"Pilotprojekt" des Vatikans in China geplatzt
Er könne mit den Veränderungen der Zeit "nicht mehr mithalten" und wolle "kein Hindernis" sein, sagte der Weihbischof in einer Ansprache vor Gläubigen. Der Text war am Dienstag im Internet zu finden.
Mit dem Rücktritt platzt ein umstrittenes "Pilotprojekt" des vor zwei Jahren geschlossenen, aber weitgehend geheim gehaltenen Abkommens des Vatikans mit der Patriotischen Vereinigung, wie die Staatskirche in China genannt wird. Im Kern geht es darum, wer katholische Bischöfe in China ernennen darf. Seit der Machtübernahme der Kommunisten 1949 in Peking ist die katholische Kirche in China in eine Untergrundkirche und eine Staatskirche gespalten, die den Papst nicht als Oberhaupt anerkennt - und damit auch nicht seine Bischofsernennungen.
Der 61-jährige Guo Xijin gehört der Untergrundkirche an und hatte 2018 als Teil der umstrittenen Vereinbarung seinen Posten als vom Papst ernannter Diözesanbischof geräumt. Auf Anweisung des Vatikans machte er damit Platz für Zhan Silu, einen Bischof der Staatskirche, und amtierte von da an als Weihbischof (zum Bischof geweihter Kleriker ohne eigene Diözese, Anm.) weiter. Zhan war zuvor sogar exkommuniziert worden, weil er sich im Jahr 2000 ohne Zustimmung des Papstes zum Bischof hatte weihen lassen. Der Schritt wurde als Teil der Abmachung wieder aufgehoben.
Beide Bischöfe sind zentrale Figuren dieser Vereinbarung, die nach dem Wunsch des Vatikans die jahrzehntealte Spaltung der katholischen Kirche in China überwinden soll. Doch berichten Experten von anhaltenden Spannungen zwischen den Vertretern der Staatskirche und jenen, die sich nicht der Kommunistischen Partei unterordnen wollen. Die Untergrundkatholiken stünden auch in der wichtigen Diözese Mindong unter zunehmendem Druck, hieß es.
Der Rücktritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, wo der Papst überlegt, das zunächst auf zwei Jahre begrenzte Abkommen zu verlängern. Die Ergebnisse wurden im Vatikan als "positiv, aber begrenzt" beschrieben. Es soll "für weitere Zeit" fortgesetzt werden. Doch gibt es auch innerhalb der Kirche heftigen Widerstand. Der chinakritische Hongkonger Kardinal Joseph Zen warnte, das Abkommen werde "unsere Kirche umbringen". Der frühere Bischof von Hongkong warf dem Vatikan zudem vor, auch bei der Neubesetzung des Bischofspostens in seiner Diözese Rücksicht auf die kommunistische Führung in Peking zu nehmen.
Nach seinem Rücktritt als Weihbischof will Guo Xijin nur noch Messen im kleinen privaten Kreis feiern. "Ihr müsst daran denken, dass euer Glaube Gott gilt, nicht Menschen. Menschen ändern sich, Gott nicht", sagte Guo den Gläubigen in seiner Ansprache, die ebenso von katholischer wie auch konfuzianischer Demut sowie Selbstkritik geprägt war.
Mehr als die Hälfte der schätzungsweise mehr als zehn Millionen Katholiken in China entziehen sich der Kontrolle des Staates und stehen loyal zum Papst. Dafür sind viele verfolgt worden und werden heute noch zum Ziel von Repressionen. Auch die USA haben den Vatikan nachdrücklich aufgefordert, das Abkommen mit Peking nicht zu verlängern. Bei einem Besuch vor einer Woche in Rom hatte Außenminister Mike Pompeo die Verfolgung religiöser Minderheiten in China als besonders schlimm kritisiert.
Zusammenfassung
- Die Annäherung des Vatikans an die chinesische Staatskirche stößt auf wachsende Unruhe in der Untergrundkirche in China, die dem Papst trotz staatlichen Drucks seit Jahrzehnten die Treue hält.
- Mit dem Rücktritt platzt ein umstrittenes "Pilotprojekt" des vor zwei Jahren geschlossenen, aber weitgehend geheim gehaltenen Abkommens des Vatikans mit der Patriotischen Vereinigung, wie die Staatskirche in China genannt wird.