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Russische und ukrainische Luftangriffe gemeldet

Russische und ukrainische Kampfflugzeuge haben am Dienstag Stellungen der jeweiligen Gegenseite im Osten der Ukraine angegriffen. Daneben lieferten sich Kanoniere beider Seiten heftige Artillerieduelle, teilte der ukrainische Generalstab am Abend ohne genaue Ortsangaben mit. Nach ukrainischen Angaben wurden dabei zwei russische Anlagen zur elektronischen Kriegsführung zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Aus der Kleinstadt Awdijiwka im Donbass wurden neue russische Artillerieangriffe gemeldet. Obwohl die noch verbliebenen Bewohner zuletzt mehrfach aufgerufen worden waren, den Ort zu verlassen, hielten sich nach Angaben von Bürgermeister Vitali Barabasch weiter Zivilisten in der Stadt auf. "Es sind noch acht Kinder in der Stadt, aber man müsste schon leidenschaftlicher Spion sein, um sie zu finden", wurde er von der "Ukrajinska Prawda" zitiert. Awdijiwka liegt knapp 15 Kilometer nördlich der von Russen und Aufständischen kontrollierten Großstadt Donezk entfernt.

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk forderte Ukrainer in russisch besetzten Gebieten indirekt angesichts der bevorstehenden ukrainischen Offensive zur Flucht aufgefordert. "Ich rate den Ukrainern in den vorübergehend besetzten Gebieten, entweder in Drittländer zu gehen oder sich vorzubereiten", schrieb sie am Dienstag ohne weitere Details auf Telegram. "Sie wissen, was zu tun ist, passen Sie auf sich und Ihre Kinder auf."

Zuvor hatte die Ukraine berichtet, in der Nacht auf Dienstag ein gutes Dutzend russische Drohnenangriffe abgewehrt zu haben. Es seien insgesamt 17 Attacken mit iranischen "Kamikaze-Drohnen" vom Typ Shahed-136 registriert worden, teilten die Streitkräfte in Kiew mit. 14 Drohnen seien abgeschossen worden.

Berichte über Explosionen gab es aus der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo Behörden Zerstörungen an Infrastruktur, darunter in einem Unternehmen, meldeten. Bei den Angriffen auf Odessa sind nach Angaben des ukrainischen Militärs vorläufigen Informationen zufolge keine Menschen getötet worden. Eines der unbemannten Fluggeräte aus iranischer Produktion habe allerdings ein Unternehmensgebäude getroffen. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen, das aber inzwischen gelöscht sei.

Schwerpunkt der Kämpfe war auch am Dienstag die Region rund um Bachmut, deren Einnahme der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, am Vortag erklärt hatte. Ukrainischen Angaben zufolge wurden am Dienstag 20 russische Angriffe rund um die Stadt abgewehrt, bei Awdijiwka und Marinka waren es 25 weitere.

Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stützten indes nach Analysen von Bildern die Behauptung Prigoschins. Demnach kommen die Wagner-Truppen mit Unterstützung der regulären Einheiten der russischen Streitkräfte im Zentrum von Bachmut weiter voran.

Bachmut ist bereits seit dem Spätsommer umkämpft. In diesem Jahr haben sich die Kämpfe zur blutigsten Schlacht des mehr als ein Jahr dauernden russischen Angriffskrieges entwickelt. Die Stadt ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen den Städten Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Falls die Stadt fällt, eröffnet sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Damit rückt eine von Russland geplante vollständige Eroberung des Donezker Gebiets näher.

Die Ukraine beobachtet indes zunehmende Nachschubprobleme beim Feind. "Der Gegner hat an den vier Abschnitten, an denen er angreift, keine ausreichende Logistik", sagte einer der Armee-Sprecher, Olexij Dmytraschkiwskyj, am Dienstag im ukrainischen Fernsehen. An den Frontabschnitten im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine sollen die russischen Einheiten sogar weder Munition noch Sprit erhalten. Daher würden die Russen in diesem Gebiet nicht angreifen. Laut Dmytraschkiwskyj sind erfolgreiche Schläge der ukrainischen Armee auf Depots in der besetzten Hafenstadt Mariupol im Gebiet Donezk Grund für die Probleme.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gab die aktive Frontlinie in seinem Land indes mit mehr als 1.200 Kilometern an. "Das ist die Entfernung von Washington D.C. nach Chicago und wieder zurück", sagte Selenskyj in einem Onlinegespräch mit US-Gouverneuren. Darin betonte er neuerlich, dass die ukrainische Armee die gesamte westliche Welt verteidigten. "Die Ukraine ist eure äußerste Grenze, eure letzte verlässliche Grenze. Unserer Stärke ist es zu verdanken, dass eurem Volk diese Wahl erspart bleibt, die Wahl zwischen Frauen und Männern, tapferen Soldaten, deren Leben auf den Altar der Verteidigung des Wertvollsten gelegt werden, der Freiheit", betonte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform.

Russland plant unterdessen nach Informationen britischer Geheimdienste den Aufbau weiterer Söldner-Truppen für den Krieg gegen die Ukraine. Ziel sei, die Wagner-Gruppe in ihrer "bedeutenden" Rolle zu ersetzen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Dienstag mit. Die militärische Führung Russlands wolle wegen der "hochkarätigen Fehde" zwischen dem Verteidigungsministerium und Wagner eine Privatarmee, die sie besser kontrollieren könne. "Allerdings erreicht derzeit keine andere bekannte russische Privatarmee die Größe oder Kampfkraft von Wagner", hieß es. London zufolge findet Russland den Einsatz privater Söldner nützlich, weil sie effizienter seien als die reguläre Armee. Zudem schätze man in Moskau, dass Verluste der privaten Truppen von der Gesellschaft eher toleriert würden als tote und verwundete reguläre Soldaten.

ribbon Zusammenfassung
  • Russische und ukrainische Kampfflugzeuge haben am Dienstag Stellungen der jeweiligen Gegenseite im Osten der Ukraine angegriffen.
  • Nach ukrainischen Angaben wurden dabei zwei russische Anlagen zur elektronischen Kriegsführung zerstört.
  • Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
  • Ukrainischen Angaben zufolge wurden am Dienstag 20 russische Angriffe rund um die Stadt abgewehrt, bei Awdijiwka und Marinka waren es 25 weitere.