AFP

Früherer Weggefährte: "Elon ist kein Nazi, aber..."

Ein Hitlergruß bei der Trump-Angelobung, höchst fragwürdige Aussagen bei einer AfD-Veranstaltung - nun gerät Tech-Milliardär Elon Musk auch unter ehemaligen Weggefährten und anderen Milliardären in Verruf. Philip Low und Bill Gates üben öffentlich Kritik.

Beim Wahlkampfauftakt der AfD in Sachsen-Anhalt sorgte der in Südafrika geborene, mittlerweile wohl reichste Mann der Welt, für Jubel. Schließlich sprach er sich vor Anhänger:innen der in Teilen rechtsextremen Partei mehr oder weniger direkt gegen Holocaust-Erinnerung aus.

Man sollte stolz darauf sein, deutsch zu sein. Es gebe "zu viel Fokus auf vergangener Schuld", man müsse das hinter sich lassen. Kinder sollten nicht schuldig für die Sünden ihrer Urgroßeltern sein, meinte der Unternehmer. Ein paar Tage davon machte er bei einer Angelobungsparty von Donald Trump zweimal den Hitlergruß

Nun wenden sich ehemalige Weggefährten und Milliardärs-Kollegen von ihm ab, darunter Microsoft-Gründer Bill Gates und der Neurowissenschaftler und Silicon-Valley-Unternehmer Philip Low

Low veröffentlichte auf LinkedIn und Facebook lange Texte über seinen ehemaligen Geschäftspartner Musk. "Wir schrieben uns häufig SMS. Er kam zu meiner Geburtstagsparty und lud mich zu seinen Partys ein. Er hat mir alles über seine Frauenprobleme erzählt", schrieb Low über Musk, mit dem er später in Los Angeles "abgehängt" sei und der in sein Unternehmen NeuroVigil investiert habe. 

Nach dem Nazi-Gruß habe er Musk aber geschrieben: "Fuck you". Er wolle nichts mehr mit ihm zu tun haben. "I told both him and his wealth manager to fuck off"

"Elon ist kein Nazi, per se"

Er halte Musk aber nicht für einen Nazi "per se", so Low. Musk sei etwas viel Besseres oder etwas viel Schlechteres - wie auch immer man darauf blicke. Die Nazis hätten geglaubt, dass eine "Rasse" über allen anderen stehe - Elon Musk glaube, er selbst stehe über allen anderen. 

Warum hat Musk dann aber zweimal den Hitlergruß gezeigt? Low liefert Erklärungsansätze: So sei Musk laut seinem ehemaligen Geschäftspartner etwa besorgt gewesen, dass der "Nazi-Flügel" der MAGA-Bewegung (Make America Great Again, Anm.) unter Steve Bannon ihn von Trump wegdrängen könnte. Musk habe versucht, seinen Einfluss auf Trump zu vergrößern.

Musks "narzisstisches Ich" habe gehofft, dass das Publikum seinen Hitlergruß nachmache und er damit zeigen könne, wie sehr er die Anhänger:innen kontrolliere.

Der Twitter-Käufer und Tesla-Chef sei zudem verärgert gewesen, dass er "nach Israel und Auschwitz reisen musste, um seine Zustimmung zu einem Nazi-Sympathisanten bei X wiedergutzumachen". Zur Erinnerung: "Jüdische Gemeinschaften" würden "Hass gegen Weiße" schüren, hatte es in dem Posting, das Musk unterstützte, geheißen. 

Musk hätte "genau gewusst, was er tat" und habe auch einen "Nervenkitzel" gesucht, so Low. "Elon ist kein Nazi, aber er hat zweimal den Hitlergruß gemacht, was völlig inakzeptabel ist", schlussfolgert der Neurowissenschaftler und Mathematiker in einem seiner ersten Postings.

Aufruf, Musk zu boykottieren

In weiteren Postings legte Low, dessen Vater den Holocaust überlebte und dessen Großeltern von den Nazis in Auschwitz ermordet wurden, dann sogar noch nach. Musk wolle die Welt beherrschen und sich "seine Welt" formen. Man sollte deswegen aufhören, für ihn zu arbeiten und sich von ihm ausbeuten lassen, man sollte seinen Tesla und Tesla-Aktien verkaufen und sich von "X" (vormals Twitter) abmelden, ruft er auf. 

"Schweigen ermutigt den Peiniger, niemals den Gepeinigten", zitierte Low den Holocaust-Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elieser Wiesel. 

Gates sieht "insane shit"

Low legte aber auch offen, dass er Musk 2021 aus seiner Firma geworfen habe: "Seine Machtgier ist auch der Grund, warum er xAI und Neuralink gegründet hat, um mit OpenAI bzw. NeuroVigil (Lows Firma, Anm.) zu konkurrieren, obwohl er mit diesen Unternehmen verbunden ist. Im Gegensatz zu Tesla und Twitter, war er nicht in der Lage, diese Unternehmen zu erobern und versuchte, Rivalen zu schaffen. Ich habe ihn im Dezember 2021 aus gutem Grund entlassen".

Das einzige, was Musk jemals selbst erfunden habe, sei der Kult um seine Person. 

Bill GatesAPA/APA (AFP/GETTY)/BENNETT RAGLIN

Bill Gates

Die jüngsten Auffälligkeiten Musks riefen aber noch einen weiteren US-Milliardär auf den Plan: Microsoft-Gründer Bill Gates sagte der "Sunday Times", dass er es für "insane shit" halte, dass Musk Wahlen in Deutschland und Großbritannien beeinflussen will, in dem er rechtsextreme Politiker:innen unterstütze. 

"Andere Länder sollten vielleicht Schutzmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass superreiche Ausländer ihre Wahlen nicht verzerren", so Gates, der im US-Wahlkampf Kamala Harris unterstützt hatte, sich zuletzt aber mit Trump zu einem Gespräch getroffen hatte.

Video: Elon Musk unterstützt AfD

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Hitlergruß bei der Trump-Angelobung, höchst fragwürdige Aussagen bei einer AfD-Veranstaltung - nun gerät Tech-Milliardär Elon Musk auch unter ehemaligen Weggefährten und anderen Milliardären in Verruf.
  • Philip Low und Bill Gates üben öffentlich Kritik.