APA/APA (AFP)/ALBERTO PIZZOLI

Papst: Europa soll zu brüderlicher Einheit zurückfinden

Vor dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag hat Papst Franziskus bei der Frühmesse am Mittwoch im Gästehaus Santa Marta im Vatikan Europa aufgerufen, zu seiner "brüderlichen Einheit" zurückzufinden. Dies sei vor allem in Zeiten der Coronavirus-Pandemie wichtig, sagte der Heilige Vater.

Vor dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag hat Papst Franziskus bei der Frühmesse am Mittwoch im Gästehaus Santa Marta im Vatikan Europa aufgerufen, zu seiner "brüderlichen Einheit" zurückzufinden. Dies sei vor allem in Zeiten der Coronavirus-Pandemie wichtig, sagte der Heilige Vater.

"In dieser Zeit, in der Geschlossenheit unter uns notwendig ist, beten wir heute für Europa, damit es jene brüderliche Einheit erreicht, von der die Gründungsväter der Europäischen Union geträumt hatten", sagte Franziskus. Der EU-Gipfel befasst sich mit weiteren Wiederaufbauhilfen in der Coronakrise. Dabei gibt es etliche Meinungsverschiedenheiten, u.a. über die Einführung von gemeinsamen Anleihen (Corona-Bonds).

Der Papst hielt die Messe in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta. Der Vatikan übertrug den Gottesdienst als Livestream. Seit Ausbruch der Pandemie widmet Papst Franziskus seine tägliche Frühmesse in Santa Marta immer einer bestimmten Personengruppe, die besonders betroffen ist, oder Themen in Zusammenhang mit der Coronakrise.

Die Coronavirus-Pandemie belastet die ohnehin bereits wackeligen Finanzen des Vatikan. Der kleinste Staat der Welt, der laut Medieninformationen schon seit dem vergangenen Jahr gegen ein Defizit von 70 Millionen Euro kämpft, muss nun auch die ausfallenden Einnahmen durch die seit dem 8. März geschlossenen Vatikanischen Museen verkraften.

Experten schätzen, dass der Vatikan allein im März bis zu zehn Millionen Euro an Einnahmen verloren haben könnte. Im April mit dem Osterfest, während dessen der Vatikan normalerweise von Pilgern aus aller Welt geradezu gestürmt wird, dürfte der Fehlbetrag noch höher sein, kalkulieren die Experten. Die Vatikanischen Museen, die jährlich circa sechs Millionen Besucher pro Jahr vermelden, blieben zwischen März und April bereits auf einer Million Eintrittskarten sitzen.

Solche Ausfälle bei den Einnahmen sind ein großes Problem für den Mini-Staat am Tiber: Er hebt keine Steuern ein, sondern lebt von Spenden und Eintrittsgeldern, muss jedoch für hohe Personalkosten aufkommen. Die Vatikanischen Museen sind seit jeher eine der wichtigsten Einnahmequellen des Vatikan, die das Defizit in anderen Bereichen abdecken. Touristen dürfen außerdem nicht mehr die Sommerresidenz der Päpste in Castel Gandolfo südlich von Rom besuchen. Auch dafür hatte der Vatikan Eintrittsgeld kassiert.

Die finanzielle Lage des Vatikan ist derart prekär, dass bereits eine Reihe von Maßnahmen zur Ausgabenreduzierung beschlossen wurde. So sollen mehrere befristete Arbeitsverträge nicht verlängert werden. Geplante Neuanstellungen und Beraterverträge wurden auf Eis gelegt. Beim Heiligen Stuhl kommen die Spenden vor allem aus der jährlichen weltweiten Kollekte für den Papst, dem "Peterspfennig", sowie aus freiwilligen Überweisungen von Diözesen, etwa aus den USA, Deutschland, Italien oder Polen. Wegen des Missbrauchsskandals haben Spenden aus den USA deutlich nachgelassen.

Die einflussreiche Vatikanische Güterverwaltung (APSA), die das große, vor allem in Rom konzentrierte Immobilienvermögen des Vatikan verwaltet, muss ebenfalls mit fehlenden Mieteinnahmen rechnen. Viele Mieter sind wegen der Coronakrise derzeit zahlungsunfähig. APSA zeigte sich daher bereit, bei den Mietzahlungen mehr Zeit zu gewähren.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag hat Papst Franziskus bei der Frühmesse am Mittwoch im Gästehaus Santa Marta im Vatikan Europa aufgerufen, zu seiner "brüderlichen Einheit" zurückzufinden.
  • Dies sei vor allem in Zeiten der Coronavirus-Pandemie wichtig, sagte der Heilige Vater.
  • Der Papst hielt die Messe in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta.
  • Der Vatikan übertrug den Gottesdienst als Livestream.