Neuer Block von Akw Mochovce wird mit Brennstäben beladen
"Das ist eine sehr gute Nachricht nicht nur für die Slowakei, in diesen Zeiten auch für ganz Europa. Denn wir bringen direkt aus EU-Gebiet so sehr notwendigen Strom auf den Markt," erklärte Heger. Der Anteil von Atomstrom am Energiemix der Slowakei steigt damit von 52 auf 65 Prozent, nach erreichen der vollen Leistung werde das Land bei Stromproduktion autark, fügte er hinzu.
Mit der Beladung mit Brennstäben beginne das "aktive Leben des dritten Blocks", sagte SE-Chef Strycek. Die Aufstockung mit insgesamt 349 Brennstäben wird 108 Stunden lang dauern. Danach sollen Drucktests eingeleitet werden, in rund einem Monat werde die Kettenreaktion eingeleitet. Mit voller Leistung sollte der 3. Block zu Anfang nächsten Jahres laufen.
Heftige Kritik gab hingegen es von der österreichischen Umweltorganisation Global 2000, die in einer Aussendung von einem "Versagen der nationalen Atomaufsichten" sprach und personelle Verstrickungen zwischen der slowakischen Atomaufsicht UJD und dem Kraftwerksbetreiber SE anprangerte. Die Organisation forderte die österreichische Bundesregierung und besonders Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf, "das Problem-AKW Mochovce zur Chefsache zu machen, wie im Regierungsprogramm vorgesehen. Die Bundesregierung sollte umgehend das Thema bei der Vereinigung der Europäischen Aufsichtsbehörden ENSREG einbringen und sich mit Reformvorschlägen an die EU-Kommission wenden".
Auch die österreichischen Grünen protestierten gegen die Inbetriebnahme des Reaktorblocks. "Mit diesem Schritt beginnt die Verstrahlung der Anlage durch die Brennstäbe. Das haben wir uns in Zwentendorf zum Glück erspart. Die Sicherheitsfragen sind aber nach wie vor offen und mit dem geplanten Start des AKWs wird das atomare Risiko in Europa und vor allem auch für Österreich weiter erhöht", so der Anti-Atom-Sprecher der Grünen, Martin Litschauer, in einer Aussendung. "Wie die AKW in der Ukraine zeigen, sind diese Anlagen auch durch terroristische Drohungen und im Kriegsfall extremen Gefahren ausgesetzt. Deshalb kann die Antwort auf den russischen Angriffskrieg nicht die Inbetriebnahme von Atomreaktoren sein, die erstens eine atomare Bedrohung darstellen und zweitens auch noch vom Uran aus Russland abhängig sind, denn ein Großteil der Brennstoffes kommt genau von dort."
Der neue Block im westslowakischen Mochovce, rund 120 Kilometer von Bratislava entfernt, wird dann rund 13 Prozent des Stromverbrauchs der Slowakei decken und die Leistung des gesamten AKW Mochovce um nahezu die Hälfte erhöhen. Die Fertigstellung des ganzen Projekts dauerte zwölf Jahre lang, ursprünglich wurde mit einer Bauzeit von vier Jahren gerechnet. Die Kosten sind in der Zwischenzeit von 2,8 auf 6,2 Milliarden Euro geklettert.
Die slowakische Atomaufsicht UJD hatte eine Genehmigung für die Inbetriebnahme von Mochovce 3 bereits im Mai letzten Jahres erteilt. Diese Entscheidung wurde von Global 2000 angefochten, die drohende Risiken durch den Betrieb der Nuklearanlage beanstandete. Die UJD hat am 25. August in einem fast 140-seitigen Dokument alle Einwände der Aktivisten abgewiesen und der Inbetriebnahme des dritten. Blocks definitiv grünes Licht gegeben.
Mit dem Bau des dritten Blocks in Mochovce war bereits 1987 begonnen worden. Nach einer langen Unterbrechung der Arbeiten haben die SE im November 2008 die Fertigstellung eingeleitet. Der neue Block hat eine installierte Leistung von 471 Megawatt. Ein vierter Block in Mochovce, derzeit ebenfalls in Bau, könnte frühestens im Mai 2024 in Betrieb gehen. Der Staat ist mit 34 Prozent an slowakischen Kernkraftwerken beteiligt.
Zusammenfassung
- Im dritten Block des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce ist am Freitag kurz nach Mitternacht die Beladung mit Brennstäben begonnen worden.
- Mit voller Leistung sollte der 3. Block zu Anfang nächsten Jahres laufen.
- Auch die österreichischen Grünen protestierten gegen die Inbetriebnahme des Reaktorblocks.
- Der neue Block hat eine installierte Leistung von 471 Megawatt.
- Der Staat ist mit 34 Prozent an slowakischen Kernkraftwerken beteiligt.