Kurz bei Milborn: "Lockdown kommt zu einem guten Zeitpunkt"
Was wird getan, die kommende Welle in den Krankenhäusern abzufangen?
"Die Bundesländer, die für die Gesundheits- und das Spitalsmanagement zuständig sind, die setzen ohnehin auch Schritte, wie Zum Beispiel, dass sich Bundesländer wechselseitig unterstützen und entlasten, weil ja nicht alle gleich betroffen sind im Moment. Oder auch, dass teilweise pensioniertes Personal gebeten wird, wieder mitzuarbeiten."
Gibt es einen Bonus für Gesundheitspersonal?
"Vorstellen kann ich mir vieles. Aber, das ist glaub ich im Moment nicht das Hauptthema."
Warum hat man mit dem Lockdown so lange gewartet?
"In einer Demokratie kann man nicht alleine entscheiden. Auch als Bundeskanzler nicht. Die Situation ist eben so, dass viele – andere Parteien aber auch Landeshauptleute – sehr kritisch waren, als wir zum Beispiel angeregt haben, nutzen wir die Herbstferien, verlängern wir die, machen wir da schon einen Lockdown um schlimmeres zu verhindern. Da gab‘s bei vielen die politische Bereitschaft nicht. Man sieht es ja jetzt, obwohl wir jetzt schon an einem sehr dramatischen Punkt sind, gibt’s noch immer viele, auch politisch Verantwortliche, die sagen, der Lockdown ist übertrieben oder die Schulen sollten offenbleiben. Also auch jetzt gibt’s bei vielen noch nicht das nötige Bewusstsein, meiner Meinung nach. Eines kann ich schon nachvollziehen und da glaub ich sozusagen ist es durchaus auch berechtigt zu sagen der Lockdown kommt jetzt schon auch insofern zu einem guten Zeitpunkt.
Ich habe das Gefühl vor einem Monat war die Bevölkerung auch noch nicht bereit. Und ein Lockdown verordnen ist das eine, aber noch entscheidender ist: Wird er mitgetragen? Machen die Menschen mit? Hält sich jeder daran? Weil sie können alles zusperren, wenn sich die Menschen dann privat treffen, dann bringt das alles Garnichts. Und da muss ich all denen, die mich immer gebremst haben und gesagt haben: Nein, das ist zu früh. Denen muss ich insofern ein Stück weit rechtgeben. Wo sie recht hatten ist, dass die Bevölkerung jetzt anscheinend den Ernst der Lage stärker sieht als vor einem Monat. Und jetzt auch mehr Bereitschaft da ist mitzumachen."
Warum werden Schulen geschlossen?
"Ich halte es für notwendig, dass wir bei diesem Lockdown auch den Schritt setzen und die Schulen schließen, sonst bringen wir nicht die Infektionszahlen so schnell hinunter, wie das notwendig ist."
Wie läuft es mit der Sonderbetreuungszeit?
"Es gibt drei Abstufungen. Das erste ist, wer die Möglichkeit hat, weil er selbst zum Beispiel gerade in Kurzarbeit ist, weil er arbeitslos ist, weil er ohnehin zu Hause ist – in Karenz oder aus welchen Gründen auch immer, dann bitte nehmen sie die Möglichkeit wahr und betreuen sie die Kinder zuhause.
Zum zweiten: Wenn das nicht möglich ist, aus welchen Gründen auch immer – weil man arbeiten gehen muss, weil man Alleinerziehend ist, weil man vielleicht im Homeoffice ist aber in der Wohnung so wenig Platz ist, dass Homeoffice und Kinder gleichzeitig einfach unmöglich ist –, dann haben sie auch die Möglichkeit, die Kinder in die Schule zu schicken. Die werden dort gut betreut werden. Auch unterstützt werden.
Und zum Dritten: Es kommt immer wieder auch vor, dass Schulen ganz geschlossen werden müssen. Weil die Lehrer zum Beispiel infiziert sind oder weil alle Kontaktpersonen 1 sind und in diesem Fall gibt es die Sonderbetreuungszeit. Das heißt, da haben Eltern einen Rechtsanspruch ihre Bezüge weiter zu bekommen und trotzdem zuhause zu bleiben um sich um die Kinder zu kümmern, weil es einfach keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt."
Können die angekündigten Massentests umgesetzt werden?
"Wir sind in Vorbereitung eine solche Massentestung durchzuführen. Ich würde sagen, es ist absolut realistisch gewisse Gruppen, die muss man noch auswählen, aber gewissen Gruppen am Ende des Lockdowns zu testen und in weiterer Folge – das ist unser Ziel – bis Weihnachten dann auch massenhaft in die Bevölkerung hineinzutesten. Das wird nicht jeder sein, aber Massentests machen definitiv Sinn, weil man da auf sehr viele Fälle, asymptomatische Fälle draufkommt, die man isolieren kann und so das Infektionsgeschehen in Summe etwas dämpfen kann."
Zusammenfassung
- Bundeskanzler Sebastian Kurz appelliert im Interview bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn an die Bevölkerung, die Maßnahmen mitzutragen, damit das Gesundheitssystem nicht an seine Grenzen stößt und eine Triage verhindert werden kann. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.