Putin trifft Kim: "Nichts, was den Ukraine-Krieg entscheiden wird"
Das Treffen der international geächteten Machthaber hat für beide Seiten Vorteile. Durch schwere UN-Sanktionen ist Nordkorea wirtschaftlich und militärisch geschwächt. In Russland sieht man nun einen Verbündeten. "Nordkorea braucht von Russland dringend Unterstützung, vor allem in der Satellitentechnologie", erklärte Politikwissenschaftler Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck im PULS 24 Interview.
So sei es immer wieder gescheitert, dass Nordkorea Spionagesatelliten ins All bringe. Auch Nahrung und Energie soll nach Nordkorea geliefert werden, denkbar sei aber auch Technologie für U-Boote.
Munition für den Ukraine-Krieg
Im Gegenzug erhält Russland "zu billigen Preisen einen doch massiven Nachschub an Artilleriemuniton und Panzerabwehrwaffen. Dinge, die Russland dringend braucht", so Mangott. Durch die massiv aufgefahrene Kriegswirtschaft könne Russland zwar 2,5 Millionen Artilleriegeschosse pro Jahr produzieren, in der Ukraine würde die russische Armee aber ein "Vielfaches" mehr benötigen, wie Mangott sagte.
Daher sei die Unterstützung aus Nordkorea in Moskau "höchst erwünscht". Das Image von Kim Jong-un sei in Russland "ganz anders" als im Westen, so Mangott. Daher rechnet er damit, dass das Treffen in Russland als "normales Verhalten zweier Nachbarstaaten" aufgefasst werde.
Die Möglichkeiten, an Munition zu kommen, sind für Putin aber beschränkt: "Es gibt nicht viele Länder, die an Russland Waffen liefern können", sagte der Russland-Experte Mangott. "China will, nach allem, was wir wissen, keine Munition und keine Waffen an Russland liefern. China will aber auch nicht, dass Russland den Krieg in der Ukraine verliert". Deshalb werde man in Peking diese Waffenlieferungen "positiv zur Kenntnis nehmen", so die Einschätzung Mangotts.
Druck der USA
Die US-Regierung hatte in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass Russland Waffensysteme in Nordkorea für die Fortführung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine kaufen könnte. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, drohte, Nordkorea werde innerhalb der internationalen Gemeinschaft einen Preis dafür zahlen, wenn es Russland mit Waffen versorge.
Als Ursache für den russisch-nordkoreanischen Schulterschluss macht Mangott auch die Politik der USA aus. So habe die US-Regierung Südkorea monatelang dazu gedrängt, Waffen an die Ukraine zu liefern. Die Regierung in Seoul "hat das immer abgelehnt". Letztlich gab sie dem Druck aus Washington nach. 500.000 Artilleriegeschosse wurden an die USA geliefert, die wiederum dieselbe Menge dann in die Ukraine lieferten.
Diese indirekte Unterstützung durch Südkorea habe nun in Russland und Nordkorea das Verlangen nach Zusammenarbeit gestärkt, analysiert der Russland-Experte.
Was bedeutet das für die Ukraine?
Eine halbe Million Geschosse mehr, die Russland auf die Ukraine abfeuern kann - einen großen Effekt erwartet Mangott dadurch aber nicht: Es sei "nichts, was jetzt den Ukraine-Krieg entscheiden wird", den anhaltenden Abnutzungskrieg in der Ukraine könne man so aber noch länger fortsetzen.
Zusammenfassung
- Nordkoreas Diktator Kim Jong-un trifft sich mit Wladimir Putin, um einen Deal auszuhandeln: Nordkorea liefert Munition an Russland, dafür bekommt es Nahrung und Energie.
- "Nordkorea braucht von Russland dringend Unterstützung, vor allem in der Satellitentechnologie", erklärte Politikwissenchaftler Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck im PULS 24 Interview.
- Im Gegenzug erhält Russland "zu billigen Preisen einen doch massiven Nachschub an Artilleriemuniton und Panzerabwehrwaffen erhalten wird. Dinge, die Russland dringend braucht", so Mangott.
- Als Ursache für den russisch-nordkoreanischen Schulterschluss macht Mangott auch die Politik der USA aus.
- Eine halbe Million Geschosse mehr, die Russland auf die Ukraine abfeuern kann - einen großen Effekt erwartet Mangott dadurch aber nicht: Es sei "nichts, was jetzt den Ukraine-Krieg entscheiden wird".