palästinensischen Wahlen abgesagt wurden. "Das ist für die Hamas wahrscheinlich frustrierend." Mit Raketenangriffen könne man davon ablenken.
Zusammenfassung
- Ben Segenreich lebt in Tel Aviv und schildert im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach die momentane Lage in Israel, wo die Gewalt binnen weniger Tage das schlimmste Ausmaß seit Jahren erreichte.
- In israelischen Städten in denen arabische und israelische Bevölkerung nebeneinander wohnen, wäre es zu "ganz gewaltsamen" Szenen gekommen, weil junge Araber in den Straßen randaliert hätten.
- Wenn man bei einem Angriff in der Nähe eines Schutzraums sei, versuche man, so schnell wie möglich in diesen zu gelangen. In Tel Aviv zum Beispiel habe man dafür relativ viel Zeit, nämlich 90 Sekunden.
- In Südisrael, näher am Gazastreifen, sei die Flugzeit der Raketen kürzer. Dort habe man nur 15 Sekunden und damit kaum Zeit, einen Schutzraum zu erreichen.
- Man müsse - mit Kindern zum Beispiel - von vornherein im Schutzraum bleiben. Im Freien müsse man sich niederkauern, um die Gefahr zu minimieren. Statistisch gesehen sei die Chance, von einer Rakete getroffen zu werden, jedoch nicht sehr hoch.
- Als möglichen Grund für den massiven Raketenbeschuss nennt Segenreich den Ramadan, die Feier des Jerusalem-Tags und die abgesagten palästinensischen Wahlen, von denen die Hamas so ablenken könne.