Vorarlberger Wirtschaftsbund-Chef: "Müssen über 45-Stunden-Woche nachdenken"
"Schaffa, schaffa, Hüsle baua" - den Vorarlberger Fleiß zeigt man auch gerne jenseits des Arlbergs. Im fleißigen Ländle sollte man deshalb auch länger arbeiten dürfen, meinte der Vorarlberger Wirtschaftsbund-Direktor Christoph Thoma.
"Wenn die SPÖ über 32 Stunden Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich spricht, dann müssen wir auch über 45 Stunden bei mehr Gehalt und einer steuerlichen Entlastung nachdenken, denn Menschen, die arbeiten wollen, sollen auch dürfen", sagte Thoma dem "Bludenzer Anzeiger".
Mitarbeiter "verheizen"
Von diesem Vorstoß zu längeren Arbeitszeiten zeigte sich die Arbeiterkammer Vorarlberg empört und warnt in einer Aussendung vor einer "drastischen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen". "Auch die Landesregierung kann kein Interesse daran haben, seine guten Mitarbeiter:innen zu verheizen", so AK-Vizepräsidentin und SPÖ-Vorarlberg Klubobfrau Manuela Auer.
"Vorarlberg ist weltweit für seinen Fleiß bekannt, aber die Forderung nach einer 45-Stunden-Woche ist entschieden abzulehnen", meinte dazu Wolfgang Fritz von der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen (FSG). Falls der Wirtschaftsbund auf dieser Position beharre, denke man bei der FSG deshalb über "scharfe Maßnahmen" nach.
ÖVP Vorarlberg sieht "Missinterpretation"
"In der ÖVP Vorarlberg denkt niemand über eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit nach", hieß es von der Vorarlberger Volkspartei dazu auf PULS 24 Nachfrage. Stattdessen gehe es darum, "weitere Leistungsanreize für die arbeitenden Menschen" zu schaffen.
Thoma fühle sich zudem wissentlich "missinterpretiert". Das stellte er auch in einem Facebook-Posting fest. Niemand würde von einer 45-Stunden-Woche sprechen, aber: "Ja, Menschen, die bereit sind, mehr als 40 Stunden in der Woche zu arbeiten, sollen das dürfen", so Thoma. Entsprechende Überstunden sollen steuerlich begünstigt werden.
ÖVP klar gegen 32-Stunden-Woche
Eine 32-Stunden-Woche, wie von SPÖ-Chef Andreas Babler gewünscht, ist für die Vorarlberger ÖVP nicht denkbar. Man befürchte dadurch "Einbußen für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes und Abwanderung von Betrieben", außerdem sei dies in vielen Bereichen schlicht nicht umsetzbar, hieß es gegenüber PULS 24. Deshalb stehe eine 32-Stunden-Woche "im klaren Gegensatz zur Haltung der Volkspartei".
Zusammenfassung
- Der Vorarlberger Wirtschaftsbund-Chef und ÖVP-Landtagsabgeordnete Christoph Thoma sagte, dass man über eine 45-Stunden-Woche nachdenken soll.
- Die Vorarlberger Arbeiterkammer zeigt sich empört und warnt in einer Aussendung vor einer "drastischen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen".
- "In der ÖVP Vorarlberg denkt niemand über eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit nach", hieß es von der Vorarlberger Volkspartei dazu auf PULS 24 Nachfrage.
- Stattdessen gehe es darum, "weitere Leistungsanreize für die arbeitenden Menschen" zu schaffen.