Moskau weist Beteiligung an Explosion in Tschechien zurück
Die Zahl russischer Diplomaten im Land könnte dauerhaft beschränken werden, erklärte der interimistisch auch als Außenminister amtierende Vize-Regierungschef und Innenminister Jan Hamacek am Montag vor Journalisten. Weitere Schritte gegen vermutete russische Agententätigkeiten im Land wolle die Regierung noch beraten. Er selbst habe bereits die EU- und NATO-Partner über den diplomatischen Streit mit Russland informiert und sie um "Zeichen der Solidarität" mit Prag gebeten.
Der sozialdemokratische Politiker zeigte sich überrascht, wie heftig Russland auf die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten aus Tschechien reagiert habe. Dass Russland seinerseits tschechische Diplomaten ausweisen werde, sei zwar zu erwarten gewesen, aber in einer weniger drastischen Form. Die russische Reaktion sei "um eine Stufe höher gewesen, weil sogar der Stellvertreter des Botschafters ausgewiesen wurde". Nach der Ausweisung von insgesamt 20 Mitarbeitern der diplomatischen Vertretung Tschechiens in Russland sei die Botschaft in Moskau nun de facto lahmgelegt und könne nur mehr dringendste konsularische Aufgaben erledigen.
Auch das russische Außenministerium beklagte, dass auf russischer Seite von der tschechischen Ausweisung insgesamt 62 Menschen, darunter 28 Kinder, betroffen seien. "Das ist tatsächlich eine nie dagewesene Geschichte", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, dem Staatsfernsehen in Moskau zufolge. Das Ministerium untersagte es nun zudem russischen Staatsbürgern, bei der tschechischen Botschaft zu arbeiten.
Auch bei der US-Botschaft dürfen keine Russen mehr arbeiten. Diese Strafmaßnahme hatte Russland erstmals ergriffen, als in der vergangenen Woche zehn russische Diplomaten ausgewiesen wurden.
Sacharowa begründete das Arbeitsverbot mit einer möglichen Anwerbung russischer Bürger durch die westlichen Botschaften, für die Geheimdienste anderer Staaten zu arbeiten. Für viele Russen ist die Arbeit in westlichen Botschaften attraktiv, weil sie dort meist deutlich mehr Geld verdienen als auf dem russischen Arbeitsmarkt.
In dem Munitionslager in Vrbetice im Osten des Landes war es im Oktober und Dezember 2014 zu mehreren Explosionen gekommen. Dabei kamen zwei Beschäftigte einer Rüstungsfirma ums Leben, zudem entstand hoher Sachschaden.
Zusammenfassung
- Russland hat Vorwürfe Tschechiens entschieden zurückgewiesen, an der Explosion eines Munitionslagers 2014 beteiligt gewesen zu sein.
- Tschechien erwägt unterdessen an, dass es dauerhaft weniger russische Diplomaten im Land geben solle.
- Der sozialdemokratische Politiker zeigte sich überrascht, wie heftig Russland auf die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten aus Tschechien reagiert habe.
- Auch bei der US-Botschaft dürfen keine Russen mehr arbeiten.