Schmidauer sieht noch Handlungsbedarf bei Gleichstellung
Schließlich habe man "schon den Spielraum, die Rolle eigenständig auszulegen", sagte Schmidauer, die noch ein Jahr nach der Wahl ihres Mannes zum Bundespräsidenten Vollzeit als Geschäftsführerin im grünen Parlamentsklub gearbeitet hatte. Begonnen habe ihr Engagement in der Rolle der First Lady dann mit der Kampagne "#wirtun" der Caritas, die sich gegen Frauenarmut einsetzt, später engagierte sie sich etwa für eine Bürgermeisterinneninitiative.
Natürlich nehme sie aber gemeinsam mit ihrem Mann Termine wahr, und es gebe auch eine gewisse Erwartungshaltung bei Staatsbesuchen. Als Ehefrau müsse man "auch nicht alles mitmachen", sagte sie über die dort geltenden Protokolle. Ob man etwa im Vatikan einen Schleier trage oder nicht, sei relativ flexibel - sie habe darauf verzichtet. Was sie tun würde, wenn von ihr in einem Land verlangt würde, sich zu verschleiern? Das sei ihr bisher nicht untergekommen, meinte Schmidauer.
In der Frauenpolitik sieht Schmidauer noch einige offene Problemstellungen. "All diese [Gender, Anm.] Gaps - ich will das jetzt gar nicht aufzählen - das ist absurd." Es brauche politischen Willen und eine Kraftanstrengung, "aber es ist machbar, wenn man es möchte." Das Thema der Geschlechtergerechtigkeit sollte denn auch mit der entsprechenden politischen Priorität ausgestattet werden. Es brauche konkrete Ziele, die dann mit Freude verfolgt werden, und nicht als Pflichtübung. Manchmal habe sie das Gefühl, es herrsche die Ansicht: "Okay, Frauenpolitik, das muss halt auch gemacht werden." Aber es gehe hier um das Potenzial der Hälfte der Menschheit. "Wir Frauen sind die Hälfte der Menschheit, wir haben das Anrecht auf Halbe-Halbe auf allen Ebenen."
Umgekehrt müsste man Anreize für Männer setzen, damit diese mehr Verantwortung für unbezahlte Familienarbeit übernehmen - diese wird schließlich zum Großteil von Frauen geleistet. Auf politischer Ebene sowie bei den Arbeitgebern gehe es um die Frage, welche Anreize gesetzt werden, damit auch Männer in Karenz gehen. Innerhalb der Familie stelle sich wiederum die Frage, welches Rollenbild Kindern vorgelebt wird.
Das Frauenkapitel des Regierungsprogramms der neuen schwarz-rot-pinken Koalition wollte Schmidauer hingegen nicht kommentieren. "Ich kann nur sagen: Alles, das in die Richtung geht, mehr Gleichberechtigung zu unterstützen und mehr Mut, findet auf jeden Fall meine Unterstützung und Zustimmung."
"Wäre mal an der Zeit" für Bundespräsidentin
Sie appellierte zudem an den Mut der Frauen. Bei ihrer Arbeit im politischen Umfeld habe sie selbst früher einen großen Bogen um Mikrofone und Kameras gemacht, meinte Schmidauer, die mittlerweile gerne in der ersten Reihe steht. Sie könne gut nachvollziehen, dass Frauen hier eine gewisse Hemmschwelle hätten. "Es kostet alles Überwindung, aber man kann es lernen, man kann es üben, und es können gar nicht so viele schreckliche Sachen passieren", betonte sie: "Man muss einfach tun." Schließlich sei es wichtig, dass es auch in der ersten Reihe viele Frauen gebe.
Und wie lange wird es dauern, bis Österreich eine Bundespräsidentin bekommt? "Da werde ich jetzt keine Prognosen abgeben. Ich hoffe schnell, es wäre mal an der Zeit."
Zusammenfassung
- Obwohl sie das Frauenkapitel des Regierungsprogramms nicht kommentiert, unterstützt sie alle Maßnahmen, die mehr Gleichberechtigung fördern. Sie sieht es als wichtig an, dass es auch in Führungspositionen und der ersten Reihe viele Frauen gibt.