Nehammer empfing südkoreanischen Premier Han in Wien
Großes Kooperationspotenzial mit Südkorea ortete Nehammer in den Bereichen Forschung und Innovation. So gelte es neben der Abhängigkeit von russischem Gas auch jene von Halbleitern aus Taiwan oder von Photovoltaik und Batterien aus China zu reduzieren. Es müsse im Sinne der Europäischen Union sein, sich hier möglichst breit aufzustellen, sagte der Bundeskanzler. Um einen neuen kalten Krieg zu vermeiden, sei es nötig, in klaren und offenem Dialog zu bleiben, betonte Nehammer. So könne Südkorea auch ein wichtiger Partner bei der Produktion von grünem Wasserstoff oder E-Fuels werden.
Han sagte, dass Österreich "ein starkes Rückgrat bei mittelständischen Unternehmen" besitze und die seit 2021 bestehende strategische Partnerschaft, die es seit 2021 zwischen Österreich und Südkorea gebe, weiter vertieft werden solle. "Wir haben gemeinsame Werte wie eine freiheitliche Demokratie", sagte Han, der seinen Besuch als einen weiteren Schritt zur Vertiefung der Beziehungen bezeichnete. "Unsere Sorgen gegenüber Nordkorea werden von Österreich geteilt", sagte Han. Die komplette nukleare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel sollte das Ziel sein, zeigten sich beide Regierungschefs einig. Auch für eine friedliche Lösung in der Ukraine wollen sich beide einsetzen, sagte Han.
Die Gefahr eines militärischen Eingreifens Chinas im Konflikt um Taiwan, könne nur dadurch verhindert werden, wenn man von China "Dialog und Zusammenarbeit" einfordere, erklärte Han weiters. Europa spiele diesbezüglich eine wichtige Rolle. Korea sei jedenfalls bemüht, die Volksrepublik China weiter in die internationale Ordnung einzubinden.
Südkorea gilt als einer der engsten Verbündeten des Westens in Ostasien. Angesichts der Gefahr einer militärischen Eskalation rund um den Taiwan-Konflikt versucht das Land auch historische Differenzen mit Japan zu überwinden. Die beiden ostasiatischen Industriestaaten bauten in den vergangenen Monaten auch ihre Beziehungen zu ihrer Schutzmacht USA aus. Südkorea hatte sich einem von den USA eingeforderten Ausfuhrverbot von Chips nach China angeschlossen.
Österreich ist an einer Stärkung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen gelegen. Auf Einladung der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) kommt der südkoreanische Premier am Dienstag mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP), WKO-Präsident Harald Mahrer sowie Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen. Südkorea zähle zu den innovativsten Ländern weltweit, betonte Kocher im Vorfeld des Treffens. "Insbesondere im Bereich der nachhaltigen Transformation und im Maschinenbau gibt es gute Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Firmen", so Kocher. "Südkorea ist in Asien nach China und Japan unser drittwichtigster Exportmarkt. Unser Ziel ist es, dieses große Potenzial für die wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter auszuschöpfen", sagte Kocher weiters.
"Wie kaum ein anderes Land ist es der Republik Korea gelungen, sich als globaler Hotspot für Zukunftstechnologien zu positionieren. Internationale Tech-Giganten sowie Startup- und Innovationshubs verhelfen dem Innovationsmotor zu hohen Drehzahlen", erklärte Mahrer. Erst Ende Oktober hatte Han Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) in Seoul empfangen, der in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Treffen und Reisen - unter anderem nach Vietnam - die strategische Zuwendung Österreichs nach Asien betonte.
Am Dienstagnachmittag wird Han zum Abschluss seines Besuches in Österreich noch das neue neuen "Korea Kulturzentrum" der Botschaft der Republik Korea eröffnen.
Zusammenfassung
- Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat am Montagabend den südkoreanischen Premierminister Han Duck-soo mit militärischen Ehren in Wien empfangen.
- Anlass des Besuchs ist das 130-jährige Jubiläum der Aufnahme bilateraler Beziehungen zwischen Wien und Seoul.
- "Wir haben viel darüber gesprochen, wie wir die Beziehungen weiter ausbauen können", sagte Nehammer im Anschluss.
- "Unsere Sorgen gegenüber Nordkorea werden von Österreich geteilt", sagte Han.